Bundesliga: Schalke 04:Rangnick hadert mit Schalkes Budget

Unterdrückter Groll: Ralf Rangnick würde gerne Spieler verpflichten, doch Schalke 04 kann kaum Geld ausgeben. Noch bleibt Zeit für einen Königstransfer - auch wenn dieser womöglich den Vereinsfrieden gefährdet.

Philipp Selldorf

Stale Solbakken, Trainer des 1. FC Köln, hat am Wochenende einen guten Witz gemacht. Nachdem sein Verein unter Aufbietung großer Anstrengungen den Kauf des Mittelfeldspielers Sascha Riether verwirklicht hatte - eine Verpflichtung, die überall in Köln als "Königstransfer" gefeiert wird -, erklärte Solbakken: "Ich werde jetzt nicht beim Präsidium anrufen und nach weiteren Verstärkungen fragen. Aber vielleicht in einer Woche."

Ralf Rangnick

Enttäuscht über Transfer-Budget seines Vereins: Schalke-Trainer Ralf Rangnick.

(Foto: dpa)

Solche kleinen Scherze würden auch in Schalke gut ankommen, auch dort wird unentwegt dieser oder jener Königstransfer diskutiert. Einen scherzenden Trainer hat am Wochenende aber niemand erlebt, als die Rede auf die Einkaufspolitik kam. Ralf Rangnick hat stattdessen nach einer Unterhaltung mit Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sowie den Vorständen Horst Heldt und Peter Peters anklingen lassen, dass er mit dem sportlichen Investitionshaushalt nicht zufrieden ist.

"Die Situation ist ernster, als ich dachte", sagte der Trainer, nachdem ihm die Kluboberen mitgeteilt hatten, dass sie den Kostenrahmen für Einkäufe enger stecken, als ihm recht ist. "Wenn wir einen Spieler für sechs, sieben, acht Millionen verpflichten, gibt es keine Möglichkeit, noch etwas anderes in diesen Dimensionen zu machen", stellte Rangnick enttäuscht fest.

Die Kölner zahlen knapp zwei Millionen Euro für den Gelegenheitsnationalspieler Riether an den VfL Wolfsburg, sie mussten sich dafür die Hilfe eines externen Investors sichern. Auch Rangnick hatte Interesse an Riether, dort hätte der 28-Jährige zwar nicht den Rang eines Transfercoups gehabt, aber den kritischen Trainer etwas froher gestimmt.

Doch abgesehen davon, dass sich Riether ohnehin Köln und seinem früheren Freiburger Lehrherren Volker Finke näher fühlte, stand auch die Schalker Vergangenheit einem Geschäft im Weg: Der Kontakt zwischen Gelsenkirchen und Wolfsburg - namentlich mit dem VfL-Generalbevollmächtigten Felix Magath - war äußerst schwierig, deutete Riether an.

Magath bleibt für Rangnick ein stiller Widersacher, das Erbe des ehemaligen Alleinherrschers belastet die Arbeitsbedingungen. Unter Magath betrug der Jahresunterhalt für die Profiabteilung 78 Millionen Euro, "jetzt wollen wir runter auf 55 bis 60 Millionen", so Finanzchef Peters. Auch die Schulden will man drücken, das sagen sie in Schalke zwar in jedem Sommer, aber diesmal scheinen sie es ernst zu meinen. Im Laufe der Saison soll der Pegel unter die 200-Millionen-Grenze sinken.

Schalke 04: kaum Einnahmen durch Transfers

"Das funktioniert nicht durch Ausgeben, sondern nur durch Bezahlen", wie Peters erklärt. Sportchef Heldt fällt für Rangnick als Verbündeter aus, er unterstützt das Antischulden-Gebot ausdrücklich. "Die Fans wollen ja auch in zwanzig Jahren noch mit Schalke unterwegs sein", sagt er.

Diese Botschaft hat am Wochenende auch Rangnick noch mal erhalten, möglicherweise hat er sie ins Verhältnis gesetzt zu den Dingen, die ihm Tönnies und Heldt versprochen haben, als sie ihn im Frühling überredeten, mitten in der laufenden Saison als Soforthelfer in Schalke einzusteigen. Eigentlich hatte Rangnick einen geordneten Beginn zum Saisonwechsel präferiert. Trotzdem zog er das spontane Engagement in Gelsenkirchen den Angeboten aus Hamburg und Wolfsburg vor.

Hoffnungen, die hohe Ablöse für Nationaltorwart Manuel Neuer und die Extra-Einnahmen aus der Champions League könnten den Spielraum für Transfers vergrößern, erwiesen sich als vergeblich. Schalke trägt schwer an alten Lasten. Der Verein muss noch Raten für Magaths Luxustransfers José Jurado (13,3 Millionen Euro) und Klaas-Jan Huntelaar (14 Millionen) bezahlen und hat bei der Reduzierung des Kaders noch kaum Geld eingenommen.

Der Chinese Hao, dessen größte Tat darin bestand, Raúl das Trikot mit der Nummer sieben überlassen zu haben, brachte eine halbe Million ein, Lukas Schmitz (Bremen) knapp das Doppelte. Dafür musste man Gerald Asamoah und Nicolas Plestan für die Auflösung der Verträge abfinden.

Rangnick will mindestens noch einen schnellen Stürmer, er bevorzugt den Freiburger Papiss Cissé, doch der ist viel zu teuer. Vorerst fügt er sich mit unterdrücktem Grollen den Vorgaben der Klubführung.

"Es gibt keinen Dissens mit dem Trainer", behauptet Peters, "es ist ganz normal, dass er Wünsche äußert." Noch bleibt Zeit für den Königstransfer - es könnte bloß sein, dass eben dies die Gefahr für den inneren Frieden ist.

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