Bundesliga:RB Leipzig ist fürs Erste entzaubert

Bundesliga: "Scheiße. Schade. Weitermachen": RB Leipzig verliert 0:3 bei Werder Bremen.

"Scheiße. Schade. Weitermachen": RB Leipzig verliert 0:3 bei Werder Bremen.

(Foto: AFP)

Von Ralf Wiegand, Bremen

Ziemlich lang haben sie bei RB Leipzig tief gestapelt, weder den Bayern-Verfolger gegeben noch die Champions League angepeilt, sondern den Augenblick gelebt: als bester Aufsteiger in der langen Bundesliga-Geschichte von Spiel zu Spiel zu eilen, und von Sieg zu Sieg. Erst jetzt, da dem Neuling alles zu entgleiten droht, verraten sich die Leipziger Spieler. "Wir werden nicht aufgeben, unseren großen Traum zu erreichen", sagte etwa Diego Demme nach dem ernüchternden 0:3 in Bremen. Und Marcel Sabitzer warnte: "Wir müssen viel, viel aufarbeiten, sonst verbocken wir es vielleicht noch."

RB Leipzig, so scheint es nach den jüngsten Niederlagen, ist fürs erste entzaubert. In Bremen zumindest war von den überfallartigen, am Reißbrett geplanten Angriffen der jungen Mannschaft wenig zu sehen, abgesehen von drei guten Chancen in der ersten Halbzeit, von denen Sabitzer die beste mit einem komplizierten Pfostentreffer vergab. "Wir machen die Dinger nicht rein", klagte er später, und das kennen die Leipziger so noch nicht. Viele ihrer 15 Saisonsiege hatten sie durch Tore in der Anfangsphase eingeleitet.

"Vielleicht wird jetzt manches aufgerechnet, was in der Hinrunde für uns gelaufen ist", mutmaßte Trainer Ralph Hasenhüttl, eine Art höhere Macht beschwörend. "Wie ein roter Faden" ziehe sich durch die letzten Spiele, dass der erste Schuss des Gegners gleich zum Rückstand führe, während seiner Elf selbst "das Momentum fehlt, das Spielglück auf unsere Seite zu ziehen".

Erstmals spielte Hasenhüttl mit einer Dreierkette - ohne positiven Effekt

Tatsächlich merkt man in dieser Phase des Aufsteigers dem Team seine Unerfahrenheit an. Leipzig fehlt ein Plan B, falls das eigene Spiel nicht zum Erfolg führt, weil der Gegner ein Mittel gefunden hat. Werder ist selbst eine Umschaltmannschaft, die das Spiel nur mühsam gestalten, es aber lesen und Lücken bei Gegnern finden kann. Leipzig, als Tabellenzweiter favorisiert angereist, fand diese Lücken nicht, und das Spiel zu gestalten gelang ohne den gesperrten Genius Keita auch nicht. Was blieb, war vor allem nach der Pause eine große Hilflosigkeit bei vollkommen nutzlosem Ballbesitz.

Hasenhüttl hat Arbeit. Er hat erstmals mit einer Dreierkette in der Abwehr agieren lassen, "wir haben das gemacht, weil es der Gegner auch macht", sagte Diego Demme, einen positiven Effekt hatte es nicht. Werder kam auch ohne seine beiden besten Stürmer zu erstaunlich vielen Chancen und nach dem spielentscheidenden 2:0 auch zu etlichen Kontern.

Leipzig hingegen wechselte zurück auf Viererkette, kapitulierte nach dem zweiten Gegentreffer, schloss die Angriffe zu hektisch ab, schuf kaum Überzahl vor dem Bremer Tor. "Wenn du einen Lauf hast, geht es dir leichter vom Fuß", sagte Marcel Sabitzer, das Kämpfen um den Sieg müssen sie noch lernen. Gegen alle Teams, für die es um die Existenz geht, setzte es zuletzt Niederlagen, vor Bremen waren das Wolfsburg und Hamburg. Und nun? "Scheiße. Schade. Weitermachen", empfahl Timo Werner - demnächst.gegen Darmstadt, den nächsten Überlebenskünstler.

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