Bundesliga-Saison 2017/2018:Die entrückten Meister

Macht die Dominanz des FC Bayern München die Bundesliga auf Dauer langweilig? Eine These, 14 Antworten von Augenzeugen und Leidensgenossen, Profis und Fans.

Die Fußball-Bundesliga? Ist ein Wettbewerb für 18 Mannschaften - und am letzten Spieltag kriegt der FC Bayern die Schale. Zum sechsten Mal nacheinander ist das nun schon so. Den Münchnern kann man ihre Dominanz schwer vorwerfen, aber im Rest des Fußballlands hat sie vernehmbar zu einer Debatte geführt: Ist die Liga langweilig, schal geworden? Viele gute und nicht so gute Wortbeiträge von guten und nicht so guten Experten gab es dazu; Stefan Effenberg forderte die Einführung von Playoffs. Und irgendwann ätzte Armin Veh, der Geschäftsführer des 1. FC Köln, zur Qualität der Liga: "Wir müssen aufpassen, dass wir damit nicht einschlafen." EINSCHLAFEN? Ist es wirklich so schlimm? Oder verblassen hinter den übermächtigen Bayern nur die eigentlichen Spannungselemente? Grund genug, sich vor dem letzten Spieltag an diesem Samstag (15.30 Uhr) umfassend umzuhören - natürlich ausschließlich bei guten und besonders guten Experten. Zunächst einmal beim Schlafgutachter Veh selbst.

Armin Veh:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Es geht nur noch ums Jagen

"Wie meine Kritik gemeint war? Nun, wir haben eine tolle Liga, ein super Produkt, wie es immer heißt. Aber wenn es um den Fußball geht, sehe ich Probleme. Der herrschende Stil ist sehr schematisch. Manchmal denke ich, wir können nur noch passen und im Raum zustellen. Ich tu' mich natürlich schwer mit Kritik: Wir sind Tabellenletzter, da klingt das komisch. Aber das ist ja das Tragische: dass die Liga im vergangenen Jahr auf keinem guten Niveau war - und wir trotzdem 18. sind. Die Spieler für Eins-gegen-Eins-Situationen und für die kreativen Ideen, die fehlen der Liga. Wir müssen Spieler wieder so ausbilden, dass sie sich Freiheiten nehmen. Ich war bei ein paar U19-Spielen, da hat mir einiges nicht gefallen: Es ging nur noch ums Jagen, mit acht Mann auf den Ball, Ballverluste erzwingen, zweite Bälle erobern. Da ist keine Ruhe mehr drin. Und eins muss ich auch sagen, auf die Gefahr hin, dass man mich Nestbeschmutzer nennt: Du kannst nicht ständig im Europapokal gegen Luhansk oder Östersund verlieren, und wenn du dann ausscheidest, sagen: Die Bundesliga ist sowieso das Wichtigste."

Armin Veh, 57, war 2007 Meistertrainer mit dem VfB Stuttgart. Seit Ende 2017 ist er Geschäftsführer Sport beim 1. FC Köln.

Fritz von Thurn und Taxis:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Zu wissenschaftlich geworden

"Ich will mich meinem Freund Armin Veh anschließen. Ich arbeite jetzt ja als Experte bei den Freitagsspielen, und wir reden während der Übertragung mit den Kollegen oft über herrliche Geschichten. Aber nur über solche aus der alten Zeit. Das Spiel selbst interessiert uns manchmal nur peripher. Natürlich, es gibt auch Spannungsmomente, ich denke da an das 4:4 zwischen Schalke und Dortmund. Aber insgesamt ist mir der Fußball in der Bundesliga zu wissenschaftlich geworden. Dann schwärmen die jungen Trainer darüber, wie oft sie ihr System umgestellt haben - für Taktikfanatiker ist das wunderbar. Mir selbst steht dabei zu sehr im Vordergrund, dass die Spieler gegen den Ball arbeiten sollen und nicht mit ihm. Das gefällt mir nicht. Hinzu kommt, dass es zu viele unerfreuliche Themen gibt. Dann geht es um den Videoschiedsrichter, um 50+1, um den Boykott von Montagsspielen, um Spieler, die sich selbst produzieren, Pierre-Emerick Aubameyang zum Beispiel. Das geht mir dermaßen auf die Nerven. Wir reden überhaupt nicht mehr über die Feinheiten in diesem Sport, der das einfachste Spiel der Welt sein kann. Im ersten Jahr nach meinem Abschied als Reporter bin ich in keine Depression verfallen, alles ist gut. Natürlich schaue ich mir die Bundesliga weiterhin im Fernsehen an, und ich schlafe dabei auch nicht ein. Aber es kann schon vorkommen, dass ich zwischendurch mal zur Zeitung greife."

Fritz von Thurn und Taxis, 67, verfolgte die Bundesliga von 1971 bis 2017 als TV-Kommentator und -Moderator.

Christian Gentner:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

17 Teams sorgen für Spannung

"Wenn wir uns die Bayern kurz wegdenken, muss man doch sagen, dass sich 17 Mannschaften auf einem guten Niveau wahnsinnig eng beieinander bewegen. Schalke ist Zweiter, aber waren sie durchgehend die zweitbeste Mannschaft? Wir beim VfB waren als demütiger Aufsteiger zwischenzeitlich mitten drin im Abstiegskampf, jetzt sind wir nach Punkten das zweitbeste Team der Rückrunde. Da war fast alles drin an Aufregung, was ich mir wünschen kann. Natürlich machen es die Bayern wahnsinnig gut. Es wird schwer für andere Teams, da vorbeizukommen. Wir haben es 2009 mit Wolfsburg geschafft, aber damals hatten wir auch genau dieses Selbstbewusstsein, das die Bayern haben. In der Rückrunde hatten wir einen Lauf, wenn ein Heimspiel angepfiffen wurde, wussten wir, dass wir um 17.15 Uhr ein Tor mehr als der Gegner geschossen haben werden. Egal, wie wir ins Spiel gekommen sind, wir haben weiter an uns geglaubt. Vielleicht fehlt das manchen Mannschaften heute."

Christian Gentner, 32, ist Kapitän des VfB Stuttgart. 2007 wurde er mit dem VfB Meister, 2009 mit dem VfL Wolfsburg.

Ilkay Gündogan:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Viele Trainer haben zu wenig Mut

"Ich finde schon, dass die Bundesliga eine der attraktivsten Ligen Europas ist. Was ich ein bisschen vermisse - aber da bin ich mit dem Trainer Pep Guardiola vielleicht auch verwöhnt -, ist, dass Mannschaften im Spiel Lösungen finden. Wie gestalte ich meinen Spielaufbau? Wie löse ich Überzahlsituationen clever auf? In vielen Spielen, die ich mir in den vergangenen Monaten angeschaut habe, haben Mannschaften aus der Viererkette heraus kurz, kurz gespielt, aber nicht zwingend mit dem Gedanken, eine spielerische Lösung zu finden, eher nach dem Motto: Wir gucken mal. Sobald man ein bisschen unter Druck geriet, wurde der Ball lang nach vorne geschlagen. Das ist mir zu gleich. Ich glaube allerdings nicht, dass das an den Spielern liegt. Spieler versuchen immer das umzusetzen, was die Trainer ihnen vorgeben. Ein Trainer muss eine Idee entwickeln. Die Trainerausbildung in Deutschland ist eigentlich sehr gut, aber ich verstehe nicht, warum viele Trainer nicht den Mut haben, eine Idee durchzusetzen. Sie verlieren den Glauben daran, wenn sie zwei-, dreimal verloren haben. Wir bei Manchester City wollen schnellen, attraktiven Kurzpass-Fußball spielen. Das trainieren wir tagtäglich, das rufen wir im Spiel wie Automatismen ab. Wenn ein Gegner mit nur einem defensiven Sechser spielt, wissen wir, dass links und rechts von ihm Platz ist, um dort die Bälle anzunehmen und sie sich nicht hinten abholen zu müssen. Wir haben für fast alle Systeme eine klare Spielidee. Die haben viele Mannschaften nicht, sowohl in England als auch in der Bundesliga."

Nationalspieler Ilkay Gündogan, 27, gewann mit Borussia Dortmund 2012 die Meisterschaft. Seit 2016 spielt er für Manchester City.

Wolfgang Thierse:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Lange Anfahrt, maue Spiele

"Wenn Sie mich fragen, ob die Debatten im Bundestag mittlerweile spannender sind als Heimspiele von Hertha BSC: Nun, zumindest sind die Debatten ernsthafter und abwechslungsreicher geworden. Und sie sind sicher nicht von dem Mittelmaß gekennzeichnet, das man bei Hertha häufig sieht. Ich komme zwar nicht so oft ins Stadion, wie ich gerne würde; ich habe doch noch sehr viel zu tun. Aber wenn ich die lange Anfahrt ins Olympiastadion auf mich nehme und dann diese 0:0-, 0:1- oder 1:2- Spiele sehe ... Ach, ich würde der Hertha schon einen dramatischeren Fußball wünschen. Ob ein neues Stadion, wie es der Klub plant, die Lage verbessern würde? Ich weiß nicht. Fußball wird in meinen Augen immer noch auf dem Rasen gespielt, und das Spielfeld bleibt auch in einem neuen Stadion gleich lang und gleich breit."

Wolfgang Thierse, 74, war von 1998 bis 2005 Präsident des Deutschen Bundes- tages. Er ist Mitglied bei Hertha BSC.

Lina Magull:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Samstags am liebsten Konferenz

"Ich versuche jede Woche, Bundesliga zu schauen, je nachdem, wie es unser Spielplan erlaubt. Am liebsten Konferenz, außer Dortmund oder Bayern haben spannende Spiele, dann schaue ich die. Ich komme aus Dortmund und habe immer mit dem BVB sympathisiert. Wann ich dann Fan des FC Bayern wurde, weiß ich gar nicht so genau, aber ich mag die Art von Fußball, für die Bayern steht - und wie konstant er gespielt wird. Jeder Spieler hat diesen absoluten Willen. Ich finde nicht, dass es die Liga langweilig macht, wenn sie so oft gewinnen. Am Anfang dieser Saison sah es zum Beispiel noch gar nicht danach aus, dass Bayern wieder so dominant sein würde - dass der Verein dann gemerkt hat, dass er etwas verändern muss und das dann auch noch gelingt, finde ich gerade spannend. Viele Vereine machen genau das ja falsch. Den Abstiegskampf fand ich auch sehr spannend, das war dieses Jahr schon eine besondere Dramatik mit Vereinen wie Köln oder dem HSV. Also wenn man sich Bayern wegdenkt, ist schon viel los."

Lina Magull, 23, gewann 2013 das Triple und 2014 das Double mit dem VfL Wolfsburg. Seit 2015 spielt sie beim SC Freiburg.

Xavi Hernández:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Hummels? Spek-ta-ku-lär!!!!

"Ganz ehrlich: Ich habe in diesem Jahr kein einziges Bundesligaspiel gesehen. Nur ein bisschen von den Bayern in der Champions League. Aber mal so gesagt: Ich könnte wetten, dass es auch in der Bundesliga, wie überall, mehr defensive als offensive Trainer gibt. Und das ist schade. Der Fußball ist doch dazu da, um ihn zu genießen, damit Fußballer und Zuschauer Spaß haben. Die Trainer sollten mehr daran denken als ans Toreverhindern. Das ist meine Philosophie, die Cruyff'sche Schule, wenn man so will. Und die finde ich bei der deutschen Nationalmannschaft wieder. Denken Sie nur an dieses Gigantenspiel kürzlich zwischen Deutschland und Spanien in Düsseldorf. Deutschland hat ein sensationelles Niveau, ein Niveau, um wieder Weltmeister zu werden. Ein Super-Team, das für mich mit Spanien zusammen gerade ein Beispiel dafür ist, wie man Fußball spielen muss. Der Stil, den Joachim Löw spielen lässt, ist der, der mir gefällt: Angriffsfußball, hohes Pressing, Kampf um Ballbesitz - alles kreist um das Spiel mit Ball. Angefangen mit der Spielauslösung. Wenn ich an Hummels gegen Spanien denke ... spektakulär! Spek-ta-ku-lär!!! Aber die anderen Abwehrspieler auch: Kimmich traut sich, Boateng traut sich, sogar dieser Hector traut sich! Und dann haben sie Mittelfeldspieler wie Özil, Kroos oder Gündogan, pures Talent. Wer mich sehr überrascht hat, war Timo Werner, den hatte ich vorher nie gesehen. Weil, wie gesagt, ich habe kein Schalke, kein Rasenballsport, kein Leverkusen, kein Wolfsburg gesehen. Nichts davon. Nada. Aber der deutschen Nationalelf zuzusehen, ist ein Luxus."

Mittelfeldspieler Xavi Hernández, 38, prägte bis 2015 die erfolgreichsten Jahre des FC Barcelona. Mit Spanien wurde er zweimal Europameister und 2010 Weltmeister.

Bernd Bönte:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Erst Disziplin, dann Dominanz

"Wenn ich höre, wie sich manche über die Dominanz der Bayern beschweren, denke ich an die Zeit zurück, in der Wladimir Klitschko über fast zehn Jahre lang Box-Weltmeister im Schwergewicht war. Da haben auch viele über Langeweile geklagt. Es war dennoch eine beachtliche Leistung. Auf jeden Kampf hat er sich mit seinem Team topprofessionell vorbereitet, egal, gegen wen. Er hat die Gegner studiert, er hat an sich selbst gearbeitet, alles mit unglaublicher Disziplin. Wenn er zehn Wochen lang im Trainingslager war, ist er nicht einen Abend in die Kneipe gegangen. Er wusste, dass es auf Feinheiten ankommt, um sich so lange an der Spitze zu halten. So verhält es sich auch mit dem FC Bayern. Das sind viele kleine Feinheiten, die diesen großen Vorsprung ergeben."

Bernd Bönte, 62, ist seit 2000 Manager der langjährigen Box-Weltmeister Vitali und Wladimir Klitschko. Bis Februar 2018 saß er im Aufsichtsrat des Hamburger SV.

Marco Hartmann:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Spannung? Nur in der zweiten Liga!

"Ich muss gestehen, dass mich die Bundesliga-Ergebnisse schon seit einer Weile nicht mehr so richtig interessieren. Als Jugendlicher habe ich mich noch von diesem Hype um den Fußball leiten lassen. Aber dieses Aufgeputschte der vergangenen Jahre, mit Fernsehfußball jeden Tag und Livespielen bis in die Regionalliga? Mein Interesse ist da abgestumpft. Und diese Saison war nun wirklich nicht besonders spannend. Je deutlicher die Vormachtstellung durch die Verteilung der TV-Gelder wird, desto langweiliger wird es. Wenn das Geld anders verteilt würde, wer weiß, vielleicht würden dann alle kollektiv weinen, weil international jedes Jahr im Viertelfinale Schluss ist. Aber da muss man sich in Deutschland halt fragen, was wichtiger ist: Wollen wir einen international konkurrenzfähigen Verein - oder wollen wir eine engere Liga? Wenn ich zu uns in die zweite Liga schaue, dann darf ich feststellen: In dieser Saison bekommt jeder neutrale Zuschauer und auch jeder Fan genau das, was Fußball leisten kann. Die wenigsten Vereine konnten sich bis drei Spieltage vor Schluss zurücklehnen, die hingen alle im Ab- oder Aufstiegskampf mit drin, oder sogar in beidem gleichzeitig. Das ist faszinierend, auch wenn es mir als Spieler von Dynamo Dresden wesentlich lieber wäre, wenn es am Sonntag um nichts mehr ginge. Bei uns in der Liga kann es noch zwei Mannschaften passieren, dass sie am Ende mit 39 Punkten runtergehen. Das wäre bitter, wenn sich eine so lange Saison dann kurz vor Schluss so knapp entscheidet. Aber dann ist es am Ende eben so. So ist der Sport, und so soll er auch sein."

Marco Hartmann, 30, ist Kapitän des Zweitligisten Dynamo Dresden.

Henning Harnisch:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Playoffs? Nur international

"Zum Thema Playoffs: Es spielt immer eine Rolle, in welche Kultur man reingewachsen ist. Ich bin 1985 als Spieler in die Basketball-Bundesliga gekommen, im Jahr vorher ist der Modus umgestellt worden, ich kenne also nur Playoffs. Und ich kenne auch aus vielen Jahren die Situation, dass man dominant war mit seinem Team - und dann eben noch Playoffs gespielt hat. Für uns Basketballer ist das die Bestätigung einer guten Saison, so lesen wir auch einen ersten Platz in der normalen Hin- und Rückrunde: Der hat etwas sehr Relatives. So richtig ernst wird es im nächsten Kapitel, wo zwar nicht alles auf Null gesetzt wird, weil man sich ja einen Heimvorteil erarbeitet hat. Aber es geht dramaturgisch mit einer komplett neuen Spannungsidee noch mal neu los. Man kann das schon eine Art zusätzliche Mini-Saison nennen, in der man das, was man sich erarbeitet hat, bestätigen muss. Dieser Weg in Richtung Playoffs, der Kampf um die Platzierung, das Heimrecht, die Frage, wer kommt überhaupt in die K.-o.-Spiele - das schafft während der Hauptrunde natürlich eine Extrarunde Spannung. Aber wenn man überlegt, Playoffs einzuführen, muss man bedenken, welche Traditionen es gibt - und an eine Synchronisierung mit anderen Ländern. Playoffs sind fast nie etwas rein Nationales, die haben zu tun mit einer internationalen Entwicklung. So etwas als einzige Liga zu machen, ist schwierig."

Henning Harnisch, 50, war mit Bayer Leverkusen und Alba Berlin neunmal deutscher Basketball-Meister, außerdem Mitglied der Europameister-Mannschaft von 1993. Heute ist er Vizepräsident von Alba Berlin.

Markus Söder:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Der Club als Profiteur

"Die Bundesliga bleibt immer spannend und sehenswert, weil einer sicher Meister wird und gefühlt fast alle anderen Mannschaften gegen den Abstieg spielen. Ich finde es auch nicht langweilig, wenn der FC Bayern weiter gewinnt. Als eingefleischter Club-Fan sehe ich das nämlich unter einem anderen Blickwinkel: Die Bayern sollen gewinnen und Meister werden, das ist auch gut für den Club. Denn der FCN ist nicht nur Rekord-Aufsteiger, sondern auch Vize-Rekordmeister mit neun Titeln. Dortmund hat acht Meisterschaften gewonnen. Also ist für den Club-Fan klar: Dortmund darf nicht noch einmal Meister werden, sonst wird der Club eingeholt. Also drücke ich weiter dem FC Bayern die Daumen. Und international ist Bayern München ohnehin der beste bayerische und nationale Botschafter. Ab der kommenden Saison wünsche ich mir allerdings einmal im Jahr mindestens ein Unentschieden: beim Derby gegen den FCN."

Der CSU-Politiker Markus Söder, 51, ist Ministerpräsident des Freistaates Bayern.

Nadiem Amiri:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Mehr Hoffenheim gucken!

"Wem die Bundesliga zu langweilig ist, der hat zu selten Spiele der TSG Hoffenheim gesehen. Bei uns ist immer viel Dampf drin, es gibt viele Torchancen, es geht hin und her. Unser Trainer Julian Nagelsmann sagt mir immer, dass ich seriös spielen soll, dass ich Bälle sichern soll, dass die Aktionen sauber sein sollen - und dass ich erst einmal auf Hacke, Spitze, 1, 2, 3 verzichten soll. Aber sobald wir führen, habe ich auch Freiheiten, dann probiere ich durch Dribblings und besondere Aktionen Momente zu erzeugen, für die die Leute ins Stadion kommen. Und ich bin sicher: Bei uns macht das Zugucken Spaß!"

Nadiem Amiri, 21, ist offensiver Mittelfeldspieler der TSG Hoffenheim.

Doris Schröder-Köpf:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Fußball als Erinnerungsheimat

"Wer über die Langeweile klagt, dem sei gesagt: Es gibt ja auch ein Leben jenseits des Meisters. Ich beobachte etwa interessiert, was in Hannover passiert. Hannover 96 ist eine wichtige Institution in der Stadt, trotz des mittleren Tabellenplatzes, und trotz der Diskussionen zwischen dem Präsidenten Martin Kind und einem Teil der Fans, die verhindern wollen, dass er als wirtschaftlich Verantwortlicher noch mehr Macht bekommt. Ich verstehe da beide Seiten, mit Ausnahme der Fans, die mit Gewaltandrohung arbeiten. Einerseits ziehe ich den Hut vor Herrn Kind, den ich persönlich für sehr integer halte. Auf der anderen Seite geht es bei der Auseinandersetzung um mehr als Fußball, es geht auch um Heimat, eine Art Erinnerungsheimat. Da steht Hannover 96 auch exemplarisch. Es missfällt den Kritikern, dass der Fußball noch mehr kommerzialisiert wird. So wie viele Menschen auch außerhalb des Fußballs gefühlsmäßig ihre Heimat bedroht sehen, ist es auch hier: Sie möchten den Fußball am liebsten so behalten, wie er immer war."

Doris Schröder-Köpf, 54, ist für die SPD Abgeordnete des niedersächsischen Landtages sowie niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe.

Hans-Joachim Watzke:

Bundesliga-Saison 2017/2018: undefined

Die Bayern sind nie mehr einzuholen

"Die Strahlkraft der Marke Borussia Dortmund, die ist weiterhin sehr groß. Aber das heißt nicht, dass wir in absehbarer Zeit an den Bayern wieder mal vorbeikommen könnten. Der Grund dafür ist: das Geld. Die Summen, die im Spitzensegment des Profifußballs bewegt werden, sind explodiert. 2011 und 2012, als wir letztmals die Bayern hinter uns lassen konnten, hatten wir etwa 40 Millionen Gehaltsetat und die Bayern etwa 80 Millionen, das Doppelte. Heute haben die Bayern immer noch das Doppelte. Wir haben jetzt 110, die Bayern schätze ich auf 220. Der Abstand aber betrug damals 40 Millionen, heute 110. Das ist nicht mehr auszugleichen. Es sei denn, die Bayern würden gravierende Fehler machen, von denen man profitieren könnte. Aber das wird nicht passieren, zumindest nicht in dem Umfang, dass es reichen könnte, sie mal wieder einzuholen. Selbst wenn es uns gelänge, mal wieder zwei, drei herausragende Spieler aufzubauen, mit denen wir sie gefährden würden: Dann würden die Bayern sie mit ihren finanziellen Möglichkeiten wahrscheinlich schnell bei uns herauskaufen. Mit dem Verlusten von Lewandowski, Hummels und Götze nach München sind wir jeweils deutlich geschwächt worden. Es ist legitim, dass die Bayern auch diesen Faktor als Strategie einsetzen. Juventus Turin in Italien, Paris Saint-Germain in Frankreich, die Bayern in Deutschland: Die haben sich auf Dauer von allen nationalen Konkurrenten abgesetzt."

Hans-Joachim Watzke, 58, ist Geschäftsführer von Borussia Dortmund

Gesammelt von Javier Cáceres, Roman Deininger, Anna Dreher, Ulrich Hartmann, JÖRG MARWEDEL, Joachim Mölter, Cornelius Pollmer, FREDDIE RÖCKENHAUS, Philipp Selldorf, Benedikt Warmbrunn

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: