Bundesliga: Leverkusen - Bremen:Ideenloses Schaulaufen

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In einem taktisch interessanten Spiel trennen sich Bayer Leverkusen und Werder Bremen 0:0. Wichtige Erkenntnisse aus dieser Partie dürfte nur Bundestrainer Joachim Löw gewonnen haben.

Jürgen Schmieder

In der 47. Minute erlebte Stephan Kießling einen Adrenalinschub. Gerade hatte der Leverkusener Angreifer den Ball ins Tor von Werder Bremen geschoben und damit den sechsten Treffer im sechsten Saisonspiel erzielt. Zwei Sekunden später erlebte Kießling einen Schock, weil er erkannte, dass der Linienrichter die Fahne geboben und damit einen Bundesliga-Rekord verhindert hatte, mindestens ein Tor in jedem der ersten sechs Saisonspiele zu schießen. Es stand weiterhin 0:0 zwischen Bayer Leverkusen und Werder Bremen und auch nach 90 Minuten leuchtete dieses Ergebnis auf der Anzeigetafel.

Neben Kießlings persönlichem Rekord gab es für Bayer Leverkusen noch weiteren Ansporn, das Spiel gegen Bremen zu gewinnen. Der Hamburger SV hatte Bayer kurz zuvor mit dem 1:1 in Frankfurt die Tabellenführung angeboten und René Adler wollte vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw seinen derzeitigen Status als Nummer eins bei der deutschen Nationalelf festigen.

Die Leverkusener begannen spielfreudig und hatten bereits nach fünf Minuten die erste Torgelegenheit. Kießling legte schön auf Toni Kroos, den dieser Pass wohl derart verzückte, dass er zuerst am Fünfmeterraum dribbelte und schließlich Tim Wiese, der vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw seinen derzeitigen Status als Nummer vier ändern wollte, zu einer schönen Parade verhalf.

Danach entwickelte sich ein taktisch hochinteressantes Spiel, weil beide Mannschaften versuchten, die Partie mit sicheren Kombinationen zu dominieren und auf einen Fehler des Gegners zu warten. Weil jedoch kein Spieler einsah, einen Fehler zu machen, gab es nur wenige Gelegenheiten durch den Bremer Marko Marin (13./41.) und den Leverkusener Theofanis Gekas (23.) - vielmehr waren die jeweiligen defensiven Mittelfeldspieler die auffälligsten Akteure.

Der Leverkusener Simon Rolfes, der vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw seinen derzeitigen Status als Stammspieler in der Nationalelf festigen wollte, dirigierte, passte kurz und lief zahlreiche Bälle ab. Der Bremer Torsten Frings, der vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw seinen derzeitigen Status als Nichtnominierter ändern wollte, dirigierte, passte lang und grätschte zahlreiche Gegner um.

Zur Halbzeit schickte Jupp Heynckes für den schwachen Gekas den jungen Lars Bender aufs Feld, der vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw seinen derzeitigen Status als künftiger Nationalspieler festigen wollte. Bender fiel sogleich auf, weil er nicht auf einen Fehler seiner Gegenspieler warten, sondern sie mit Dribblings und Flanken erzwingen wollte. Er musste jedoch rasch einsehen, dass die Bremer Defensivspieler auch dazu nicht bereit waren.

Deshalb bot sich den Zuschauern ein ähnliches Spiel wie in der ersten Halbzeit, für das der FC-Bayern-Trainer Louis van Gaal die Begriffe geduldig und hervorragend verwendet. Beide Mannschaften kombinierten sicher, mit wenigen Ballkontakten und ohne riskante Dribblings, indes fehlte jene Aktion, die gemeinhin mit den Begriffen überraschend und kreativ umschrieben wird. Als Thomas Schaaf 20 Minuten vor dem Ende Marin vom Feld nahm, schien klar, dass Bremens Trainer kaum mehr Überraschendes oder Kreatives von seiner Mannschaft erwartete. Er sollte recht behalten, und weil die Leverkusener Arturo Vidal (82.) und Bender (88.) an Wiese scheiterten, blieb es beim Unentschieden.

"Wir wollten uns nicht öffnen, Leverkusen wollte sich nicht öffnen. Es hat im Aufbau funktioniert, aber irgendwann ging es nicht weiter", sagte Thomas Schaaf nach dem Spiel. "Deshalb gab es wenige Torchancen und dann kommt so ein Ergebnis zu Stande." Leverkusens Kießling sagte: "Wir sind zufrieden mit dem Unentschieden und haben auch nicht darauf geachtet, dass wir Tabellenführer hätten werden können."

Leverkusen nahm das Angebot des HSV nicht an und auch Stephan Kießling musste auf den persönlichen Rekord verzichten. Wie Joachim Löw indes dieses Spiel bewertet, wird erst bei der Nominierung des Kaders für das Länderspiel in Russland zu erfahren sein.

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