Bundesliga:Pfiffe und Sarkasmus der Leverkusen-Fans

Bundesliga: Almog Cohen feiert sein Tor zum 2:1, Jonathan Tah ist bedient.

Almog Cohen feiert sein Tor zum 2:1, Jonathan Tah ist bedient.

(Foto: AP)

Der Champions-League-Teilnehmer verliert zu Hause gegen den FC Ingolstadt. Obwohl Bayer in Unterzahl noch der Ausgleich gelingt.

Der erstarkte FC Ingolstadt hat die angekündigte Aufholjagd von Bayer Leverkusen vorerst gestoppt, die Hoffnungen der Werkself auf die erneute Champions-League-Qualifikation werden kleiner. Nach einem enttäuschenden Auftritt musste sich das Team von Trainer Roger Schmidt am Sonntagabend mit 1:2 (0:1) geschlagen geben. Alfredo Morales (26. Minute) und Almog Cohen (74.) sicherten dem Bundesliga-Abstiegskandidaten den dritten Sieg im fünften Spiel unter dem neuen Coach Maik Walpurgis. Für Leverkusen traf einzig Admir Mehmedi (63.), wodurch Bayer auf Rang neun abrutschte. Die Oberbayern verbesserten sich stattdessen auf Relegationsplatz 16.

"Wir waren einfach nicht da", klagte Nationalspieler Jonathan Tah bei Sky: "Vielleicht liegt es an den Köpfen. Wir müssen Männer sein und Eier zeigen. Wir müssen uns zusammenreißen." Die Bayer-Fans waren beim letzten Heimspiel in diesem Jahr bedient. Angesichts der über weite Strecken kümmerlichen Vorstellung ernteten die Leverkusener immer wieder gellende Pfiffe. Erstmals in dieser Saison waren auch "Roger raus"-Rufe zu vernehmen.

In die Kurve zu den Anhängern traute sich nach der Partie zunächst nur Keeper Bernd Leno. Doch die gellenden Pfiffe gehörten "zum Geschäft dazu", urteilte Sportchef Rudi Völler. "Das muss man akzeptieren, da muss man durch!" Trainer Roger Schmidt stehe nicht zur Disposition. Man habe schließlich - vor allem in der Champions League - zuletzt auch gute Spiele abgeliefert. "Wir haben einen sehr, sehr guten Trainer", befand Völler.

Die kaum durchsetzungsfähigen Leverkusener enttäuschten ohne den verletzten Stefan Kießling und erspielten sich bis kurz nach der Pause überhaupt keine klare Torchance. Ein Pfeifkonzert von den Zuschauerrängen schon zur Halbzeit war die Folge. Doch auch danach besserte sich wenig im Spiel des Champions-League-Achtelfinalisten, der nach der frühen Gelb-Roten Karte von Charles Aranguiz (49.) zu zehnt auskommen musste und die siebte Ligapleite kassierte.

Die Hoffnung von Sportchef Rudi Völler, nach dem jüngsten 1:0 gegen Schalke nun mit "einer kleinen Serie" vor der Winterpause "richtig Boden gut machen", verpuffte vor 25 075 Zuschauern gegen einen Abstiegskandidaten. Am Mittwoch (20 Uhr) muss Bayer nun im Derby beim 1. FC Köln antreten - eine gute Gelegenheit, um die deprimierten Fans wieder zu versöhnen.

Schon kurz nach dem Anpfiff deutete sich an, dass es ein bitterer Abend werden könnte. Nach drei Minuten unterlief Nationalspieler Jonathan Tah ohne Not ein katastrophaler Fehlpass. Ingolstadts Pascal Groß war frei durch - und schoss weit daneben.Trotz dieser vergebenen Großchance war den Gästen das angewachsene Selbstvertrauen deutlich anzumerken. Die Oberbayern waren präsenter, agiler und zweikampfstärker als ihre Konkurrenten. Und hatten weitere gute Möglichkeiten: Groß (15.) zwang Bernd Leno im Bayer-Tor nach einem Freistoß zu einer Glanztat, aus einer weiteren Standardsituation konnte Roger (18.) kein Kapital schlagen.Morales zeigte sich kurz darauf aber abschlussstärker. Eine punktgenaue Hereingabe von Markus Suttner verwertete der Mittelfeldprofi mit einem wuchtigen Kopfball.

Die Bayer-Fans quittierten den Rückstand mit Pfiffen und "Wir wollen Euch kämpfen sehen"-Rufen. Es brachte nichts, im Gegenteil: Ingolstadt hätte durch Dario Lezcano (34.) fast das 2:0 erzielt.Vier Minuten nach Wiederanpfiff verabschiedete sich der erste schon wieder. Ein überflüssiger Check von Aranguiz gegen Anthony Jung brachte dem Chilenen die zweite Gelbe Karte ein. Kurios, dass Bayer dann in Unterzahl zu seiner ersten Torchance kam. Der zur Pause eingewechselte Julian Brandt (52.) zog aus spitzem Winkel ab, Keeper Martin Hansen konnte aber noch entschärfen.

In der Defensive blieben die Leverkusener anfällig und hatten Glück, dass die Gäste zunächst mehrere Chancen ungenutzt ließen. Wie eine Strafe wirkte da der Ausgleichstreffer von Mehmedi, der im Rückraum von einem prima Brandt-Zuspiel profitierte. Doch die Hoffnungen der Gastgeber zumindest auf ein Remis währten nicht mal eine Viertelstunde, ehe Cohen einen feinen Angriff über die rechte Seite mit dem verdienten Siegtreffer belohnte. Am Ende sangen die Leverkusener Fans "Oh, wie ist das schön".

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