Bundesliga:Transfermeister FC Bayern

Der VfL Wolfsburg verpflichtet einen Weltmeister, Werder Bremen holt ein bosnisches Talent. Die wahren Meister der Sommer-Transfers sind die Verantwortlichen des FC Bayern.

Jürgen Schmieder

Das Management des FC Bayern, das muss einmal gesagt werden, dieses Management, dem immer wieder das Fehlen von Transfercoups vorgeworfen wird, dieses Management also kann die gelungensten Transfers des Sommers vorweisen. Offiziell wird bei den Zugängen nur Tim Borowski vermeldet. Dessen Einsatzzeit bei der EM als sogenannter Back-up von Michael Ballack wurde dadurch enorm reduziert, dass Ballack im Gegensatz zur WM 2006 keinen Back-up brauchte.

Bundesliga: Drei neue Spieler für den FC Bayern: Philipp Lahm, Miroslav Klose, Bastian Schweinsteiger

Drei neue Spieler für den FC Bayern: Philipp Lahm, Miroslav Klose, Bastian Schweinsteiger

(Foto: Foto: dpa)

Inoffiziell haben sich die Münchner die Dienste von vier weiteren Spielern gesichert: Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Miroslav Klose und Lukas Podolski. Natürlich könnte man nun behaupten, die vier wären bereits vor der EM Angestellte des FC Bayern gewesen, aber das darf nun nicht als Ausrede für die Transferkünste gelten. Die Nationalspieler unterscheiden sich nämlich erheblich von den gleichnamigen Bayern-Profis.

In der vergangenen Saison spielten ein formschwacher Mittelfeldspieler (Schweinsteiger), zwei formschwache Stürmer (Podolski, Klose) und ein durchschnittlicher Außenverteidiger (Lahm) beim FC Bayern, nun darf sich Klinsmann auf zwei torgefährliche Außenspieler (Schweinsteiger, Podolski), einen wiedererstarkten Stürmer (Klose) und auf einen nach vorne wie hinten brandgefährlichen Verteidiger (Lahm) freuen - und alle sind ablösefrei. Da kann der VfL Wolfsburg noch so viele Weltmeister holen - unter anderem verpflichtete der Verein Cristian Zaccardo -, gegen diese vier Spieler sieht alles andere mickrig aus.

Ohne diese wirklich geschickten Transfers müsste man nämlich behaupten, dass der letzte wahre Transfercoup des FC Bayern aus dem Jahr des Pferdes im chinesischen Kalender stammt: 1990. Damals wurde Christian Ziege ablösefrei von Hertha Zehlendorf geholt.

Freilich hat der FC Bayern in vergangenen Jahren phänomenale Spieler verpflichtet: Allein im vergangenen Jahr unterschrieben Franck Ribéry (25 Millionen Euro), Miroslav Klose (12 Millionen), Marcell Jansen (12 Millionen), Breno (12 Millionen) und Luca Toni (11 Millionen). Sie fallen jedoch nicht unter die Definition des Begriffs Transfercoup. Dazu gehören Spieler, die entweder dem internationalen Publikum weitgehend unbekannt sind oder Spieler, die bei ihrem gegenwärtigen Klub unglücklich - und deshalb für eine geringe Ablösesumme zu haben sind. Danach müssen sie sich in bestechender Form präsentieren, ins Mannschaftsgefüge passen und sich bestenfalls mit Gewinn verkaufen lassen.

Ein Beispiel eines offenbar verpassten Transfercoups des FC Bayern ist der russische Mittelfeldspieler Andrej Arschawin. Der soll vor wenigen Jahren nicht nur den Münchnern, sondern auch dem Hamburger SV für eine Ablösesumme von 500.000 Euro angeboten worden sein. Bekanntlich spielt Arschawin immer noch bei Zenit St. Petersburg, der FC Barcelona soll nach formidablen Leistungen bei der EM 15 Millionen Euro geboten haben.

Es gibt auch die negativen Coups - dafür könnte man ohne größere Bedenken das Transfer-Verhalten von Borussia Dortmund in den Jahren 1999 bis 2004 heranziehen. So wurde etwa Marcio Amoroso für eine Summe von 25 Millionen Euro gekauft, abgegeben wurde er für 25 Millionen weniger. Der junge Mittelfeldspieler Tomáš Rosický durfte sich in Dortmund entwickeln - und wurde mit einem Transferminus von 4,5 Millionen Euro verkauft. Und dann gibt es noch Sunday Oliseh, dessen Kaufpreis 7,5 Millionen Euro betrug und dessen Verkauf keinen Cent in die Vereinskasse spülte.

Das Prinzip Transfercoup verstanden haben die Verantwortlichen von Werder Bremen. Manager Klaus Allofs verpflichtete im Jahr 2003 den Abwehrspieler Valérien Ismaël - zunächst bezahlte der Verein eine Leihgebühr von 300.000 Euro, ein Jahr später die Ablösesumme von 750.000 Euro. Mit den starken Leistungen des Franzosen wurde Bremen Meister und Pokalsieger. Ein Jahr später wurde er verkauft an den FC Bayern - für 8,5 Millionen Euro. Womit man wieder bei den eher misslungenen Transfers wäre, denn Ismaël absolvierte in drei Jahren nur 31 mediokre Spiele für den FC Bayern und wurde für 200.000 Euro an Hannover abgegeben.

Nun hat Werder Bremen den bosnischen Mittelfeldspieler Said Huseinović verpflichtet und mit einem Vertrag bis 2012 ausgestattet. "Said ist schnell, dribbelstark und sehr beweglich. Mit ihm bereichern wir unseren Kader mit einem interessanten Spielertypen, der mit seinen Stärken neue Situationen erschaffen kann", sagt Klaus Allofs. Ähnliches behauptete er auch von Diego, den Allofs einst von der Ersatzbank des FC Porto erlöste. Huseinović könnte sich zum Transfercoup entwickeln. Aber natürlich ist das wenig im Vergleich zu den vier EM-Zugängen des FC Bayern.

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