Bundesliga:TV-Gelder im Fußball: Seifert fordert Ruhe

German League Association Extraordinary General Assembly - Press Conference

Die Profi-Klubs sollten schnell ihre Debatte über die Verteilung der TV-Gelder einstellen, fordert Christian Seifert, Chef der Deutschen Fußball-Liga.

(Foto: Simon Hofmann/Getty Images)

Tagelang stritt der deutsche Fußball über die Verteilung der TV-Gelder. Die Vollversammlung der Klubs brachte ungewohnt deutliche Worte.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Etwas mehr als drei Stunden saßen die Vertreter der Liga zusammen, und als die Sitzung beendet war, hatten ihre Spitzen einige klare Botschaften zu überbringen. Die eine davon richtete sich nach innen, an die 36 Profi-Klubs: Diese sollten schnell ihre Debatte über die Verteilung der TV-Gelder einstellen, gab Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), zu verstehen. Die andere Botschaft richtete sich an das Amateurlager des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und deren Kandidaten fürs Präsidentenamt, den CDU-Politiker Reinhard Grindel: Der war zwar Gast beim Liga-Treffen, aber eine klare Unterstützung blieb aus. Im Gegenteil: Liga-Präsident Reinhard Rauball räsonierte gar über die Möglichkeit, einen eigenen Kandidaten ins Spiel zu bringen.

In den Tagen vor der Sitzung hatte es zum Teil heftige Debatten über die Verteilung der TV-Gelder gegeben. Formaler Anlass war ein Antrag des FC St. Pauli, nach dem Werksklubs wie Bayer Leverkusen von den Einnahmen ausgeschlossen werden sollten. Doch der Vorschlag war so nicht mehrheitsfähig, noch am Morgen vor der Sitzung zog der Klub ihn zurück. Es sei "nicht der richtige Zeitpunkt" gewesen, räumte Pauli-Manager Andres Rettig ein. Der Antrag diente aber auch als Ventil und befeuerte die Debatte um die Verteilung der TV-Gelder neu. Der Branchenprimus FC Bayern, die Vertreter der Traditionsvereine, die Werksklubs - viele meldeten Ansprüche an, zum Verdruss der DFL-Spitze. "Wir haben unsere Einschätzung mitgeteilt, dass die Liga bei dem Thema ein einheitliches Bild abgeben soll. Unsere Partner erwarten Sicherheit und Verlässlichkeit", sagte Seifert. "Insofern waren die Diskussionen der letzten Tage unglücklich, aber ich gehe davon aus, dass die mit dem heutigen Tag beendet sind." Die Debatte soll erst weitergehen, wenn klar ist, wie viel die Liga mit dem neuen TV-Vertrag erlösen kann; aktuell sind es jährlich 850 Millionen Euro, viele hoffen auf eine Milliarde Euro per annum. Das Konzept liegt derzeit zur Prüfung beim Kartellamt, im ersten Halbjahr 2016 soll der Vertragsabschluss über die Bühne gehen. Zumindest indirekt hatte der FC Bayern damit gedroht, aus der Zentralvermarktung auszusteigen, falls er nicht mehr Geld bekommt. Seifert sprach sich am Mittwoch klar für die Zentralvermarktung aus. Zugleich machte er den Spitzenklubs mit Blick auf die künftige Verteilung aber ein Zugeständnis: "Es ist nicht verboten, über Leistungsparameter nachzudenken." Das Einzige, was die Vereine ab 2017 individuell vermarkten können, sind die Trikotärmel. Auf diesen warb bisher der Logistik-Dienstleister Hermes, was allen Klubs zusammen einen hohen einstelligen Millionenbetrag einbrachte. Ein echter Friedensschluss in der TV-Gelder-Debatte war das Treffen am Mittwoch trotz Seiferts klarer Worte aber vermutlich nicht. Sie dürfte sich jetzt nur von der offenen Bühne ins stille Kämmerlein verlagern.

Angesichts des inneren Disputes war es der Liga wohl gar nicht unrecht, dass sie sich auch noch mit einer Personalie beschäftigen konnte, in der es deutlich größere Einigkeit gibt. Die Amateure hatten vor wenigen Wochen den Schatzmeister und Bundestagsabgeordneten Reinhard Grindel einstimmig als Nachfolger-Kandidat für Wolfgang Niersbach an der DFB-Spitze nominiert. Die Kritik mancher Ligavertreter war groß am eiligen Vorstoß, aber auch an der Person Grindel, der im Profibetrieb bisher weitgehend unbekannt war. Am Mittwoch stellte er sich vor und tat anschließend kund, er "glaube nicht, dass es da noch Vorbehalte gibt".

Bei Liga-Boss Rauball klang das deutlich anders. Wenn die WM-Affäre auf- und der konkrete Zeitplan für eine Neuwahl ausgearbeitet ist, "werden wir entscheiden, wen wir aus der Liga ins Rennen schicken oder wen wir dann wählen". Die Liga habe einige Vorstellungen von der DFB-Zukunft, und wenn Grindel die erfülle, "wird er von uns auch gewählt", so Rauball.

Die Liga hat aber nur indirekt Einflussmöglichkeiten. Beim Bundestag stellen die Amateure die Mehrheit der Delegierten. Bis zur Neuwahl wird es auch noch ein wenig dauern. Alle Beteiligten wollen erst den Bericht der Anwaltskanzlei Freshfields zur Affäre um die WM 2006 abwarten, um gegebenenfalls strukturelle Konsequenzen zu ziehen. Dieser Report war ursprünglich für Ende 2015 terminiert, jetzt wird er Grindel zufolge "frühestens im Februar" publiziert. Gemäß Satzung braucht ein außerordentlicher Bundestag neun Wochen Vorlauf. Das würde bedeuten, dass es mindestens April wird, bis der neue DFB-Chef endgültig feststeht.

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