Bundesliga-Historie:Die Nervenschale

Ein Gladbacher 12:0, ein weinender Udo Lattek und ein Bayern-Freistoß in der Nachspielzeit: sueddeutsche.de zeigt die spannendsten Titel-Entscheidungen der Bundesliga-Geschichte.

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1970/71Bayern München und Borussia Mönchengladbach, das waren die beiden Mannschaften, die die Fußball-Siebziger in Deutschland prägten und Jahr für Jahr gegeneinander um den Titel kämpften. Besonders eng ging es bei der Meisterschaft 1970/71 zu. Vor dem letzten Spieltag lagen die beiden Teams auf den Rängen eins und zwei: Beide hatten ein Punktverhältnis von 48:18, Bayern ein Torverhältnis von 74:34, Gladbach eines von 73:34.Am letzten Spieltag mussten die Münchner in Duisburg (im Bild Michael Bella, rechts) ran. Und diese Duisburger hatten sich vorgenommen, mit aller Macht dem Nachbarn aus Mönchengladbach zum Titel zu verhelfen, obwohl für sie die Saison schon gelaufen war. Und dieses Vorhaben gelang: Duisburg siegte mit 2:0, und Gladbach sicherte sich mit einem spät herausgeschossenen 4:1-Sieg den zweiten Titel in Serie.Foto: Imago

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1971/72In der Saison 1971/72 hatte der Spielplan für ganz besondere Spannung gesorgt. Vor dem 34. Spieltag lagen der FC Bayern und der FC Schalke nur einen Zähler auseinander, und ausgerechnet diese beiden Mannschaften trafen am letzten Spieltag aufeinander. Ein echtes Endspiel also um die deutsche Meisterschaft, das erste seit 1963, als die deutsche Meisterschaft noch im K.O.-Modus entschieden wurde.Und auch wenn die Münchner das Spiel mit 5:1 gewannen, blieb es lange spannend. Hansen und Breitner sorgten vor der Halbzeitpause für eine 2:0-Führung, dann stieg nach Fischers Anschlusstreffer (55.) noch einmal die Spannung. Erst Wilhelm Hoffmanns 3:1 (69.) bedeutete die Vorentscheidung, später erhöhten Hoeneß und Beckenbauer auf 5:1.Foto: Imago

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1977/78Nach jeweils vier Siegen in Serie lautete die Ausganglage vor dem letzten Spieltag so: Köln und Gladbach waren punktgleich, doch die Tordifferenz der Kölner war um zehn Tore besser.Was dann am letzten Spieltag passierte, war an Skurrilität kaum zu überbieten. Gladbach gewann gegen Dortmund mit 12:0, Köln siegte gegen St. Pauli mit 5:0 und wurde Meister. Wahnsinnige Ergebnisse - und das, wo der große Bundesliga-Skandal doch nur ein paar Jahre zurücklag. Und tatsächlich gab es nach dem Spiel Gladbacher, die darauf hinweisen, mit dem Kölner Spiel sei irgendwas nicht in Ordnung gewesen ...Foto: Imago

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1983/84Theoretisch gesehen gab es in der Saison 1983/84 wie schon zwölf Jahre zuvor ein Endspiel um die Meisterschaft. Theoretisch konnten noch drei Mannschaften Meister werden: Der VfB Stuttgart (48:18 Punkte, plus 47 Tore) führte vor dem Hamburger SV (46:20 Punkte, plus 38 Tore) und Mönchengladbach (46:20 Punkte, plus 30 Tore). Und am letzten Spieltag trafen Stuttgart und Hamburg aufeinander.Einen Sieg mit fünf Toren Differenz hätten die Hamburger im direkten Duell gebraucht, um Meister zu werden. Es reichte aber nur zu einem 1:0 (Jürgen Milewski, 85. Minute). Gladbach, das sogar einen Sieg mit 13 Toren Unterschied gebraucht hätte (Erinnerung an 1978!), um Meister zu werden, siegte 3:0 gegen Bielefeld. Damit waren am Saisonende drei Mannschaften punktgleich - und Stuttgart war wegen des besseren Torverhältnisses Meister.Foto: Imago

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1985/86An Ende weinte Udo Lattek so sehr, wie er rund 23 Jahre später nach einer Niederlage in Barcelona noch einmal weinen sollte. An keinem einzigen der 33 Spieltage hatten seine Bayern auf Platz eins gestanden, nach Spieltag 34 aber durften sie trotzdem jubeln. Weil der Tabellenführer Werder Bremen gegen Stuttgart mit 1:2 verlor, reichte den Bayern das 6:0 gegen Mönchengladbach - und natürlich hatte der Bremer Michael Kutzop einen Spieltag zuvor bei der Partie gegen München einen Elfmeter an den Pfosten gesetzt. 33 Spieltage nie Erster und am Ende doch Meister - da hoffen die Bayern am Samstag auf eine Wiederholung der Geschichte.Foto: Imago

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1991/92Der VfB Stuttgart hatte keine Chance auf die Meisterschaft - schließlich spielte der Kontrahent Eintracht Frankfurt beim feststehenden Absteiger Rostock, während die Schwaben in Leverkusen antreten mussten, wo Bayer noch auf einen Uefa-Cup-Platz hoffte. Und dann gab es noch die punktgleichen Dortmunder, die beim ebenfalls feststehenden Absteiger Duisburg spielten.Bis zur 86. Minute war dann Borussia Dortmund Meister, Chapuisat hatte seine Mannschaft in Führung gebracht. Allerdings stand es in Rostock und Leverkusen jeweils 1:1. Frankfurt kassierte noch das 1:2 - doch auf Stuttgarter Seite köpfte Guido Buchwald das 2:1 und damit seine Mannschaft zur Meisterschaft.Foto: Imago

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1992/93Nach dem 32. Spieltag lag der FC Bayern auf Platz eins, punktgleich dahinter Werder Bremen. Dann gewann München gegen Bochum mit 3:1, Bremen schlug den HSV mit 5:0 - nun war Bremen Tabellenführer, weil die Tordifferenz um einen Treffer besser war. Es kam zum Fernduell um die Meisterschaft: Bremen in Stuttgart, Bayern auf Schalke.Die Bayern taten sich schwer, lagen zur Halbzeit mit 1:2 zurück. Dann trafen Lothar Matthäus und Jan Wouters, Bayern führte. In Stuttgart stand es zur Pause 0:0 - dann jedoch schossen Thomas Wolter und zwei Mal Bernd Hobsch (im Bild) die Bremer zur Meisterschaft - auch, weil der FC Bayern noch den Ausgleich hinnehmen musste.Foto: Imago

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1999/2000Eine gewagte These: Wären die Dinge am 20. Mai 2000 anders verlaufen, dann wäre folgendes passiert: Leverkusen hätte die Champions League 2002 gewonnen, Deutschland wäre im gleichen Jahr Fußball-Weltmeister geworden, 2006 noch einmal und 2008 Europameister - und Chelsea wäre längst zweifacher Champions-League-Sieger.An diesem Tag jedoch schoss der junge Michael Ballack ein Eigentor, Leverkusen verlor in Unterhaching und wurde nur Zweiter. Meister wurde der FC Bayern, der 3:1 in Bremen gewann.Foto: Imago

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2000/2001Patrik Andersson beschreibt den letzten Spieltag so:"Wir haben unser Spiel beim Hamburger SV kontrolliert, aber durch das Tor von Barbarez in der 90. Minute ist das Spiel gekippt. Das war ein Schock, aber ich habe an die Partie in Barcelona gedacht, als Manchester United alles umgedreht hat. Und ich kann mich gut erinnern, wie der Effe als Kapitän zu jedem Einzelnen hingegangen ist und die Mannschaft wieder nach vorn gebracht hat.Ich habe ja ein paar Tore in Gladbach geschossen. In München war meine Aufgabe, die Abwehr zu stabilisieren, vorne hatten wir genügend andere, die Tore geschossen haben. Normalerweise schossen Effe und Scholl bei uns die Freistöße, aber Mehmet war draußen. Und die anderen wussten: Ich habe für Schweden und für Gladbach einige Freistöße mit Gewalt geschossen - ab und zu auch erfolgreich. Aber in diesem Moment explodierte alles."Es war der Tag, an dem Anderssons Treffer Bayern in der Nachspielzeit den Titel sicherte, an dem Schalke für einige Minuten schon die deutsche Meisterschaft feierte und an dem Oliver Kahn das "Immer weiter, immer weiter"-Motto nachhaltig prägte.Foto: Imago

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2006/07Niemand mehr hatte mit diesem VfB Stuttgart gerechnet. So weit lagen die Schwaben in der Winterpause schon zurück, doch auf einmal gewannen sie Spiel um Spiel. Sie siegten und siegten und siegten (und siegten vor allem am fünftletzten Spieltag mit 2:0 gegen Bayern) und arbeiteten sich in der Tabelle immer weiter nach vorne. Am 33. Spieltag gelang erstmals der Sprung auf Platz eins, doch fast hätte der VfB die Meisterschaft noch verspielt. Gegen Cottbus lag die Mannschaft schon mit 0:1 zurück, ehe Hitzlsperger ausglich und Khedira mit einem Kopfballtor die Meisterschaft sicherte.Foto: AP

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