Bundesliga:"Ich kann und möchte keine Jobgarantie geben"

Werder Bremen - FC Augsburg

Trainer Alexander Nouri: Schwierige Zeit mit Bremen

(Foto: dpa)

Der ganze Frust der Werder-Fans entlud sich schon 20 Minuten vor dem Abpfiff gegen Trainer Alexander Nouri: Immer wieder hallte "Nouri raus!" durch das Bremer Weserstadion, die 0:3 (0:2)-Pleite gegen den FC Augsburg könnte den 38-Jährigen den Job kosten. Zehn Spiele, kein Sieg, 484 Minuten ohne Tor und keine Anzeichen der Besserung - der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga ist in einer echten Krise.

Werder Bremens Sportchef Frank Baumann vermied ein Bekenntnis zu Trainer Alexander Nouri. "Ich kann und möchte keine Jobgarantie so kurz nach dem Spiel geben", sagte der Ex-Nationalspieler, der am Sonntag 42 Jahre alt wurde. Eine Entscheidung könnte am Montag fallen.

"Wenn wir der Überzeugung sind, dass Alex nicht mehr die beste Lösung ist und ein anderer Trainer die schwierige Situation besser lösen kann, haben wir die Verantwortung für den Verein, solche Entscheidungen auch zu treffen", sagte Baumann weiter. Baumann schätzte das Auftreten seiner Mannschaft als "desolat" ein, er sprach explizit von einem Einstellungsproblem. Offenbar hätten nicht alle verstanden, dass Werder im Abstiegskampf sei.

Nouri selbst meinte: "Wir müssen uns bei jedem einzelnen Fan entschuldigen", sagte der 38-Jährige: "Ich kann die Reaktionen der Fans nachvollziehen, die Enttäuschung ist auch bei uns groß."Entscheidend sei in der schwierigen Lage nun, "dass wir uns aufrichten, füreinander einstehen und die Trainingswoche mit voller Energie angehen."

Michael Gregoritsch (40., 61.) und Alfred Finnbogason (45.+2/Foulelfmeter) trafen für den enorm effizient auftretenden FCA. Gregoritsch nutzte zunächst eine präzise Flanke von Philipp Max per Kopf zum Führungstreffer. Nachdem der selbst gefoulte Finnbogason erhöht hatte, legte der Österreicher Gregoritsch nach einem Konter nach. Die Augsburger feierten ihren ersten Erfolg nach vier erfolglosen Anläufen und schoben sich auf Rang neun vor. Das Team von Manuel Baum zeigte sich besser sortiert und nutzte seine Chancen konsequent.

Die Hoffnung der Bremer vier Tage nach dem Pokalerfolg gegen 1899 Hoffenheim (1:0) hatte den Namen Kruse getragen. Nouri schickte den Ex-Nationalspieler erstmals seit dessen Schlüsselbeinbruch von Beginn an auf den Rasen und hoffte auf eine deutliche Belebung der zuletzt so zahnlosen Offensive. Kruse ließ sich oft fallen und schob zu Beginn die Angriffe aus dem Mittelfeld an. Doch am Sechzehner der Augsburger fehlten den Grün-Weißen die Lösungen, der FCA geriet kaum in Bedrängnis.

FCA wird konsequenter und lässt dennoch Chancen liegen

Die zeitweise tief aufgereihten Gäste kamen in einem wenig temporeichen Spiel häufiger zum Abschluss, meist nach Kontern über die aktiven Außenspieler Caiuby und Marcel Heller. Baum, der sich immer wieder über Entscheidungen von Schiedsrichter Sören Storks ärgerte, konnte Mitte der erste Halbzeit zufriedener als Nouri sein. Nouri verzeichnete an der Seitenlinie stehend erst in der 27. Spielminute den ersten gelungenen Abschluss seines Teams - ein Fernschuss von Maximilian Eggestein, doch Marvin Hitz war gut postiert. Im Gegenzug herrschte großes Durcheinander im Werder-Strafraum, doch weder Caiuby noch Gregoritsch kamen letzten aus brandgefährlichen Positionen zum Schuss (28.).

Nun nahm die Partie etwas Fahrt auf und auch Kruse prüfte Hitz (35.), doch danach wurde der FCA immer konsequenter. Erst nagelte Kapitän Daniel Baier den Ball ans Lattenkreuz (39.), dann traf der FCA doppelt. Vor dem Elfmeter hatte Referee noch den Videobeweis bemüht, um seine Entscheidung abzusichern. Nach dem Wechsel bemühten sich die Bremer, doch mehr als ein Strohfeuer kam dabei nicht heraus. Stattdessen drängten die Gäste auch nach dem zweiten Treffer von Gregoritsch weiter und kamen zu großen Gelegenheiten wie Finnbogason oder Heller (67., 72.). Werder fiel auseinander.

Stuttgart siegt, Streich tobt

Mehr als 80 Minuten in Überzahl haben dem VfB Stuttgart einen lockeren Derbysieg gegen den SC Freiburg beschert. Im schwäbisch-badischen Landesduell setzte sich der VfB zum Abschluss des 10. Spieltags der Fußball-Bundesliga am Sonntag im Schongang mit 3:0 (2:0) durch. Daniel Ginczek (38. Minute), Benjamin Pavard (45.+4) und Simon Terodde (82.) sorgten für den verdienten Erfolg gegen die nach dem frühen Platzverweis für Caglar Söyüncü (12.) hoffnungslos überforderten Freiburger. Während die Schwaben den Abstand zu den Abstiegsrängen vergrößerten, steckt der SCF nach der vierten Saisonpleite im Tabellenkeller fest.

Für die Gäste war die Partie in der mit 58 872 Zuschauern ausverkauften Arena schon früh gelaufen. Die Szene, die zum Platzverweis geführt hatte, erhitzte nicht nur das Gemüt von Freiburgs Trainer Christian Streich. In einem Zweikampf mit Ginczek hatte Söyüncü als letzter Mann im vollen Lauf mit der Hand den Ball berührt, Schiedsrichter Tobias Stieler ließ das Spiel trotz der Stuttgarter Proteste aber zunächst laufen. Erst wenig später bemühte er den Videobeweis und schaute sich die Szene am Spielfeldrand nochmal auf einem Bildschirm an - und schickte Söyüncü anschließend zum Duschen. Streich tobte am Rand. Ob Söyüncü tatsächlich eine klare Torchance verhindert hatte, bleibt strittig.

Streich ließ sich daher zunächst überhaupt nicht beruhigen. Erst als Stieler die Partie nochmals kurzzeitig unterbrach und auf den Coach einredete, kam dieser zumindest etwas zur Ruhe. Sein Matchplan allerdings war schon zu diesem frühen Zeitpunkt obsolet. Die ohnehin schon defensiv eingestellten Freiburger zogen sich in Unterzahl geschlossen hinter den Ball zurück. Der VfB kontrollierte in der Folge das Spiel und den Ball, Freiburg fand in der Offensive überhaupt nicht mehr statt.

Nachdem Chadrac Akolo (23./29.) noch zweimal am erneut starken Freiburger Keeper Alexander Schwolow scheiterte, münzte Ginczek die drückende Überlegenheit seiner Mannschaft in die Führung um. Eine Flanke von Berkay Özcan nutzte der Angreifer aus der Drehung zu seinem ersten Bundesliga-Treffer in dieser Saison. Praktisch mit dem Pausenpfiff nach langer Nachspielzeit erhöhte Pavard per Kopf nach erneuter Vorlage des agilen Özcan.Zwar wechselte Streich mit Ryan Kent und Florian Kath zur Pause doppelt. Seine Mannschaft konzentrierte sich in der Folge aber nur noch auf Schadensbegrenzung und brachte den VfB nicht mehr in Gefahr. Stattdessen erhöhte der eingewechselte Terodde mit einem Beinschuss gegen Schwolow auf 3:0 und setzte den Schlusspunkt hinter einen bitteren Freiburger Abend.

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