Bundesliga: Trainer:Suche nach Mr. Perfect

Lesezeit: 2 min

Nach Moderatoren mit ökonomischer Spielweise, Schleifern, Eiferern und Angriffsfußballdozenten wird beim FC Bayern der pragmatische Jupp Heynckes erwartet. Es ist eine seriöse Lösung, aber keine visionäre.

Moritz Kielbassa

Soeben meldete der DFB, dass ein gewisser Jan-Moritz Lichte aus Paderborn die Prüfung zum Fußballlehrer als Jahrgangsbester absolviert hat. Im Zeitalter der Konzepttrainer könnte das eine bessere Empfehlung für höhere Aufgaben sein als ein großer Name. 2005 hieß der Primus des Lehrgangs Robin Dutt. Er übertraf damals sogar den Mitschüler Jürgen Klopp, seine Diplomnote 1,4 fiel auch Profiklubs auf.

Dutt fing ganz unten an, in der Bezirksliga. Den SC Freiburg führte er - mit dem schweren Erbe von Volker Finke im Rucksack - aus der zweiten Liga bis zur Schwelle des Europacups. Nun vertraut ihm Leverkusen seinen edlen Kader an. Das ist ebenso eine vernünftige Lösung wie die in Freiburg, wo Dutts Planstelle der nächste begabte Azubi erhält: Marcus Sorg.

Das Heuern und Feuern von Trainern wirkt in der Liga ja gerade so tollwütig, dass zu recht der Ruf nach Reglementierung laut wird. Dieser Aufgeregtheit - maßgeblich ausgelöst von den Sündenfällen HSV und Magath - darf man beruhigend entgegnen, dass das fachliche Niveau im deutschen Fußball steigt: Löw, Klopp, Dutt, Tuchel, Slomka, Rangnick, Schaefer - viele ähnliche Trainertypen haben den alten Zampano verdrängt.

Keiner war als Spieler ein Überflieger, sie lernten den Beruf an der Basis und denken in langen Zeiträumen, um Gruppenfußball modern zu vermitteln. Sie sind Teamplayer, keine Alleinbestimmer, sie emotionalisieren junge Spieler, können autoritärer sein als man vermutet, fördern eine bescheidene Art von Selbstbewusstsein und gelten als sozial kompetent. Wenn solche Trainer Mainz, Freiburg, Hannover zur Blüte bringen - was stellen sie dann erst mit viel besser besetzten Teams an?

Ganz so einfach ist es aber nicht, der komplexe Fußball kennt keine Königswege. Manche Modelle gelingen nur in der Nische. Gefeierte Erfolgsteams funktionieren oft nur so lange, bis Gegner Antworten finden. Teure Spieler bedürfen anderer Pflege als junge Kollektive. Und selbst bei Trainern, die "Philosophien " verkaufen, hängt es rasch von den Ergebnissen ab, ob sie als menschlich oder zu weich gelten, als konsequent oder zu streng.

Gute entwickeln sich mit der Aufgabe weiter - wie Klopp, der seinen Mainzer Außenseiterfußball in Dortmund spielerisch verfeinert hat. Monokulturen sichern selten dauerhaft Erfolge - es sei denn, die Stiltreue führt auf ein überragendes Niveau, siehe: FC Barcelona.

Wer immerzu Titel gewinnen will, benötigt eher ausgewogene Strategien. Wie der FC Bayern, der als Trainer allerdings ewig den Mr.Perfect sucht. Nach Moderatoren mit ökonomischer Spielweise (Hitzfeld), Schleifern (Magath), Eiferern (Klinsmann) und Angriffsfußball-Dozenten (van Gaal) soll es nun wieder der pragmatische Jupp Heynckes richten - keine visionäre Lösung, aber eine seriöse.

Er wirkt auch als Routinier zeitgemäß, hat Persönlichkeit, ohne ein Angeber zu sein. Für junge Konzepttrainer ist Bayerns Gemengelage zu schwierig. Die reifen in der Provinz.

© SZ vom 22.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

FC Bayern: Einzelkritik
:Erleichterte Einzelkämpfer

Ein Außenverteidiger, der die Schussrichtung verwechselt, ein Führungsspieler, der im Mittelfeld wie ein D-Zug agiert und ein Offensivmann, der Werbung in eigener Sache macht. Die Bayern in der Einzelkritik.

Maik Rosner, Freiburg

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: