Bundesliga:Max Meyer rechnet mit Schalke ab und wird suspendiert

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Max Meyer verlässt den FC Schalke 04 im Sommer. (Foto: Ina Fassbender/dpa)
  • Der Mittelfeldspieler Max Meyer äußert sich in einem Interview über seine Situation beim FC Schalke 04.
  • "In letzter Zeit fühlt sich das für mich alles nur noch wie Mobbing an", sagt er über den Umgang der Verantwortlichen des Vereins mit ihm.
  • Der Klub reagiert mit einer Suspendierung, es ist das Saisonaus und sein Ende bei Schalke.
  • "Von seinen persönlichen Angriffen bin ich enttäuscht", lässt sich Trainer Tedesco zitieren, Manager Heidel weist die Mobbing-Vorwürfe "aufs Schärfste zurück".

Von Johannes Kirchmeier

Maximilian Meyer, das war einmal ein Fußballspieler, dem man nachsagte, er sei ein "ewiges Talent". Die Zuschreibung mag positiv klingen, sie ist in der Fußballbranche jedoch eine negative. Ewiges Talent ist ein Kicker nämlich dann, wenn er noch immer nicht den Status "gestandener Fußballprofi" erreicht hat. Meyer hatte in den Junioren-Nationalmannschaften bei den Großturnieren brilliert, wurde als prägender Spieler Silbermedaillengewinner bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro und Europameister mit der U21 im vergangenen Jahr. Doch über eine ganze Saison konnte Meyer seinem FC Schalke 04 in der Bundesliga nie konstant und stabil weiterhelfen.

Bis zu dieser Saison, in der ihn sein neuer Trainer Domenico Tedesco auf die ungewohnte Position im defensiven Mittelfeld schob und er dort plötzlich so brillierte wie in den Jugendnationalmannschaften. "Auf die Idee, mich zum Sechser zu machen, war zuvor noch niemand gekommen", erzählte er, der auf Schalke ein halbes Dutzend Trainer kennenlernte. Maximilian Meyer schien auf dem Weg zu sein, ein glücklicher Fußballer zu werden.

Meyer: "Ich wollte einfach nicht mehr unter Herrn Heidel arbeiten"

Spätestens seit Montagvormittag weiß man, dass das nur so schien. Meyer war nicht auf dem Weg dazu. Er gab der Bild-Zeitung ein Interview, in dem er mit den Verantwortlichen des Bundesliga-Klubs, zu dem er als 13-Jähriger wechselte, abrechnete: "Ich wollte einfach nicht mehr bei Schalke bleiben und unter Herrn Heidel (Sportvorstand) arbeiten. Darum geht es", sagte er. Meyer hatte Angebote zur Vertragsverlängerung ausgeschlagen und verlässt Schalke im Sommer ablösefrei. "In letzter Zeit fühlt sich das für mich alles nur noch wie Mobbing an." Der Verein reagierte am Abend: "Max Meyer wird an den Trainingseinheiten der Lizenzspielerabteilung in den nächsten beiden Wochen bis zum Saisonende nicht mehr teilnehmen und entsprechend auch nicht mehr zum Einsatz kommen", schreibt der Verein auf seiner Homepage. Und lässt auch Trainer Tedesco zu Wort kommen: "Mein Eindruck war sehr lange Zeit, dass Max sich hier sehr wohl fühlt. Das war es auch, was er in persönlichen Gesprächen mit dem Trainerteam zum Ausdruck gebracht hat. Von seinen persönlichen Angriffen bin ich enttäuscht und kann sie nicht nachvollziehen. Weil sie einfach nicht stimmen."

Heidel selbst äußerte sich bei Sky90 und brachte sein Unverständnis über die Mobbing-Vorwürfe zum Ausdruck. "Ich finde es sehr mutig, sich als Mobbingopfer zu bezeichnen, wenn man weiß, wie es Mobbingopfern wirklich geht", sagte er. Auch Meyers Vorwurf, es habe kaum Kommunikation mit Heidel gegeben, wollte der Sportvorstand nicht gelten lassen. "Wir haben 30, 45 Minuten zusammengesessen. Da habe ich ihn gefragt, ob ich mit seinem Berater Roger Wittmann über eine Vertragsverlängerung reden kann. Max hat gesagt, dass er sich zwar in der vergangenen Saison mehr Unterstützung gewünscht hätte, aber man dennoch sehr gerne reden könne", sagte Heidel.

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Seit knapp zwei Jahren managt Christian Heidel die Schalker. Meyer sagte, dass dieser ihm vom "ersten Tag an" erläutert habe, dass er wechseln könne und nicht mehr viel spielen würde. Die Zeit fiel wohlgemerkt noch in die Phase des ewigen Talents Meyer. Der FC Schalke ist finanziell nicht der Spitzenreiter der Liga, Heidels Ansinnen könnte, wenn Meyers Geschichte stimmt, also gewesen sein, dass der frühere Jugendspieler Meyer gewinnbringend verkauft werden sollte. "Als ich das nicht mitgemacht habe, sollte ich verlängern." Später habe ihm zudem Tedesco "keine Hoffnung auf viel Spielzeit" gemacht: "Ich kam mir wie ein Getriebener vor."

Heidel verwehrte sich gegen diesen Vorwurf, den er "an den Haaren herbeigezogen" nannte. "Trainer Domenico Tedesco hat ihm vor der Saison ausführlich erklärt, was man von ihm als offensivem Mittelfeldspieler erwartet, und wenn er das nicht bringt, wird er sehr wenig spielen. Offener kann man mit einem Spieler nicht umgehen."

Die Situation im Juli 2017 stellt Schalke nun so dar: Weder Heidel noch Tedesco hätten Meyer aufgefordert, sich einen neuen Verein zu suchen. Der Trainer habe ihm mitgeteilt, dass seine Aussichten "in einer offensiven Rolle" schiwerig seien, im Herbst wurde er dann aber zum Stammspieler im defensiven zentralen Mittelfeld.

Auch ein Bericht der Sport Bild lässt andere Schlüsse zu. Demzufolge sagte Meyer vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach (1:1) in der vergangenen Woche zu seinem Trainer, er habe seit dem Hamburg-Spiel am 7. April "mit Schalke abgeschlossen", als er zur Halbzeit ausgewechselt worden war. Daraufhin habe Tedesco Heidel gebeten, mit dem Profi zu sprechen. Einen geplanten Termin am Montag hat Meyer abgesagt, schreibt nun der Verein. "Dieses Vorgehen und diese Aussagen können wir nicht tolerieren. Noch mehr als die unzutreffenden Behauptungen stören uns die Mobbing-Vorwürfe, die wir aufs Schärfste zurückweisen", wird Heidel zitiert, "Schalke 04 hat sich gegenüber Max Meyer immer korrekt verhalten."

Allem Anschein nach geht es im Fall Max Meyer aber um deutlich mehr als nur Unstimmigkeiten zwischen Christian Heidel und dem Spieler. In den vergangenen Wochen wurde immer wieder vom schlechten Verhältnis von Meyers Berater Roger Wittmann zu Heidel berichtet, die Vertragsverhandlungen schienen zu einem Duell der beiden zu werden. Früher hatte Wittmann einige Schalker Stützen unter Vertrag, unter anderem Marcelo Bordon, Julian Draxler oder Kevin Kuranyi. Aktuell unter Heidel spielt in Thilo Kehrer bald nur noch ein Wittmann-Kicker. Wittmann war es auch, der Heidel vorwarf, zwei Vertragsangebote für Meyer nur via E-Mail erhalten zu haben. Der Verein dementierte dies.

Bis heute ist die Zukunft des Mittelfeldspielers unsicher

Von außen betrachtet ändert sich gerade einiges im Kickerleben des Maximilian Meyer. Obwohl er den besten Fußball seiner Karriere spielt, saß er bei der Partie gegen Gladbach am Samstag nur noch auf der Tribüne. Rund um dieses Spiel eskalierte der Zwist offenbar. Der Verein sprach davon, dass Meyer am Fuß verletzt gewesen sei, der Spieler bestreitet das - nun teilt Schalke mit, er habe das Training abgebrochen, eine MRT-Untersuchung aber verweigert. Tags zuvor wurde der 22-Jährige gemeinsam mit Wittmann im Stadion der TSG Hoffenheim gesichtet. Nicht weil er bald nach Hoffenheim wechselt, sagt er selbst, sondern, "um mit ihm über meine Situation auf Schalke zu diskutieren." Wohlgemerkt drei Spiele vor dem Weggang - und drei Tage vor der Veröffentlichung des Interviews mit der Bild.

Bis jetzt ist die weitere Zukunft des Mittelfeldspielers unsicher. Von den anfangs noch gerüchtehalber gehauchten europäischen Topklubs hat ihn noch keiner gebunden. Der FC Bayern dementierte zudem genauso wie RB Leipzig zuletzt eiligst kolportiertes Interesse an Meyer. Eines ist jedoch klar: Der Zwist mit seinem Verein befördert die weiteren Verhandlungen nicht gerade, ein unruhestiftender Mittelfeldspieler dürfte nicht überall willkommen sein. Maximilian Meyer ist nun wahrlich kein ewiges Talent mehr. Aber um endgültig ein gestandener Fußballprofi zu werden, braucht er bald erst einmal einen Fußballverein.

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