Bundesliga:Plötzlich biegen Rib&Rob um die Ecke

Werder Bremen - Bayern München

Thomas Müller, Arjen Robben und Robert Lewandowski jubeln mit dem Torschützen zum 0:2, David Alaba.

(Foto: dpa)

Von Christopher Gerards

Es war vier Uhr am Samstagnachmittag, als die Reporter mal wieder diesen schönen Satz rufen konnten. Wenn du ihn vorne nicht reinmachst, so beginnt der Satz, wobei man sagen muss: Um vier Uhr am Samstagnachmittag hätte er auch anders lauten können, in etwa so: Wenn du ihn vorne zwei Mal nicht reinmachst...!

Es war ja so, dass der Bremer Flügelspieler Serge Gnabry gerade einen unverschämt harten Schuss aufs Tor des FC Bayern gesetzt hatte. Aber dieser Schuss war dann nicht stramm genug, um Manuel Neuer zu überwinden. Nicht mal zwei Minuten später schoss Gnabrys Mitspieler Max Kruse aufs Tor, scheiterte aber an demselben Neuer. Und dann lief es halt, wie es oft läuft. Wenn du ihn vorne zwei Mal nicht reinmachst, dann rennt irgendwann der alte Ribéry über die linke Seite und passt in die Mitte. Von der rechten Seite rennt dann der fast genau so alte Arjen Robben heran, und wenn der Ball zu ihm kommt, schießt Robben ihn unverschämt unhaltbar ins Tor. Und später schießt der FC Bayern noch ein Tor und gewinnt 2:1. So ist es oft - und so war es auch am Samstagnachmittag.

Wenn der FC Bayern zuletzt auf Werder Bremen traf, dann ging dem oft ein lustiges Ratespiel voraus. Es ging um die Frage, ob die Bayern nun 7:0, 6:1 oder doch nur 4:0 gewinnen würden. 44:3 - das war das Torverhältnis seit der Saison 2012/13, im Hinspiel im August feierte der FC Bayern ein 6:0. Er erwarte "ein anderes Bremen" hat Trainer Carlo Ancelotti nun vor dem Duell gesagt, und wie recht er hatte, durfte er sich 90 Minuten lang anschauen. Nichts deutete darauf hin, dass sein Team 7:0, 6:1 oder 4:0 siegen würde, der FC Bayern konnte sich lange nicht mal sicher sein, ob er dieses Spiel überhaupt gewinnen würde.

Denn es war ja so: Womöglich spielte da nicht nur ein anderes Bremen - sondern auch ein anderer FC Bayern als im August. Und das ist nun die große Frage nach diesem 2:1-Sieg: Waren die Bayern einfach mal wieder nur sehr souverän - oder womöglich auch ein ganz kleines bisschen unbeholfen?

Ancelotti erhebt die Kunstlosigkeit zur Kunst

Ancelotti hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 2:1 vor einer Woche in Freiburg leicht umgebaut. Franck Ribéry startete für Douglas Costa, Joshua Kimmich ersetzte den verletzten Arturo Vidal. Es war dann so, dass Werder - anders als Freiburg - Bayerns Innenverteidiger im Spielaufbau tun und machen ließ. Erst an der Mittellinie warteten all die Kruses, Gnabrys und Pizarros (musste in der 16. Minute mit einer Oberschenkelverletzung raus). Und sobald ein Roter hinter dieser Linie an den Ball kam, stürzten sich die Bremer auf ihn. Das Verkehrsaufkommen war derart hoch, dass Bayern auffallend oft hinten rum spielte oder versuchte, den Flügel zu wechseln (was dann meist dazu führte, dass der Ball bei Werder landete). Ribéry und David Alaba setzten zwei kleinere Warnschüsse ab, das war's.

Fast eine halbe Stunde ging das so, fast eine halbe Stunde durfte Werder sich mindestens ebenbürtig fühlen. Doch dann kam Ribéry, dann kam Robben - und dann fiel das 1:0. Kurz vor der Halbzeit war es dann Alaba, der mit einem präzisen Freistoß ins Eck auf 2:0 erhöhte. Spätestens da wirkte es, als hätten der FC Bayern und sein Trainer Carlo Ancelotti die Kunstlosigkeit zur Kunst erhoben. Als wären eine Mischung aus Zufall, Nonchalance und alten Helden die obersten Prinzipien der Münchner Angriffsversuche. Soll sich der Gegner ruhig austoben; soll er mal aufs Tor schießen. Sobald er müde ist, biegt halt Ribéry ums eine Eck und Robben ums andere.

Im Energiesparmodus spielte sich der FC Bayern zu seiner 2:0-Halbzeitführung, aber dann dauerte es nicht lange, bis man sich fragte, ob die Bayern nicht ein bisschen zu viel Energie gespart hatten. Die 53. Minute, Zlatko Junuzovic passte in den Münchner Strafraum, wo Kruse erstaunlich frei wartete. Kunstvoll zog er den Ball an Alaba vorbei und drosch aufs Tor - das 1:2. Ancelotti wechselte durch, Sanches kam für Müller, Coman für Robben, Costa für Ribéry - aber wirklich unbeschwert lebte der FC Bayern auch danach nicht. Zumindest konnten die Bayern von sich sagen, dass manch ein Schiedsrichter ihnen einen Elfmeter zugesprochen hätte - Robert Lewandowski war mit Milos Veljkovic zusammengeprallt und in Werders Strafraum gefallen. Schiedsrichter Sascha Stegemann pfiff nicht. Und weil die Bayern sich ihrerseits kaum Chancen erspielten, mussten sie lange zittern, bis das 2:1 Bestand hatte.

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