Bundesliga-Trainer in der Länderspiel-Pause:Einfach mal die Birne frei kriegen

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Der Trainerjob im Fußball verlangt den Verantwortlichen einiges ab: Sie müssen Niederlagen erklären, den richtigen Ton treffen und ab und an eine Wutrede halten. Doch es gibt auch drastischere Maßnahmen - so mancher verzichtet sogar aufs Essen. Nur Frankfurts Armin Veh hat seine eigene Methode gegen den Stress.

Claudio Catuogno

Wutreden im Fußball
:"Scheißstimmung" im Land der "Mülleimer"

Die Pressekonferenz der Bayern-Bosse ist im Kanon des Genres "Wutrede" schon jetzt ein Klassiker. In Erinnerung sind noch viele andere Ausraster des Fußballs. Ein Rückblick.

Das Gute an sogenannten Wutreden, in denen Fußballtrainer sich darüber erregen, was die Medien so schreiben, ist ja, dass die Medien in den Tagen danach immer eine Menge zu schreiben haben. Denn natürlich muss so eine Wutrede ordentlich aufgearbeitet und, wie es im Fachjargon heißt, weitergedreht werden.

Schritt eins: Andere Fußballtrainer fragen, wie sie die Wutrede fanden. Ergebnis: Gut und richtig fanden die jüngste Wutrede des Stuttgarter Trainers Bruno Labbadia ("Trainer sind nicht die Mülleimer") unter anderem die Trainer Felix Magath (Wolfsburg) und Thomas Schaaf (Bremen) sowie ein Mann namens Lutz Hangartner, befragt in seiner Funktion als Präsident des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL). Überdies wurde ermittelt: Oliver Kahn, befragt in seiner Funktion als Oliver Kahn, fand die Rede ungeschickt und riskant.

Schritt zwei: Die Chefs des wutredenden Trainers nach Konsequenzen befragen. Auch in der Hinsicht gibt es Erkenntnisse zu vermelden. "Wutrede wird zum Boomerang: VfB-Chefetage kritisiert Labbadia", tickerte der sid am Mittwoch. Die dpa wusste zu berichten: "Hundt zu Labbadias Wutrede: Das war ein Lebenszeichen." Mit "Hundt" ist der Stuttgarter Aufsichtsratschef Dieter Hundt gemeint - der gewissermaßen die VfB-Chefetage bildet. Schön, dass sich die Leute bei den Nachrichtenagenturen offenbar genauso einig sind wie die beim VfB.

Ach, Trainer. Jeden Tag gibt es etwas Neues über sie zu berichten. Ralf Rangnick hat gerade der Bunten erzählt, dass er "in den letzten zehn Jahren zu 80 Prozent ungesund gegessen" habe. Inzwischen achtet er auf vitaminreiche Kost und macht überdies noch Qigong. Felix Magath wiederum offenbarte der Sportbild: "Wenn ich wüsste, wir gewinnen das nächste Spiel gegen Freiburg, würde ich drei Tage nichts essen." Ungesund essen versus nichts essen, Rangnick gegen Magath - daraus müsste sich doch ein hübscher Konflikt stricken lassen. Na ja, lassen wir's besser. Nicht, dass am Ende gleich die nächste Wutrede . . .

Armin Veh übrigens hat zu all diesen prickelnden Themen bisher gar nichts gesagt. Armin Veh ist nämlich im Urlaub. Ja, kein Witz, Veh hat sich bei seinem Verein Eintracht Frankfurt eine Woche freigenommen, das Testspiel gegen den TuS Dietkirchen (3:2) hat er seinem Assistenten Reiner Geyer anvertraut, Armin Veh geht stattdessen zu Hause in Augsburg mit Hund Jerry im Wald spazieren. "Ab und an", sagte Veh der Bild, "musst du mal die Birne wieder frei kriegen." Ja, das hilft bisweilen.

© SZ vom 11.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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