Bundesliga:Seitfallzieher durch Rekordtransfer

Fußball 1 Bundesliga Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart 7 Spieltag am 30 09 2017 in der Commerz

Der Frankurter Rekordtransfer Sébastien Haller sichert in der Nachspielzeit mit einem spektakulären Seitfallzieher den Sieg der Eintracht.

(Foto: Thomas Frey/Imago)
  • Sieben Millionen Euro überwiesen die Frankfurt für Stürmer Sébastien Haller nach Utrecht.
  • In den ersten Spielen rechtfertigte Haller diese Summe nicht. Nun entscheidet er das Spiel gegen Stuttgart in letzter Sekunde.
  • Dabei spielte die Eintracht in Unterzahl. Und bekam dank des Videoschiedsrichters keinen Elfmeter gegen sich.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Seit ziemlich genau drei Monaten steht der französisch-ivorische Stürmer Sébastien Haller bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag, und seit ziemlich genau drei Monaten hängt ein ziemlich großes Preisschild an ihm: Er ist der teuerste Zugang in der kompletten, früher sogar mal ruhmreichen Vereinsgeschichte. Nun führte die von arabischen Scheichs sowie anderen Großinvestoren am Transfermarkt in Gang gesetzte Preisspirale im Sommer fast zwangsläufig dazu, dass viele Klubs neue Rekord-Summen ausgeben mussten. Aber in Frankfurt war die Verwunderung doch besonders groß, und in den vergangenen Wochen setzte durchaus die eine oder andere Debatte ein zu der Frage, warum die Verantwortlichen ausgerechnet sieben Millionen Euro nach Utrecht überwiesen hatten. Bisher hatte er jedenfalls erst ein Mal für den neuen Klub getroffen, gegen Köln per Elfmeter.

Die Antwort: Für solche Momente wie im Heimspiel der Frankfurter am Samstag gegen den VfB Stuttgart. Da stand es nach Ablauf der regulären Spielzeit 1:1, drei Minuten Nachspielzeit gab es obendrauf, und gegen Ende dieser Extra-Zeit kam der Ball zu Haller. Der sprang hoch, legte sich quer in die Luft - und erzielte mit einem spektakulären Seitfallzieher den 2:1-Siegtreffer.

Es war der Abschluss eines ungewöhnlichen Spiels, in dem die Frankfurter nicht sonderlich gut und zudem fast 30 Minuten in Unterzahl spielten, aber dank Hallers Geniestreich dennoch über drei Punkte jubeln durften. In der Pressekonferenz nach dem Spiel führte das zu einer durchaus amüsanten Bestandsaufnahme. "Der Sieg ist nicht unverdient", sagte der unterlegene Stuttgarter Trainer Hannes Wolf. "Wir sind heute ein glücklicher Sieger", befand der siegreiche Frankfurter Trainer Niko Kovac.

In der ersten Hälfte war das Spiel eine eher zähe Angelegenheit. Die Frankfurter hatten zwar öfter den Ball und kontrollierten das Geschehen, wussten aber nicht so recht, was sie mit dem Ball anfangen sollten. Die Stuttgarter hatten die zackigeren Umschaltmomente, aber leisteten sich auch den einen oder anderen Patzer. Nur eine wirkliche Chance gab es, durch Gäste-Spieler Anastasios Donis nach zehn Minuten.

Holger Badstuber kann nicht klären, Ante Rebic ist zur Stelle

Doch kurz vor der Pause durften die Frankfurter trotzdem jubeln. Marc Stendera passte in die Mitte, und zwar auf eine Art und Weise, die für Stuttgarts Abwehrchef Holger Badstuber kein Problem hätte sein sollen. Doch statt zu klären, lenkte er den Ball in die Laufbahn von Ante Rebic. Der Kroate schoss zum 1:0 ein.

In der zweiten Hälfte kamen die Stuttgarter etwas stärker auf. Und dann folgte eine bemerkenswerte 60. Minute, in der Stuttgarts Trainer Hannes Wolf gleich zwei Wechsel vornahm: Für Santiago Ascacibar kam Josip Brekalo und für Andreas Beck kam: Simon Terodde. Das ist bekanntlich jener 29-jährige Angreifer, der in der Vorsaison Torschützenkönig der zweiten Liga war und damit großen Anteil am Aufstieg der Stuttgarter hatte. Und der sich in der ersten Liga bisher ganz schwer tat, nie traf - und nun erstmals in dieser Saison zunächst auf der Bank Platz nehmen musste.

Simon Terodde saß erst auf der Bank - und erzielte dann den Ausgleich

Der Stadionsprecher war gerade noch dabei, den Wechsel zu verkünden, und nun beim Namen "Terodde" angelangt - da segelte ein Stuttgarter Eckball genau auf den Kopf von, richtig, Simon Terodde. Und schon hatte der Stadionsprecher zum zweiten Mal binnen Sekunden Anlass, den Namen des Angreifers herauszuschreien. 1:1, der Ausgleich.

Kurz danach lieferte der Videobeweis mal wieder ein Beispiel, wie gut es ist, dass es ihn gibt. Die Frankfurter verloren den Ball, Stuttgart konterte, und Simon Falette schubste Terodde. Schiedsrichter Felix Brych pfiff sofort: Rot für Falette wegen Notbremse - und Elfmeter für Stuttgart. Doch als Terodde schon bereit stand, um den Strafstoß auszuführen, malte Brych das ominöse Viereck in die Luft, Kontrolle am Bildschirm: nicht Strafstoß, sondern Freistoß. Das Foul war ganz knapp vor der Sechzehnmeterlinie passiert, wie der Videoassistent in Köln dem Haupt-Schiedsrichter Brych mitteilte.

Stuttgart blieb danach die bessere Mannschaft und hatte noch zwei gute Chancen durch Chadrac Akolo (73.) und Daniel Ginczek (77.). Doch seltsamerweise häuften sich dann beim VfB die Fehler. Frankfurt spielte zu zehnt besser als zuvor zu elft. Mijat Gacinovic scheiterte nach gutem Pass von Haller in der 79. Minute noch ebenso wie Haller selbst nach einem Eckball drei Minuten später.

Doch in der Nachspielzeit sicherte Frankfurts Rekordtransfer den Sieg.

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