Bundesliga, 29. Spieltag:FC Bayern verliert Platz drei - und Robben

Die Münchner spielen in Nürnberg nur Remis und müssen um die Champions-League-Qualifikation bangen. Nach Spielende sieht Arjen Robben die Rote Karte. Dortmund rettet in letzter Minute einen Punkt.

Der FC Bayern München hat beim Kampf um die Champions-League-Qualifikation einen kräftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Im 182. bayerisch-fränkischen Derby brachte sich der deutsche Fußball-Rekordmeister am Samstag beim 1:1 (1:0) auswärts gegen den 1. FC Nürnberg in einem umkämpften, aber spielerisch nicht guten Duell selbst um den angepeilten vierten Liga-Sieg in Serie.

1. FC Nuernberg - FC Bayern Muenchen

Bayerisches Gezerre: Nürnbergs Philipp Wollscheid (r.) gegen Münchens Holger Badstuber.

(Foto: dapd)

Nach der frühen Führung durch Thomas Müller (4. Minute) ermöglichten die Gäste dem "Club" durch einen zu kurzen Ball von Keeper Thomas Kraft den Ausgleich von Christian Eigler (60.). Zudem sah Münchens Arjen Robben nach Spielschluss noch die Rote Karte. Er hatte dem Schiedsrichter offenbar noch einige unschöne Worte gesagt. "Das ist das schlimmste", sagte Robben nach dem Spiel. Er wirkte geknickt: "Ich entschuldige mich bei den Fans und meiner Mannschaft."

Durch Hannovers Sieg gegen Mainz (2:0) fielen die Münchner in der Tabelle hinter die Niedersachsen auf Rang vier zurück und drohen nun das Minimalziel zu verfehlen.

Nach den Münchner Fan-Protesten in der Vorwoche gab es diesmal keine Schmäh-Plakate aus der Bayern-Kurve. Auf großen Bannern wünschten sich die "Club"-Anhänger indes "Leidenschaft, Stolz und Hingabe" auf dem Weg zum Derby-Sieg. Doch davon war von den Rivalen vor der Pause herzlich wenig zu sehen. Stattdessen gab es fehlerhafte Aktionen auf beiden Seiten; und eine solche wurde schon früh bestraft.

FCN-Verteidiger Javier Pinola, der beim 3:0 im Hinspiel nach einer Spuck-Attacke gegen Bastian Schweinsteiger für vier Wochen gesperrt worden war, konnte einen langen Ball von Philipp Wollscheid nicht verarbeiten. Über Robben kam der Ball zu Müller, der zur Führung abschloss. Mit dem 1:0 im Rücken ließen es die Münchner gemütlicher angehen.

Harmlose Franken hatten dem außer ein paar Halb-Chancen lange nichts entgegen zu setzen. Statt eines heißen Derbys sahen die 48.548 Zuschauer in der Nürnberger WM-Arena streckenweise einen Fußball-Langweiler. Für ein bisschen Aufregung sorgte da schon der unsichere Bayern-Keeper Kraft (39.). Nach einem langen Ball von Almog Cohen kam die Münchner Nummer 1 aus ihrem Kasten, trat beim Klärungsversuch am Ball vorbei - aber dieser rollte neben das Tor.

Im 150. Bundesliga-Spiel von Trainer Dieter Hecking zeigten die Franken nach der Pause endlich den Willen, die Partie noch einmal zu drehen. Aber wirklich etwas Zündendes fiel den Gastgebern um den sehr bemühten Mehmet Ekici in der zwischenzeitlich etwas härteren Begegnung erst einmal nicht ein. Bis sich die Bayern selbst um die Führung brachten. Kraft spielte den Ball ungenau auf Philipp Lahm, der reagierte wenig entschlossen, ganz im Gegensatz zu Eigler, der dazwischen ging und den Ball aus rund 30 Metern ins leere Münchner Tor schoss. "Wenn wir solche Fehler machen, haben wir es auch nicht anders verdient", gab sich Bastian Schweinsteiger nach Spielschluss selbstkritisch.

Beide Trainer wechselten danach offensiv: Bayern-Coach Louis van Gaal brachte Miroslav Klose für Müller, obwohl sich vor dem Gegentor noch Andreas Ottl für einen Eintausch bereitgemacht hatte. Hecking bot dann nach sechs Wochen Verletzungspause Julian Schieber als "Joker" auf. Endlich nahm das Derby Fahrt in der letzten halben Stunde auf. Einen Klose-Kopfball (68.) rettete Cohen kurz vor der Linie.

Die Begegnung wogte nun hin und her, nun war Leidenschaft im Spiel, Mario Gomez aber versäumte es in der 77. Minute, aus drei Metern den Ball im Nürnberger Tor unterzubringen. Auf der Gegenseite gab es immer wieder Gefahr vor dem Münchner Tor, wie kurz vor dem Schlusspfiff durch Jens Hegeler. Doch dessen Tor kurz vor Schluss wollte Schiedsrichter Knut Kircher wegen Foulspiels nicht anerkennen. Dafür bestrafte er noch Robben mit der Roten Karte.

Der ärgerte sich sehr über den Punktverlust, ging nach Schlusspfiff zum Schiedsrichter. "Und dann fielen Wort, die in den Bereich der Beleidigung fallen und da bleibt nichts anderes als eine Rote Karte", sagte Kircher. Robben entschuldigte sich später bei Kircher und auch bei seiner Mannschaft. "Das darf ich nicht machen, das war nicht vorbildlich."

Dortmund rettet Punkt in letzter Minute

Mit einem Last-Minute-Tor von Joker Jakub Blaszczykowski hat Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund beim Hamburger SV ein 1:1 (1:0) gerettet. Die Hanseaten waren durch Ruud van Nistelrooy vor 57.000 Zuschauern im ausverkauften Volkspark nach 39 Minuten per Foulelfmeter in Führung gegangen.

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Der Jubel kannte keine Grenzen: Jürgen Klopp legt nach dem späten Ausgleich einen Freuden-Lauf hin.

(Foto: AFP)

In der 78. Minute musste Änis Ben-Hatira nach einer Gelb-Roten Karte vom Platz. Erst in der Nachspielzeit (90.+2) gelang "Kuba" der verdiente Ausgleichstreffer. Damit verpasste der Spitzenreiter zunächst den Rekord von zwölf Auswärtssiegen in einer Saison.

Die Gäste begannen mit der gleichen Aufstellung wie beim 4:1 gegen Hannover 96, HSV-Coach Michael Oenning nahm van Nistelrooy nach seiner Gelbsperre für Son Heung-Min und David Jarolim für Joris Mathijsen in die Startelf.

Heiko Westermann rückte dafür wieder in die Innenverteidigung. Beide Teams hatten zunächst großen Respekt voreinander. Der HSV suchte sein Heil in der Offensive, scheiterte aber mit Einzelaktionen von Eljero Elia und van Nistelrooy in der Anfangsviertelstunde an der gut gestaffelten Abwehr der Gäste. Anders als im Hinspiel, als der HSV beim 0:2 gar nicht in die Partie kam, zeigten die Norddeutschen großes Engagement.

Eine große Chance in der temporeichen Begegnung verzeichneten die Westfalen durch Kevin Großkreutz (28.), der von Westermann beim Rettungsversuch angeschossen wurde - der Ball ging aber knapp über die Latte. Nach 34 Minuten hätte Lucas Barrios nach Fehler von Elia fast für die Führung gesorgt, doch der HSV hatte Glück, dass Schiedsrichter Peter Gagelmann trotz gleicher Höhe auf Abseits entschied.

Nur fünf Minuten später wurde der schnelle Mladen Petric in seinem 100. Bundesliga-Spiel von Mats Hummels im Strafraum gefoult - van Nistelrooy verwandelte den Foulelfmeter sicher ins rechte Eck. Sekunden später prüfte Ben-Hatira Keeper Roman Weidenfeller, der den Distanzschuss gerade so über die Latte lenkte. Die größte Möglichkeit zum Ausgleich vereitelte Gojko Kacar auf der Linie, als Mario Götze einen Abpraller von David Jarolim aus Kurzdistanz einschieben wollte.

Die zweiten 45 Minuten begannen die Hanseaten forsch mit einem sehenswerten Angriff von van Nistelrooy auf Jarolim, der von Lukasz Piszczek an der Strafraumgrenze gebremst wurde. Der Freistoß von van Nistelrooy landete aber in den Armen von Weidenfeller. Götze vergab im Gegenzug eine Großchance, als er nur wenige Meter vor dem Gehäuse von Frank Rost den Ball über das Tor lenkte. Zu eigennützig agierte Elia bei den Konterversuchen der Gastgeber und verpasste in der 58. eine höhere Führung. Der Pfosten verhinderte anschließend einen Treffer von Piszczek (64.), kurz danach hätte Götze abschließen können, scheiterte aber an einer aufmerksamen Hamburger Defensive.

Der HSV hatte wieder Glück, als ein strammer Schuss von Barrios (75.) gegen die Latte prallte. Der Südamerikaner musste wenig später ausgewechselt werden, weil er sich dabei am Oberschenkel verletzt hatte.

Lautern dreht Abstiegsspiel beim VfB

VfB Stuttgart - 1. FC Kaiserslautern

Traf wieder ins Tor, sogar doppelt: Srdjan Lakic.

(Foto: dpa)

Im Samstagabend-Spiel erlebte der VfB Stuttgart einen herben Rückschlag, während der 1. FC Kaiserslautern einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt machte: Dank zweier Tore des lange erfolglosen Srdjan Lakic hat der Aufsteiger das Kellerduell der Fußball-Bundesliga mit 4:2 (1:2) in Stuttgart gewonnen.

Lakic köpfte in der 79. Minute das 3:2 für den FCK, nachdem er seinen Verein bereits in der 17. Minute mit 1:0 in Führung gebracht hatte. Der Kroate beendete damit eine Ladehemmung von über zwölf Stunden. Der schwache VfB schien das Spiel zuvor durch Tore von Zdravko Kuzmanovic (26. per Foulelfmeter) und Pawel Pogrebnjak (39.) gedreht zu haben. Erwin Hoffer glich in der 68. Minute zum 2:2 aus, Stiven Rivic setzte den Schlusspunkt (86.).

Für die Stuttgarter endete damit ein energischer Zwischenspurt von fünf Spielen ohne Niederlage. Sie haben nun weiter zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz, der FCK schon sechs. Der VfB schien von Anfang an wie gelähmt zu sein vom Druck des Abstiegskampfes und der Erwartungshaltung der 39 000 Zuschauer. Er begann übernervös, leistete sich zahlreiche Ballverluste und zeigte ohne den am Oberschenkel verletzten Regisseur Tamas Hajnal vor allem im Spielaufbau große Schwächen.

Der SC Freiburg hat in einem mitreißenden Bundesliga-Derby seine Vormachtstellung im badischen Fußball gewahrt. Die Mannschaft des künftigen Leverkusener Trainers Robin Dutt erkämpfte sich am Samstag einen 3:2 (1:2)-Sieg gegen 1899 Hoffenheim und liegt nun vier Punkte vor dem nördlichen Rivalen. Die Gastgeber schafften es zudem im sechsten Anlauf, das Saisonziel von 40 Punkten perfekt zu machen.

Mit einem direkt verwandelten Eckball hatte Julian Schuster die Freiburger in der 23. Minute in Führung gebracht. Vedad Ibisevic glich vor 24.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion per Foulelfmeter für Hoffenheim aus (34.) aus. SC-Profi Pavel Krmas hatte zuvor wegen einer Notbremse die Rote Karte gesehen (33.). Ryan Babel sorgte mit seinem ersten Tor für 1899 für die Führung der Nordbadener (42.), ehe Papiss Demba Cissé ausglich und mit seinem 20. Saisontreffer die alleinige Führung in der Erstliga-Torjägerliste übernahm. Kapitän Heiko Butscher brachte dann in der 78. Minute den Ball mit der Schulter zum 3:2 für Freiburg über die Linie. Cissé konnte zur großen Erleichterung der Freiburger trotz einer Wadenverletzung auflaufen. Der Senegalese schloss auch zum bisher erfolgreichsten afrikanischer Torschütze in der Bundesliga-Geschichte auf: Der Ghanaer Anthony Yeboah traf in der Saison 1992/93 20 Mal.

Hannover 96 ist unterdessen auf dem Weg nach Europa kaum mehr zu stoppen. Das Überraschungsteam aus Niedersachsen gewann am Samstag gegen Mainz 05 völlig verdient mit 2:0 (1:0) und setzte sich in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga von den Gästen ab. Nach Toren von Didier Ya Konan (45.+1 Minute/Foulelfmeter) und Sergio Pinto (59.) vor 48.000 Zuschauern ist Hannover ein Platz im internationalen Geschäft fast sicher. Dagegen benötigt Mainz nach der Niederlage noch mehrere Punkte und muss demnächst auf Nikolce Noveski verzichten, der nach einer Notbremse (45.) Rot sah.

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