Bundesliga:Mainz macht die Bayern fassungslos

Bayern München - FSV Mainz 05

Fassungslose Bayern: David Alaba (links) und Arjen Robben.

(Foto: dpa)

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Medhi Benatia stand alleine auf dem Fußballrasen, er stemmte die Hände in die Hüfte, er spuckte ein bisschen aus. Es reichte in diesem Augenblick, kurz vor dem Ende des Fußball-Mittwochabends in der Münchner Arena, dieses Bild von Benatia, Innenverteidiger beim FC Bayern, um zu verstehen, was gerade passiert war. Allein die in die Hüfte gestemmten Hände wahrten etwas Körperspannung, der Blick war leer, Medhi Benatia war es genau anzusehen, was da gerade vor sich ging: Der FC Bayern war dabei, in der eigenen Arena ein Fußballspiel zu verlieren.

Wer dieses seltene Schauspiel nicht glauben wollte, der musste nur ein paar Meter weiter schauen. Da lag ein Knäuel auf dem Boden, zusammengeflochten aus Spielern des FSV Mainz 05, und mittendrin kniete Jhon Córdoba, er hob die Hände zum Himmel.

Fünf Punkte vor Dortmund

1:2 (0:1) verlor der FC Bayern am Mittwoch tatsächlich gegen Mainz, es war die erste Heimniederlage des Tabellenführers in dieser Bundesliga-Spielzeit. Und es war eine missglückte Generalprobe vor dem Spitzenspiel am Samstag beim Verfolger Borussia Dortmund, auf den der Vorsprung auf fünf Punkte geschrumpft ist.

Auf den ersten Blick war es ein Spiel wie so viele des FC Bayern der Gegenwart, die Mannschaft war überlegen, sie hatte ein deutliches Plus in der Ballbesitzstatistik. Und doch war vieles anders. Da waren die zahlreichen Ungenauigkeiten im Passspiel, Stockfehler, Missverständnisse. Und da war ein Gegner, der tapfer am eigenen Strafraum verteidigte, der geduldig lauerte - und der zwei dieser Bayern-Ungenauigkeiten eiskalt ausnutzte.

Pep Guardiola, der Trainer des FC Bayern, hatte erstmals in diesem Jahr Franck Ribéry in die Startelf gestellt - und eben Medhi Benatia, der später so verlassen auf dem Rasen stand. Den letzten Verbliebenen der etablierten Innenverteidiger im Kader. Joshua Kimmich, der Mittelfeldspieler, der zuletzt in der Abwehrmitte überwiegend souverän ausgeholfen hatte, saß erst einmal auf der Bank. Mehr Wucht in den Zweikämpfen in der Luft und am Boden, das wollte Guardiola in seine Hintermannschaft bringen. Er opferte dafür jedoch ein bisschen die Sicherheit im Passspiel.

Der FC Bayern war von Beginn die aktivere Mannschaft, im Spielaufbau navigierte wieder Arturo Vidal, dessen Formkurve in den vergangenen Wochen ja etwas angestiegen war. Der Chilene war es auch, der an den ersten gefährlichen Situationen der Partie beteiligt war. Nach einer Flanke von Ribéry schoss Vidal volley von der Strafraumgrenze, Mainz' Torwart Loris Karius parierte mit einer Hand (13.). Eine Minute später drückte Vidal einen Kopfball aufs Tor, Karius fing ihn ohne Probleme auf.

Bayern überlegen, Mainz clever

Eine weitere Minute später klatschte Karius den Ball nach einem Schuss von Juan Bernat nach vorne, auf einmal stand Robert Lewandowski frei vor dem Tor, doch wie die Szene ausging, das war nun exemplarisch für den Verlauf dieser Partie: Gaetan Bussmann entschärfte die Gefahr, indem er einen Fuß dazwischen hielt. Und egal, was der FC Bayern in den folgenden Minuten probierte - immer hielt ein Mainzer ein Körperteil dazwischen. Manchmal erst im Strafraum, manchmal schon weiter vorne. Und dann konterten die Gäste.

Diese Gegenangriffe waren eigentlich selten gefährlich, lange lediglich mit einer Ausnahme: In der 26. Minute spielten die Mainzer nach vorne, mit präzisen Pässen, und das reichte, um die Unordnung in der neu sortierten Abwehr des FC Bayern auszunutzen. Giulio Donati konnte auf der rechten Seite ungestört flanken, David Alaba stand zu weit weg, und in der Mitte war Benatia etwas orientierungslos. Mainz' Yunus Malli kippte zwar am Ball vorbei, doch dafür war Jairo komplett frei, die Führung für den Außenseiter.

Und dann trifft Cordoba

An der Spielgestaltung änderte sich jedoch nichts. Der FC Bayern blieb überlegen, und wenn das Team einmal am Strafraum war, dann war da immer wieder ein Körperteil eines Gegenspielers im Weg. Leon Bagolun klärte mit dem Fuß vor Lewandowski (33.), Alexander Hack klärte mit dem Kopf vor Lewandowski (37.). Zwei Minuten vor der ersten Halbzeit verfehlte Arjen Robben das Tor mit einem Drehschuss.

In der 51. Minute kam dann Thomas Müller rein, es war ein Zeichen, das Mut geben sollte. Im Heimspiel zuvor, beim 3:1 gegen Darmstadt, hatte Müller mit zwei artistischen Toren das Spiel nach einem Rückstand gedreht. Und tatsächlich: Der FC Bayern war nun noch überlegener, er spielte noch weiter vorne, doch erst als in der 60. Minute Douglas Costa für Thiago kam, konnte die Mainzer Abwehr ausgespielt werden. Robben wirkte nun vorübergehend links, schon nach wenigen Minuten auf der neuen Position traf er mit einem Distanzschuss (64.).

Der Gastgeber drängte nun noch weiter, doch dann gab es wieder eine dieser Ungenauigkeiten, und wieder war Mainz eiskalt, dieses Mal traf eben Córdoba (86.). Dann hob er die Hände zum Himmel, selbst von allem überwältigt.

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