Bundesliga-Montagsspiel:Wie Urlaub in Offenbach

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Frankfurt gewinnt das Duell der Champions-League-Aspiranten gegen Leipzig - unter außergewöhnlichen Umständen: Die Eintracht-Fans protestieren mit Plakaten, Gepfeife, Klopapier und Tennisbällen gegen den Montags-Spieltermin.

Die Anspannung vor dem Bundesligaspiel am Montagabend zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig war bei allen Beteiligten groß. Das lag nicht nur daran, dass die Frankfurter mit einem Sieg auf Rang drei und die Leipziger im Erfolgsfall gar auf Platz zwei der Tabelle klettern konnten. Sondern hauptsächlich daran, dass das Duell der Champions-League-Anwärter an einem Montagabend stattfand und somit an einem Termin, der die Frankfurter Fans zu massiven Protesten motivierte. Von 5000 Tröten und Trillerpfeifen, um die Schiedsrichterpfiffe zu übertönen, über einen Platzsturm bis hin zur Provokation von Spielunterbrechungen war alles Mögliche angekündigt. Und, abgesehen davon, dass Eintracht Frankfurt 2:1 (2:1) gewann: Alles trat ein.

Gepfiffen wurde exzessiv, in einigen Szenen hatten die Spieler tatsächlich sichtlich Mühe, die Pfeife des Unparteiischen zu hören. "Wir pfeifen auf das Montagsspiel", lautete das Motto auf einem großen Plakat, auf kleineren stand: "Montags wird ausgenüchtert!", "Montags könnt ich kotzen", "Montag? So ein Gulasch!", "Fußball am Montag ist wie Urlaub in Offenbach" und, ganz radikal: "Montag abschaffen".

Unabhängig davon, dass die generelle Abschaffung des Montags in weiten Kreisen der Bevölkerung auf Zustimmung stoßen dürfte: Dieses gefühlt erste Montagsspiel der Bundesliga-Geschichte war bereits das 16. - beispielsweise gewann am Ostermontag 1964 der 1. FC Saarbrücken gegen Borussia Dortmund 2:1, oder im ersten Montagsspiel an einem Werktag Rot-Weiß Essen im April 1970 gegen Werder Bremen 3:2. Allerdings handelte es sich stets nur um Nachholspiele, wohingegen der Montag nun als fester Spieltermin angesetzt wird. Laut Deutscher Fußball Liga zur Schonung von Europa-League-Teilnehmern, laut anderen zur Steigerung der TV-Erlöse. Hiergegen protestierten die Frankfurter Ultras, zu Beginn postierten sie sich auch wie angekündigt im Innenraum, zogen dann aber nach wenigen Minuten friedlich wieder ab - rechtzeitig zum 0:1 (13.) durch Jean-Kevin Augustin, den Konrad Laimer nach Doppelpass mit Diego Demme in Szene gesetzt hatte.

Gepfiffen wurde weiter, selbst nach dem 1:1-Ausgleich durch Timothy Chandler (21.) nach einer Ecke; den Nachnamen des Torschützen musste der Stadionsprecher, ganz ungewohnt, selbst rufen. Nach dem 2:1 durch Kevin-Prince Boateng (26.), den Ante Rebic im Rückraum bedient hatte, kam dann allerdings doch eine Art Fußballatmosphäre auf. Ballgewinne der Eintracht wurden plötzlich angemessen bejubelt, Schiedsrichterentscheidungen wie gewohnt beschimpft. Zum Beispiel in der 32. Minute, als Felix Zwayer zunächst auf Strafstoß für Leipzig entschied. Die Entscheidung wurde aber mittels Videobeweis zurückgenommen, nicht etwa, weil Rebic Marcel Sabitzer nicht gefoult hätte, sondern weil zuvor eine Abseitsposition vorlag. Kurz vor der Pause hätten die Frankfurter dann noch den dritten Treffer nachlegen können, auf Zuspiel von Marius Wolf lief Rebic ungedeckt auf RB-Torwart Peter Gulacsi zu, scheiterte aber an ihm.

Zahlreiche Helfer erscheinen mit Müllsäcken, um den Unrat wegzuräumen

In der Halbzeitpause wurde es sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen ein Manic Monday, wie ihn einst The Bangles besangen. Zunächst setzte nach Schlusspfiff der ersten Hälfte nach einem Gerangel zwischen Makoto Hasebe und Naby Keita eine so genannte Rudelbildung ein, dann verzögerte sich der Wiederanpfiff durch den exzessiven Einsatz von Klopapier und Tennisbällen. Zahlreiche Helfer erschienen mit Müllsäcken, um den von den Fans auf den Rasen und die Tornetze geworfenen Unrat wegzuräumen. Um 21.48 Uhr, 18 Minuten später als geplant, ging die Partie dann doch weiter, so dass ihre Beendigung nun doch vor dem anbrechenden Dienstag zu erwarten war.

Die Partie blieb intensiv und umkämpft, Sebastien Haller vergab nach einem Konter die große Chance zum Frankfurter 3:1 (67.). Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl brachte zwecks Schlussoffensive noch Timo Werner für Ademola Lookman (76.), aber zu Chancen kam RB gegen die konsequent verteidigenden Frankfurter trotzdem nicht mehr. Die Qualifikation beider Klubs für die Champions League bleibt jedenfalls weitaus wahrscheinlicher als die Streichung des Montags aus dem Kalender.

© SZ vom 20.02.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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