Bundesliga:Schalke versteckt sich vor den eigenen Fans

SV Darmstadt 98 v FC Schalke 04 - Bundesliga

Holger Badstuber (re.): Engagiert, aber glücklos gegen Darmstadt

(Foto: Alex Grimm/Getty Images)
  • "Das ist eine total bittere Niederlage. Wenn du so ein Spiel nicht gewinnen kannst, dann darfst du es wenigstens nicht mehr verlieren", ätzt Schalke-Trainer Markus Weinzierl nach dem 1:2 gegen den Tabellenletzten Darmstadt.
  • Die Spieler trauten sich nach dem Abpfiff nicht in die Nähe der Kurve, so hart werden sie beschimpft: Bierbecher fliegen aus der Kurve auf den Platz und einige Fans klettern über den Zaun.
  • Manager Heidel zeigt aber Verständnis für die Reaktion der Fans.
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Von Tobias Schächter, Darmstadt

Jorge Andújar Moreno, Rufname Coke, erzählte am Sonntagabend, er und seine Mitspieler hätten am Samstag die Spiele der Bundesliga verfolgt und gesehen, dass sämtliche Konkurrenten um den Einzug in die Europa-League verloren hatten. Aber der Außenbahnspieler der Schalker stand nach dem Abpfiff des eigenen Spiels am Sonntagabend mit hängendem Kopf in den Katakomben des Stadions am Darmstädter Böllenfalltor und rang um die richtigen Worte.

Sein Fazit fiel trotz seines Tores bitter aus: Heute, sagte Coke, wäre ein guter Tag gewesen, um in der Tabelle nach oben zu klettern. Es war aber ein schlechter Tag für Schalke, dieser Ostersonntag 2017. Schalke vergab die Gelegenheit, aus den Patzern der Konkurrenz zu profitieren, fahrlässig - und unterlag beim Tabellenletzten Darmstadt 98 mit 1:2.

Nur drei Tage nach dem schmeichelhaften 0:2 im Viertelfinal-Hinspiel der Europa-League bei Ajax Amsterdam verloren die Schalker ein Spiel, das man eigentlich nicht habe verlieren können, wie Manager Christian Heidel ziemlich bedröppelt bemerkte. Das Ergebnis klingt angesichts des Spielverlaufs ziemlich kurios. Schalke vergab mindestens zehn klare Chancen, verschoss beim Stand von 0:1 einen Elfmeter (Burgstaller, 58.) und kassierte in der 93. Minute durch Jerome Gondorf doch noch das 1:2. Zudem verlor das Team Abwehrspieler Thilo Kehrer durch eine Rote Karte (81.), nachdem dieser gegen Sven Schipplock die Notbremse gezogen hatte. "Das ist eine total bittere Niederlage. Wenn du so ein Spiel nicht gewinnen kannst, dann darfst du es wenigstens nicht mehr verlieren", ätzte Schalke-Trainer Markus Weinzierl.

Mehr Pessimismus als Optimismus

Vielleicht wird es in der Nachschau dieser Saison heißen, dass Schalke in diesen drei Tagen an Ostern in beiden Wettbewerben seine Chance verspielte, im nächsten Jahr doch noch international zu spielen. Manager Heidel sagt, er verstehe, dass nach dem schwachen Spiel in Amsterdam vor dem Rückspiel am Donnerstag mehr Pessimismus als Optimismus herrsche. Und durch die Pleite in Darmstadt verringert sich auch in der Liga die Chance auf Europapokalspiele. Schalke ist gerade dabei, eine schwache Saison völlig zu verhunzen.

Erstmals schlug der Mannschaft in dieser Runde auch der Unmut der Fans entgegen. Die Spieler trauten sich nach dem Abpfiff nicht in die Nähe der Kurve, so hart wurden sie beschimpft: Bierbecher flogen aus der Kurve auf den Platz und einige Fans kletterten über den Zaun - Ordner und Polizei hatten die Lage aber schnell unter Kontrolle. "Schalke verliert beim Tabellenletzten - da kann man nicht zufrieden sein, das ist doch klar", zeigte Heidel Verständnis für die Reaktion der Fans.

Peter Neururer empfiehlt sich per Twitter

Die Partie ging aus Schalker Sicht mit einem schlechten Witz los, der wie eine Verhöhnung wirkte. Nachdem Mario Vrancic Darmstadt nach elf Minuten in Führung gebracht hatte, sangen die Lilien-Fans: "Nie mehr zweite Liga." Bei einer Niederlage oder einem Remis wären die Hessen als erster Absteiger festgestanden. Aber selbst der Ausgleich durch Coke (75.) bedeutete nicht die Wende - und nicht das endgültige Ende des Darmstädter Erstligadaseins.

Gondorf traf doch noch, weil Schalke in der allerletzten Aktion unaufmerksam verteidigte und die Lilien freuten sich über einen "glücklichen Sieg" (Trainer Torsten Frings), der die statistische Endgültigkeit des Erstligaabschieds noch einmal verschob. "Das war gut für die Stimmung für die letzten fünf Spiele", freute sich Torschütze Gondorf. Die Lilien liegen mit nun 18 Punkten ja noch immer hoffnungslos 14 Punkte hinter dem FC Augsburg auf Relegationsplatz 16.

Aber die Darmstädter wollen sich mit wehenden Fahnen und positiven Erlebnissen in die zweite Liga verabschieden. Die Stimmung in Schalke hingegen ist nun an einem Tiefpunkt angelangt, die Fans rufen "Wir sind Schalker und ihr nicht" und die ganz normale Krisen-Folklore in Königsblau nimmt ihren Lauf. Der ehemalige Schalker Trainer und TV-Experte Peter Neururer twitterte: "Es liegt nicht immer an den Trainern !!! - aber Zeit und Lust habe ich immer". Die Hoffnung auf Besserung in den entscheidenden Spielen am Donnerstag gegen Amsterdam und am Sonntag gegen Leipzig beruht auf der Rückkehr der in Darmstadt fehlenden Abwehrspieler Benedikt Höwedes (Wadenverletzung), Matija Nastasic (gesperrt) und Sead Kolasinac (Verletzung).

Diese Saison war auf Schalke mit neuem Trainer und neuem Manager als Umbruch gedacht. Es ist nicht auszuschließen, dass aus einem Umbruch ein Debakel wird.

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