Bundesliga, 16. Spieltag:Willkommen im Mittelfeld

Durch das 1:0 in Mainz macht Schalke 04 in der Tabelle einen großen Sprung nach vorne und erholt sich vom verkorksten Saisonstart. Mönchengladbach verliert in Freiburg 0:3 - damit überwintert die Borussia auf einem Abstiegsplatz.

Schalke marschiert, Mainz stagniert: Mit einem schmucklosen 1:0 (1:0) beim FSV Mainz 05 hat sich Schalke 04 weiter aus der Abstiegszone der Bundesliga entfernt. Jefferson Farfán traf vor 20.300 Zuschauern im ausverkauften Bruchwegstadion in der 30. Minute zum letztlich souveränen Sieg der "Königsblauen". Die Gäste konnten sich sogar einen verschossenen Foulelfmeter von Klaas Jan Huntelaar (8.) leisten, auf der Gegenseite vergab André Schürrle (73.) ebenfalls per Strafstoß die Chance zum Mainzer Ausgleich.

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Die Schalker Spieler dürften sich nach dem Sprung auf Platz zehn der Tabelle fühlen, als würde die Saison erst jetzt richtig beginnen.

(Foto: AFP)

Während sich die Mannschaft von Felix Magath vom 15. auf den 10. Platz verbesserte, rutschte Mainz vom dritten auf den vierten Rang ab. So schlecht platziert waren die Rheinhessen zuletzt am ersten Spieltag. Mainz ist gegen Schalke nun schon seit 525 Minuten torlos, verlor zudem vier der letzten fünf Heimspiele. "Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen. Wir dürfen uns von unserem Weg nicht abbringen lassen", urteilte Mainz-Präsident Harald Strutz am Sky- Mikrofon und Nico Bungert erkannte: "Unser Spiel war zu langsam." Die Gäste zeigten sich mit dem Rückenwind des Gruppensiegs in der Champions League stark verbessert und agierten nun auch in der Bundesliga auswärts ganz anders auf als zuletzt beim 0:5 in Kaiserslautern.

"Wir haben hier einen sehr guten Auftritt hingelegt und kaum etwas zugelassen", sagte Felix Magath. FSV-Trainer Thomas Tuchel hatte seine Anfangs-Elf im Vergleich zum 1:2 bei Eintracht Frankfurt auf fünf Positionen umgestellt. Sein Schalker Kollege Magath ersetzte nach dem 2:1 in der Champions League bei Benfica Lissabon Kyriakos Papadopoulos durch Farfán. Dieser Wechsel machte sich bezahlt, der Peruaner war überragender Schalker Akteur. Schon die Anfangsphase hatte es in sich.

Huntelaar scheitert vom Punkt

Chancen auf beiden Seiten und der erste Aufreger in der achten Minute: 05-Verteidiger Christian Fuchs foulte an der Strafraumgrenze fast in Höhe der Grundlinie Farfán, Schiedsrichter Felix Brych (München) pfiff Strafstoß. Alle Mainzer Proteste halfen nichts, dafür stand das Glück den Gastgebern zur Seite. Huntelaar schoss den Ball vom Elfmeterpunkt an den linken Innenpfosten, von dort sprang der Ball an den Rücken von Christian Wetklo und dann ins Aus statt ins Tor. Wetklo, der sich noch lange nicht über den Strafstoß beruhigt hatte, sah danach die Gelbe Karte wegen Reklamierens.

Das Spieltempo ließ etwas nach, Schalke wurde dank der besseren Spielanlage mehr und mehr zur bestimmenden Mannschaft. Die Westfalen standen in der Abwehr kompakt und ließen die Mainzer kaum zur Entfaltung kommen. Zwingende Schalker Torchancen blieben zunächst aus, bis sich nach einer halben Stunde Lukas Schmitz auf links durchsetzte und klug in den Rücken der Mainzer Abwehr passte. Jose Manuel Jurado scheiterte noch im ersten Versuch, doch dann war Farfán zur Stelle und traf aus etwa zehn Metern.

Mit der Führung im Rücken kontrollierte Schalke das Spiel. Mainz entwickelte keinen Zug nach vorn und machte sich selbst das Leben durch Fehlpässe und fruchtlose Dribblings schwer. Nach einer Stunde setzte Tuchel mit einem Dreier-Wechsel alles auf eine Karte. Auch diese Maßnahme drohte zu verpuffen, bis fast aus dem Nichts Mainz die Chance zum Ausgleich geschenkt bekam. Nach einem Patzer von Christoph Metzelder brachte Manuel Neuer Szalai zu Fall, hielt aber wenig später Schürrles schlecht platzierten Strafstoß. Szalais abgefälschter Nachschuss traf nur die Latte. Die Mainzer blieben bis zum Schluss bemüht, konnten sich aber keine klaren Torchancen mehr erspielen.

Gladbach geht unter

Bei Borussia Mönchengladbach sieht vieles nach dem dritten Abstieg aus der Bundesliga aus. Der Tabellenletzte präsentierte sich am Sonntag bei der 0:3 (0:2)- Niederlage beim SC Freiburg so angeschlagen, als hätte er den Glauben an seine Rettung zum ersten Mal selbst verloren. Die Mannschaft gab sich nach dem Freiburger Führungstreffer durch Papiss Demba Cissé (19.) praktisch auf.

Bundesliga 10/11 - SC Freiburg vs. Moenchengladbach

Zum Heulen: Gladbachs Patrick Herrmann tröstet einen seiner Mitspieler nach der 0:3-Pleite der Borussia in Freiburg.

(Foto: Fishing4)

Präsident Rolf Königs verließ nach den weiteren Toren von Oliver Barth (41.) und Cissé (59.) frustriert das Stadion. Und die Gladbacher Fans zeigten eine besondere Form des Protests: Sie sahen dem erschreckend harmlosen Spiel ihres Teams schweigend zu. Nur die sportliche Leitung der Borussia bleibt nach der vierten Niederlage in Serie bei ihrer standhaften Linie. Für Trainer Michael Frontzeck ist ein Rücktritt nach wie vor "keine Option". Und ein Rauswurf des 46-Jährigen kommt für den Club zumindest bis zum letzten Hinrunden-Spiel am Freitag gegen den Hamburger SV nicht infrage.

"Natürlich wird es jetzt nicht ruhiger. Wir müssen da jetzt im Sturm stehen", sagte Sportdirektor Max Eberl. Die Nachfrage nach einer möglichen Ablösung Frontzecks beantwortete er mit einem "Nein". Dabei gehen dem mittlerweile sogar von Vereinslegenden wie Berti Vogts kritisierten Tandem langsam die Argumente aus. Das 0:3 von Freiburg war aus Gladbacher Sicht ein Spiegelbild dieser bislang so verkorksten Saison.

Spiegelbild einer verkorksten Saison

Eine Viertelstunde lang spielte die Mannschaft mutig und entschlossen und hätte durch Juan Arango (6.) und Mohamadou Idrissou (16.) sogar in Führung gehen können. "Bei uns fällt das Tor nicht, und im Gegenzug kriegen wir dann das 1:0", haderte Frontzeck. Danach kam von seinem Team abgesehen von einer durch Freiburgs Heiko Butscher unfreiwillig eingeleiteten Großchance (32.) nichts mehr. Das immense Verletzungspech hat die Borussen auch am Sonntag nicht verschont. "Es ist eine Ausnahmesituation, ohne acht Spieler anreisen zu müssen und dann zur Halbzeit wieder zwei auszuwechseln", meinte der Trainer. Verteidiger Roel Brouwers hatte gerade erst seinen Muskelfaserriss auskuriert, da bekam er in der 21. Minute einen Schuss von Yacine Abdessadki an den Kopf.

Kurz vor der Pause musste er das Spielfeld mit Verdacht auf Gehirnerschütterung verlassen. Doch allein mit Pech und Personalsorgen lässt sich eine Horror- Bilanz von nur 10 Punkten, aber 45 Gegentoren in 16 Spielen nicht erklären. "Wir sind in einer beschissenen Situation. Wir müssen jetzt am Freitag gegen Hamburg gewinnen und die Punkte holen, die wir vor vier Wochen versprochen haben", meinte Eberl. Stürmer Idrissou dürfte spätestens nach diesem Spiel klar geworden sein, dass er sich vor der Saison bei seinem Wechsel von Freiburg nach Mönchengladbach völlig verkalkuliert hat.

Im Frühjahr hatte er seinen damaligen Teamkollegen beim SC noch ins Gesicht gesagt, keine Lust mehr zu haben, "mit euch Absteigern zusammen zu spielen". Jetzt ist sein neuer Verein Tabellenletzter und sein alter Fünfter. "Auf, auf, auf in die Champions League", sangen die Freiburger Fans nach dem sechsten Heimsieg der Saison. "Wir haben uns am Anfang sehr schwergetan, wurden nach dem 1:0 aber noch selbstbewusster, als wir es ohnehin schon waren", sagte Trainer Robin Dutt. Die Gladbacher Krise erinnerte ihn an eine eigene Negativserie zu Beginn des Jahres. "Unser Vorstand hat vorgemacht, wie man mit solchen Situationen umgeht", meinte er in Richtung der Gäste. "Wir haben es geschafft."

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