Bundesliga:Umstrittener BVB-Sieg: Alle entschuldigen sich beim Verlierer

Borussia Dortmund v FC Ingolstadt - Bundesliga

Thomas Tuchel und Ralph Hasenhuettl: Viel zu besprechen nach dem Spiel

(Foto: Bongarts/Getty Images,)

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Der Ingolstädter Trainer Ralph Hasenhüttl zog ein grimmiges Gesicht und musste vor seiner Spielanalyse ausdrücklich darauf hinweisen, dass es ihm diesmal schwerfalle, dem siegreichen Gegner zu gratulieren. "Drei Entscheidungen mit Tragweite sind heute gegen uns gefallen", sagte Hasenhüttl wütend und setzte den Dortmunder Trainer Thomas Tuchel mit dieser These unter Druck. Tuchel zeigte Verständnis. "Ich verstehe Ralphs Unmut", sagte er und gestand, dass es in der ersten Halbzeit einen Elfmeter für Ingolstadt und in der zweiten Halbzeit die Anerkennung für ein Eigentor von Mats Hummels sowie in der Schlussphase die Aberkennung eines Abseitstors durch Pierre-Emerick Aubameyang hätte geben können.

Vor allem die ersten beiden Situationen, sagte Tuchel, "waren für mich zwar keine Fehlentscheidungen, aber sie hätten auch anders und also zu unseren Ungunsten ausgelegt werden können." Deshalb, und weil die beiden Dortmunder Treffer durch Pierre-Emerick Aubameyang erst in den letzten 13 Minuten gefallen sind, und das erste Tor eindeutig aus einer Abseitsposition entstand, war der 2:0 (0:0)-Sieg von Borussia Dortmund gegen den FC Ingolstadt schmeichelhaft.

Tuchel und Hummels für Videobeweis

Der erste Treffer des Gabuners ließ die Diskussion um den Videobeweis neuerlich hochkochen. Tuchel sprach sich vehement dafür aus. Zumal es ja eine Art Videobeweis gegeben hatte: Die Dortmunder Stadionregie hatte die strittige Szene direkt nach dem Tor auf der Videoleinwand gezeigt. "Es war schwer zu übersehen. Ich glaube, dass der Schiedsrichter es nicht gesehen hat und ich glaube zweitens, dass er es nicht darf (das Tor zurücknehmen, die Red.). Aber ich bin glühender Verfechter davon, alle Tore zu überprüfen", sagte Tuchel. Ingolstadts Kapitän Marvin Matip sagte zur Entscheidung der Dortmunder, sich selbst via Videoleinwand zu überführen: "Dortmund war so clever und hat das Tor über die Videoleinwand gezeigt. So viel Dummheit muss eigentlich bestraft werden."

Ansonsten witterte Matip im Eifer der Erregung eine Verschwörung gegen den Aufsteiger. "Ich will niemanden beschuldigen, aber ich fühle mich heute hier um unseren Ertrag gebracht, ich fühle mich betrogen", sagte er. Das konnte auch BVB-Verteidiger Mats Hummels verstehen. Über den Ärger der Gäste sagte er: "Das ist absolut nachvollziehbar. Wenn man ein Abseitstor kassiert und die Heimmannschaft den Fehler macht, es auf der Videoleinwand einzublenden, dann ist das doppelt und dreifach ärgerlich." Auch er sprach sich klar für den Videobeweis aus. "Es wäre wichtig, wenn nur regelkonforme Tore fallen. Gefühlt müsste man bei zehn bis 15 Prozent der Tore anders entscheiden", sagte er.

Schiedsrichter Winkmann entschuldigt sich

Auch Schiedsrichter Guido Winkmann entschuldigte sich. "Fakt ist, es ist Abseits. Fakt ist, es ist spielentscheidend. Fakt ist auch, dass wir über zwei weitere Szenen diskutieren. Dann trifft es dreimal Ingolstadt. Das Theater ist groß, aber der Umgang der Ingolstädter nach dem Spiel ist sehr respektvoll. Das muss man positiv erwähnen. Selbst wenn ich das Abseitstor auf der Leinwand gesehen hätte, dann hätte ich es nicht zurücknehmen dürfen. Es war eine Tatsachenentscheidung."

Im Grunde hatten die Dortmunder froh sein müssen, zur Pause nicht zurückzuliegen. Ihnen selbst war in der ersten Halbzeit nicht viel gelungen, stattdessen hatte Ingolstadts neuer Stürmer Dario Lezcano in der 29. Minute die große Chance zur Führung. Allein war er nach einem langen Ball vom eigenen Keeper Ramazan Özcan auf den BVB-Torwart Roman Bürki zugelaufen, hatte ihn bereits überlupft und musste sich in letzter Sekunde vom Dortmunder Innenverteidiger Mats Hummels unter fragwürdigem Handeinsatz an der Schulter stören lassen. Dadurch konnte er den Ball nicht mehr aufs leere Tor schießen.

Hummels beinahe mit dem Eigentor des Jahres

Die Dortmunder lobten hernach sachlich das Ingolstädter Pressing. "Sie verteidigen gut und machen es einem schwer", sagte Dortmunds Gonzalo Castro. Mit ihrem mutigen, hohen Spiel machten die Ingolstädter den einfallslosen Gastgebern auch nach der Pause das Leben schwer. Adrian Ramos über Rechts und Henrikh Mkhitaryan über Links brachten wenig Gefahr. Moritz Hartmann, Lezcano und Matthew Leckie hingegen waren bei Kontern stets gefährlich. "Wir haben überragend gespielt", lobte Hasenhüttl, "viel besser können wir es nicht, und wenn nicht einmal solch eine Leistung reicht, dann ist es schwer zu erklären."

In der 66. Minute wurde es kurios: Hummels wollte den Ball in Unkenntnis einer kreativen Spielidee zum eigenen Torwart Bürki zurückspielen, dabei geriet ihm der Schuss allzu hoch und weit und flog aus 20 Metern über Bürki hinweg ins eigene Tor. Die Ingolstädter jubelten bereits, doch Winkmann pfiff die Aktion ab, weil Lezcano Hummels während des Rückpasses von hinten attackiert hatte. Das eigentliche Foul geschah aber wohl erst nachdem Hummels den Ball aufs Tor geschossen hatte. Winkmann pfiff ab, es wäre sonst das kurioseste Eigentor der Saison gewesen. So aber traf Aubameyang in der 77. Minute aus dem Abseits und machte den Sieg dann vier Minuten vor Schluss mit seinem 20. Saisontreffer wasserdicht.

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