Bundesliga: Die Sonntagsspiele:Ballacks wunderbares Gefühl

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Beim Comeback des DFB-Kapitäns gewinnt Leverkusen locker in Gladbach. Während Ballack immerhin eingewechselt wird, steht ein anderer Nationalspieler gar nicht erst im Kader. David Alaba rettet Hoffenheim einen Punkt gegen St. Pauli.

Im Tischtennis sind die Fußballer von Borussia Mönchengladbach ganz groß, das war am Sonntag in ihrem Stadionheft zu lesen, aber mit dem Fußball tun sie sich weiter schwer. Nach dem 1:3 (0:2) gegen Bayer Leverkusen bleibt Gladbach mit deutlichem Rückstand zu den rettenden Plätzen Tabellenletzter, während die Leverkusener auf den zweiten Platz sprangen.

Ballack im Mittelpunkt: In Mönchengladbach feierte der DFB-Kapitän nach vier Monaten Verletzungspause seine Rückkehr in der Bundesliga. (Foto: AFP)

Fünf Monate nach dem spektakulären 6:3-Sieg der Gladbacher am zweiten Spieltag in Leverkusen ließen sich die Bayer-Fußballer diesmal nicht zum Narren halten und gewannen trotz einer wenig souveränen Vorstellung verdient. Leverkusen bleibt damit auswärts ungeschlagen und Gladbach in dieser Saison bislang ohne Heimsieg. "Man sollte nicht in Statistiken verharren", hatte Gladbachs Trainer Michael Frontzeck zwar vor dem Spiel angesichts der eindeutigen Vorzeichen gefordert, aber manchmal entspringen solche Statistiken halt nicht nur dem Zufall.

Leverkusens Trainer Jupp Heynckes hatte Michael Ballack zu Spielbeginn auf der Bank belassen und den Stürmer Patrick Helmes erst gar nicht in den Kader berufen, womit sich zumindest im letzteren Fall der Eindruck verdichtete, Helmes könnte noch im Januar den Klub verlassen und zum VfL Wolfsburg wechseln. Auch Ballack werden zwar derlei Gelüste nachgesagt, allerdings werden sie von der Klubführung im Gegensatz zum Fall Helmes energisch dementiert.

Ballack wieder nur auf der Bank

Ballack schmorte also zu Beginn auf der Bank, während die Leverkusener sich frecher Gladbacher nur mit Mühe und Not erwehrten und in der 24. Minute Glück hatten, als Marco Reus bloß die Latte traf. Die Leverkusener Defensive machte anfangs einen anfälligen Eindruck, und nach 34 Minuten unternahmen die Gästefans den zögerlichen Versuch, Ballack Trost zu spenden, indem sie seinen Namen im Choral sangen, als er sich vor ihrer Tribüne warmzulaufen begann.

Die Notwendigkeit des tröstlichen Fanappells wurde drei Minuten später noch verstärkt, als Ballacks Absenz dadurch legitimiert wurde, dass der Linksverteidiger Michal Kadlec einen Freistoß aus 20 Metern bildschön im rechten Winkel des Gladbacher Tors zur 1:0-Führung unterbrachte.

Das anfangs fehlerhafte Aufbauspiel der Leverkusener hatte einer solchen Standardsituation indes unbedingt bedurft. Die Leverkusener hatten sich bis dahin keine einzige Chance herausgespielt. Die in der Hinrunde mit 47 Gegentreffern gebeutelte Gladbacher Abwehr war im neuen Jahr zuvor in drei Testspielen und beim 1:0-Sieg in Nürnberg ohne Gegentor geblieben, aber nun blitzte trotz Dantes Rückkehr in die Innenverteidigung doch wieder das alte Manko auf, als Leverkusens Gonzalo Castro Sekunden vor der Pause nach einer Flanke von Arturo Vidal in der 45. Minute ungestört zum 2:0 einköpfen durfte.

Weder Leverkusens 1:3-Niederlage gegen Dortmund noch Gladbachs 1:0-Sieg in Nürnberg eine Woche zuvor hatten sich als wegweisend für die Rückrunde erwiesen. Nach 56 Minuten durfte Ballack dann sein Comeback geben nach fast viereinhalb Monaten verletzungsbedingter Pause und schaltete sich gleich spürbar ins Offensivspiel ein. Neun Minuten später gestaltete Gladbach die Partie allerdings wieder spannend, als sich eine scharfe Flanke des neuen Verteidigers Martin Stranzl eher zufällig, aber direkt zum 1:2 ins Leverkusener Tor senkte.

Die Irritation währte jedoch nur kurz: In der 73. Minute tauchte Castro erneut einsam vor dem Tor auf - dieses Mal spitzelte er den Ball zum für Leverkusen so beruhigenden 3:1 in Netz. "Das ist ein wunderbares Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen", sagte Ballack nach seinem Comeback - und freute sich, endlich wieder Fußball spielen zu dürfen.

Text: Ulrich Hartmann

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Das Wechseltheater um Demba Ba so gut wie beendet, den ersten Sieg unter der Regie des neuen Trainers aber trotz einer Führung erneut verpasst: Coach Marco Pezzaiuoli von 1899 Hoffenheim muss auch nach dem Duell der Querelen-Klubs gegen Aufsteiger FC St. Pauli weiter auf seinen Premieren-Erfolg in der Fußball-Bundesliga warten.

Einen Punkt gerettet: Die TSG Hoffenheim und Stürmer Vedad Ibisevic (li.) kamen kurz vor Schluss zum Ausgleich gegen St. Pauli. (Foto: dpa)

Die Kraichgauer kamen am 19. Spieltag aber immerhin noch in letzter Sekunde zu einem 2:2 (1:0) gegen die Hamburger, die sich im Wettskandal neuen Vorwürfen ausgesetzt sehen. Innenverteidiger Marvin Compper (29.) traf zunächst für die seit sechs Spielen sieglosen Hoffenheimer. Max Kruse erzielte den Treffer für den Kiezklub (53.) zum 1:1, ehe Gerald Asamoah in der 81. Minute Pauli in Führung brachte. In der 90. Minute rette David Alaba den Gastgebern immerhin noch einen Punkt.

Die abstiegsgefährdeten Hamburger konnten dennoch ihre Negativserie von zuletzt vier Auswärtspleiten in Folge beenden. Kurz vor dem Anpfiff hatte Hoffenheim bestätigt, dass Ba wahrscheinlich bis zum Saisonende an den englischen Premiere-League-Klub West Ham United ausgeliehen wird. "Unterschrieben ist noch nichts, aber es deutet alles darauf hin, dass es ein Ausleihgeschäft mit West Ham gibt", sagte Hoffenheims Manager Ernst Tanner, der "davon ausgeht", dass der Ba-Wechsel am Montag endgültig über die Bühne geht.

Demba Ba zu West Ham

Zudem soll Pezzaiuoli am Montag seinen Cheftrainer-Vertrag unterschreiben. Ba hatte in der Winterpause das Trainingslager der Hoffenheimer boykottiert, um so einen Wechsel nach England zu erzwingen. Offen ist allerdings weiter, wer Ba ersetzen soll. Nach wie vor warten die Kraichgauer auf eine Entscheidung ihres Wunschkandidaten Ryan Babel vom FC Liverpool. Der Niederländer war bereits zu Verhandlungen in Hoffenheim, liebäugelt allerdings mit einer Rückkehr zu seinem Heimatverein Ajax Amsterdam.

Die 29.300 Zuschauer in der Rhein-Neckar Arena sahen in der Anfangsphase spielbestimmende Hoffenheimer. Die mögliche Führung der Kraichgauer vergab Compper in der neunten Minute völlig freistehend. Obwohl Compper in dieser Szene deutlich im Abseits stand, hätte der Treffer gezählt. Zwei Minuten später prüfte Kruse auf der Gegenseite Hoffenheims Torwart Tom Starke per Distanzschuss. Der Warnschuss beeindruckte die Gastgeber nicht.

Die Hoffenheimer, die ohne Stürmer Chinedu Obasi (Schienbein-Operation) und den brasilianischen Neuzugang Roberto Firmino (krank) auskommen mussten, kontrollierten weiter das Geschehen. Die Hamburger, bei denen Angreifer Marius Ebbers (Bauchmuskelfaserriss) fehlte, beschränkten sich weitgehend auf die Defensivarbeit und lauerten auf Konter. Die Hoffenheimer machten allerdings zunächst nichts aus ihrer Überlegenheit. Im Offensivspiel fehlten die Ideen, der Sturm wirkte harmlos. Die Gastgeber brauchten eine Standard-Situation, um in Führung zu gehen. Nach einem Freistoß von Sebastian Rudy schob Compper aus kurzer Distanz ein und erzielte damit sein zweites Saisontor.

Nach dem Rückstand agierten die Gäste offensiver. Kruse scheiterte aber erneut an Starke (33.). Kurz nach dem Seitenwechsel machte es Kruse dann besser und erzielte den Ausgleich. Der Treffer beflügelte die Gäste, die kurz darauf sogar die Chance zur Führung durch Bastian Oczipka hatten (53.). Auf der Gegenseite konnte der bosnische Torjäger Vedad Ibisevic eine gute Möglichkeit nicht nutzen (59.).

Insgesamt nahm das Spiel im zweiten Abschnitt deutlich an Fahrt auf. Das belegte auch der Lattentreffer der Hamburger durch Charles Takyi (75.). Asamoah ließ die Gäste dann aber doch noch jubeln, ehe Alaba der Ausgleich für 1899 glückte. Beste Spieler auf Seiten der Hoffenheimer waren Tobias Weis und Andreas Beck. Bei den Gästen konnten Kruse und Abwehrchef Carlos Zambrano überzeugen.

(sid)

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