Bundesliga: Titelkampf:König vs. Großhirn

Der FC Bayern und Schalke 04 kämpfen in den verbleibenden beiden Spielen um die deutsche Meisterschaft: Ein paar gute Gründe, warum beide den Titel holen.

Andreas Burkert und Philipp Selldorf

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Nach dem letzten Bundesligaspieltag am nächsten Wochenende wird gefeiert werden, die Frage ist bloß: Wo? In München, wo der FCBayern gewohnheitsmäßig den Rathausbalkon reserviert hat, um den Fans die Meisterschale zu präsentieren? Oder doch mal in Gelsenkirchen, wo die Stadt dem FC Schalke 04 am schönen Musiktheater ein Fest ausrichten würde? Bayern-Trainer Louis van Gaal ist überzeugt, dass sein Team den gleichauf liegenden Konkurrenten hinter sich lässt, Kollege Felix Magath prophezeit, dass Schalke den Titel holt: "Auf Bayern wartet noch ein Unentschieden", sagt er. Vielleicht schon am Samstag gegen den VfL Bochum, während Schalke gegen Werder Bremen antritt? Die SZ untersucht die wichtigsten Argumente der Bewerber. Ergebnis: Die Bayern sind - wie Jürgen Klinsmann sagen würde - "einen Tick" im Vorteil.Es sieht jedenfalls wirklich gut aus für die Bayern, wenn ihnen sogar das Sonnenkind Luca Toni im römischen Exil die Daumen drückt. Der Italiener kann Louis van Gaal zwar überhaupt nicht ausstehen, seitdem der Trainer ihm mal beim Essen die Ohren langzog. Aber eine Münchner Meisterschaft fände er natürlich prima - weil er laut des Kleingedruckten in seinem Leihvertrag selbstredend an den Bayern-Prämien beteiligt wird. Das würde dann bestimmt reichen, um den Wirt des H'ugo's zum Umzug nach Rom überreden zu können. Dann bliebe Ribéry abends sicher doch mal daheim, und in Rom gäbe es endlich einen ordentlichen Italiener. Dass Toni bald wieder zu den Bayern zurückkehrt und im Gegenzug Mario Gomez an den AS Rom ausgeliehen wird, ist wohl auch deshalb nur ein Gerücht.Foto: rtr

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Schalke hat dafür viel mehr Spieler als der FC Bayern. Felix Magath kann aus dem Fundus seines nicht weniger als 36 Mitglieder zählenden Profikaders drei komplette Mannschaften bilden - ein entscheidender Vorteil in der finalen Saisonphase, in der die Kräfte schwinden. Er kann es sich leisten, auf den verletzten Jermaine Jones zu verzichten, obwohl der hessische Amerikaner so begehrt ist, dass er bei der WM fast für zwei Nationen gespielt hätte. Schalkes offensive Personalpolitik widerlegt auch den von Uli Hoeneß immer wieder angeführten Festgeldvorteil, denn offensichtlich sind es die Bayern, die kein Geld mehr haben. Während Schalke im Winter acht neue Profis unter Vertrag genommen hat, darunter einen echten Chinesen (Hao Junmin) und den Brasilianer Edu, mussten die Bayern vier abgeben, darunter den erst im Sommer teuer verpflichteten Braafheid.Foto: getty

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Diese Entwicklung dauert an: Während Schalke vier neue Spieler für die kommende Saison verpflichtet hat - just am Donnerstag den Kaiserslauterer Torjäger Erik Jendrisek (vorne) und den weltbekannten Nachwuchstorwart Unnerstall, am Montag sicher sogar einen Star von Real Madrid - kann der FC Bayern noch keinen einzigen Einkauf melden. Muss Hoeneß in der Kreditabteilung vorsprechen?Foto: getty

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Wie oft sind unsere niederländischen Nachbarn eigentlich Weltmeister gewesen (im Fußball, nicht im Wohnwagenrennen)? Eben. Noch nie. Haben Holländer überhaupt schon mal etwas gewonnen? Na ja, dies und das vielleicht, aber sonst? Das spräche natürlich gegen die Bayern, die den FC Barcelona längst als südlichsten Klub der Niederlande abgelöst haben mit ihren Bommels und Robbens und Jonkers. Dumm nur aus Schalker Sicht, dass Louis van Gaal (im Bild mit Robben) jetzt die Bayern trainiert: Er will unbedingt erster holländischer Meistercoach der Bundesliga werden. Und inzwischen haben ja sogar Hoeneß und Rummenigge begriffen: King Louis I. hat immer recht und schafft alles. Alles!Foto: dpa

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Louis Van Gaal ist ein Denker und Stratege, das schon, aber an das Großhirn Magath reicht er wohl nicht heran. Während van Gaal immer denselben Stiefel spielen lässt, baut Magath sein Team mindestens dreimal pro Spiel grundlegend um. Keiner kann seine Gedanken lesen, vermutlich nicht mal er selbst. Doch das Vertrauen in seine Ideen ist grenzenlos. Was immer er entwirft, und sei es noch so seltsam (Metzelders Verpflichtung), heißt es auf Schalke: Es mag uns sinnlos erscheinen - aber Magath "hat sich was dabei gedacht".Foto: getty

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Der FC Bayern wird allein schon deshalb Meister, weil Philipp Lahm (li.) sonst wieder die höchste Geldstrafe "aller Zeiten!" zu zahlen hat wegen eines kritischen Interviews, in dem er den Trainer loben und verteidigen müsste. Was für eine Geldverschwendung.Foto: dpa

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Schalke hat allerdings viel mehr Fans als der FC Bayern. In der Heimat mag die Zahl der Anhänger ungefähr gleich sein, aber auf dem wichtigsten Zukunftsmarkt der Welt ist Schalke neben der Großmacht Energie Cottbus die bedeutendste deutsche Klubmarke. Nachdem in den vergangenen Jahren der chinesische Nationalspieler Shao Jiayi dafür sorgte, dass Woche für Woche ganz bestimmt sieben Milliarden Chinesen die Spiele des FC Energie Cottbus verfolgten (der Staatssender CCTV überträgt die Bundesliga immerhin seit mehr als zehn Jahren), hat Hao Junmin (li.) nun den gleichen Effekt für Schalke ausgelöst - mit unschätzbaren Chancen für Werbung und Vermarktung. Ähnlich günstig werten Experten die Verpflichtung des Brasilianers Edu, den Felix Magath in Südkorea entdeckte.Foto: getty

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Der FC Bayern wird natürlich auch deshalb Meister, weil es die Gattin von Franck Ribéry fortzieht aus München, gen Madrid oder Mailand - Hauptsache Spanien. Und bekanntermaßen hat Wahiba Ribéry zurzeit mindestens einen gut bei ihrem Froohnk, weshalb der sich ganz bestimmt mächtig anstrengt gegen die Weltklubs aus Bochum und Berlin.Foto: getty

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Wie der Bundesnachrichtendienst auf Anfrage bestätigte, haben beide Teams in der jeweils anderen Mannschaft Spione installiert - und zwar an neuralgischer Stelle: bei den Torwarttrainern. Beim FC Bayern leitet Walter Junghans (oben li.) die Einheiten Jörg Butts. Junghans, das wird in Schalke gerne verdrängt, stand in den 80er Jahren in 148 Spielen bei S04 im Tor. Schachgroßmeister Felix Magath hat nur aus diesem Grund nachgezogen, und so bekommt Manuel Neuer täglich was von Bernd Dreher auf die Hütte - der hat 13 Jahre Bayern hinter sich, als Reservekeeper, Trainergeselle von Sepp Maier und Golfpartner von Oliver Kahn! Was für ein Fuchs, dieser Magath.Foto: dpa

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Für Schalke spricht, dass sie viel mehr Innenverteidiger haben als die Bayern. Bordon, Westermann, Höwedes (ganz re.), Zambrano, Matip (ganz li.), Reginiussen - sie alle haben eine Ausbildung als zentrale Abwehrspieler absolviert, alle haben ihrem Land bereits als Nationalspieler gedient. Nächste Saison bereichert zudem der starke Metzelder Magaths Innenverteidigerkompanie. Und jeder kennt die alte Faustregel des Fußballs: Die Offensive gewinnt Spiele, aber die Defensive gewinnt Titel.Foto: getty

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Wenn Schalker Menschen sind, wollen sie diesmal ganz bestimmt nicht deutscher Meister werden: Weil Jörg Butt sonst schon wieder nicht das Triple gewinnt, wie 2002 mit Leverkusen. Und ob der FC-Bayern-Teampsychologe Philipp Laux, ehedem von Jürgen Klinsmann eingestellt, bei den Bayern bleibt, ist noch nicht geklärt. Laux sagt geheimnisvoll: "Es wird noch verhandelt." So lange kann Butt nicht warten. Er wird bald 36.Foto: rtr

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Schalke wird nur dann eine bessere Rückrunden- als Hinrundenbilanz haben, wenn die Mannschaft die beiden ausstehenden Partien gewinnt. Dies wird unvermeidlich geschehen, da die Teams von Felix Magath dank seiner wissenschaftlichen Medizinball-Lehre während der Rückrunde grundsätzlich erfolgreicher sind als während der Hinrunde. Die Bayern werden dagegen noch mindestens einmal stolpern, denn so hat es Felix Magath vorausgesagt, und dabei wird er sich ja etwas gedacht haben.Foto: dpa

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Der FC Bayern muss deutscher Meister werden, damit wenigstens ein Altintop die Schale zu fassen kriegt. Hamit (im Bild vorne) würde die Familienehre retten, nachdem sich Zwillingsbruder Halil von Schalke nach Frankfurt ausleihen ließ.Und sorry, aber die SG Eintracht wird bestimmt niemals Meister.Foto: ap

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