Bundesliga: 3. Spieltag:Ball spielen im dunklen Keller

Schalke, Wolfsburg, Stuttgart: Drei ambitionierte Klubs haben in neun Spielen null Punkte geholt. Schuld daran ist auch, dass sie ihre Millionen nicht schnell genug ausgegeben haben.

Klaus Hoeltzenbein

Das Schöne an der aktuellen Bundesliga-Tabelle ist doch: Man kann sie von oben oder unten lesen - sie versetzt in Erstaunen. Und bei allem Respekt vor den Führenden, die Attraktion nach drei Spieltagen ist der Prominenten-Treff im Tabellenkeller. Mal angenommen, sie würden wirklich in einem tiefen, dunklen Keller zusammenkommen, was würden sie sich dort unten wohl erzählen, die Wolfsburger, Schalker, Stuttgarter?

Klaas-Jan Huntelaar

14 Millionen am 31. August: Auch der späte Einkauf Klaas-Jan Huntelaar konnte die dritte Schalker Niederlage nicht verhindern.

(Foto: AP)

Jene drei, die nach insgesamt neun Spielen, nach neun Chancen, als Null-Punkte-Trio zusammenzufinden? "Wird schon!", würden vermutlich die Schalker sagen. "Geduld! Licht kommt!", die Schwaben vom VfB. "Zur Not kaufen wir uns hier raus", wäre eine Wolfsburger Devise, die der VW-Konzern vermutlich auch alimentieren würden.

Wobei ja gerade dies, das Kaufen, der gemeinsame Nenner im Schicksal der Kellerkinder ist. Niemand sollte heute schon behaupten, die Klubs hätten sich beim neuen Personal verspekuliert, nein, aber sie haben bessere Termine zum Einkauf verpasst.

Es ist auch die Schuld jenes berühmten 31. August, denn bis zu diesem Datum, an dem die Saison längst gestartet war, durften Transfers getätigt werden. Wer aber so spät noch kaufen muss, ist im Nachteil, weil die Verkäufer Bescheid wissen - das treibt die Preise. Also wird gepokert, in der Hoffnung, dass die Preise in letzter Sekunde fallen.

Schalke, Wolfsburg, Stuttgart waren bis zuletzt als Hauptdarsteller in diesem schwierigen Markt unterwegs. Zu einem Zeitpunkt, an dem andere Bundesligisten längst ihre gruppendynamischen Strandläufe, ihre Taktik-Schulungen hinter sich hatten und in der Liga Punkte sammelten, operierte das Prominenten- Trio die eigenen Kader noch an Herz und Seele.

Schalke pumpte fast 30 Last-Minute-Millionen in den Markt, Wolfsburg tauschte den Regisseur (Diego für Misimovic), Stuttgart musste einige der spät geflossenen 14Khedira-Millionen von Real Madrid (u.a. für Camoranesi) platzieren. Erleben müssen deshalb nun alle drei, dass weiterhin eine alte, eine bittere Lehre gilt: Wer zu spät einkauft, den bestraft die Tabelle!

Und wer genau hinhörte, vernahm am Wochenende neben Beschwörungsformeln das immergleiche Raunen: Die "Automatismen", hieß es, würden fehlen. Kein schönes Wort, dafür eines wie ein Code, bei dem jeder sofort weiß, was gemeint ist. Wo Automatismen fehlen, läuft alles durcheinander. Man muss sich das dann vorstellen wie in einem tiefen, dunklen Keller. In dem die, die sich ohnehin wildfremd sind, auch noch zusammen Ball spielen sollen.

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