Bundesliga: Hamburger SV:Noch fähig zu einer Entlassung

Nach dem 0:6 in München unterbricht der schwer angeschlagene HSV-Vorstand Bernd Hoffmann den Skiurlaub und entlässt Trainer Armin Veh. Es folgt die Abrechnung des Torwarts Frank Rost.

T. Hummel und J. Schmieder

Es ist vielleicht sogar eine gute Nachricht für den Hamburger SV: Es gibt noch Menschen in diesem Verein, die eine Entscheidung treffen können und wollen.

FC Bayern München - Hamburger SV 6:0

Letzter Blick: Armin Veh ist nicht mehr Trainer des Hamburger SV.

(Foto: dpa)

Vorstandsvorsitzender Bernd Hoffmann, dessen Vertrag vom Aufsichtsrat zuletzt nicht über den 31.12. verlängert wurde, brach am Samstagabend nach dem 0:6 in München seinen Skiurlaub ab und traf am Klubgelände ein. Dort warteten die Vorstandskollegen, die ja auch allesamt nicht mehr lange im Vorstand sitzen sollen. Dennoch einigte sich dieses Gremium auf Abruf auf eine Trainerentlassung: Armin Veh ist nicht mehr Übungsleiter des Hamburger SV, auch Ko-Trainer Reiner Geyer muss seinen Job räumen.

Der scheidende Sportdirektor Bastian Reinhardt sagte: "Nach der Bekanntgabe seines Abschiedes zum Saisonende und den Eindrücken der vergangenen beiden Spiele haben wir uns entschieden, schon jetzt einen Schnitt zu machen und uns von Armin Veh zu trennen." Stattdessen soll bis der bisherige Co-Trainer Michael Oenning die Mannschaft gemeinsam mit dem bisherigen Regionalliga-Trainer Rodolfo Esteban Cardoso übernehmen.

Überraschend kam die Meldung am Sonntagvormittag freilich nicht mehr. Das Debakel von München war wohl selbst für die in Auflösung begriffenen HSV-Gremien zu viel gewesen, als dass sie sich weiterhin einen Trainer, der ja vergangenen Woche selbst seinen Abschied zum Saisonende bekanntgegeben hatte, leisten wollten.

In München wollte Veh trotz seiner "höchsten und auch bittersten Niederlage in meiner Karriere als Bundesliga-Trainer" nicht selbst aufhören. "Ich muss ja nicht auf jede Frage antworten", blaffte Armin Veh einem Journalisten entgegen, der wissen wollte, ob er denn noch Lust habe auf seinen Titel "HSV-Trainer". Er wolle nun erst einmal über die Situation reden, "aber hinschmeißen werde ich nicht." Dann sah er irgendwohin, wo kein Journalist saß.

Van Nistelrooy ist gut gelaunt

Bei solchen Worten geht es ja auch immer um einen Haufen Geld, ein entlassener Trainer (und seine Ko-Trainer) hat ja noch Anspruch auf eine Abfindung oder ausstehendes Gehalt. Und Veh bekam ja auch nicht mit, was sich in der Mixed Zone abspielte, während er selbst ein paar Räume weiter in der Münchner Arena die Pressekonferenz absolvierte. Stürmer Ruud van Nistelrooy, den Veh 45 Minuten lang auf die Ersatzbank beordert hatte und dann 45 Minuten hatte warmlaufen lassen, stolzierte gut gelaunt durch die Mixed Zone, umarmte die Bayern-Spieler Arjen Robben und Franck Ribéry und grinste, als hätte ihm jemand gesagt, dass er noch an diesem Abend zu Real Madrid wechseln dürfe. Oder als ob er ahnte, bald seinen als Trainer getarnten Peiniger loszuwerden.

Ein paar Meter entfernt redete sich Frank Rost in Rage. "Das ist ein wankender Riese - und das unterschätzen viele, weil sie ihre persönlichen Egoismen immer nach vorne stellen", wetterte der Torwart. Und er ging noch ließ bald jede Zurückhaltung fahren. "Was interessiert mich Bernd Hoffmann? Wir müssen ein Verein sein, der eine Einheit ist." Rost beklagt fehlende sportliche Kompetenz und Geradlinigkeit. "Ich muss die Dinge aktiv regeln und nicht aussitzen. Stellen Sie sich mal vor, jeder Spieler, bei dem der Vertrag ausläuft, macht jetzt Urlaub", sagte er.

Der angegriffene Vorstand reagierte kühl, Hoffmann meinte nur lakonisch: "Ich habe die Äußerungen zur Kenntnis genommen." Reinhardt hingegen keilte zurück: "Bei allem Verständnis für Frank Rost kann es nicht sein, dass er immer dazu beiträgt, diesen Verein zu beschädigen und Öl ins Feuer zu gießen." Woraufhin wiederum Rost antwortete: "Scheißegal, dann sollen sie mich wegfackeln."

Die anderen Spieler hielten zurück mit markigen Worten, die meisten schlichen wortlos zum Bus. Veh allerdings redete: "Nach dem 0:3 haben wir völlig kopflos agiert und noch zwei Tore nach Kontern kassiert."

Er wolle jetzt erstmal zurück nach Hamburg fahren, sagte Veh. Wenn man Veh jedoch so ansah, dann erkannte man, dass es ihm kaum etwas ausgemacht hätte, wenn er den Bus, diese Elf und diesen Verein an seinem Heimatort Augsburg hätte verlassen dürfen. Das durfte er am Sonntag nachholen.

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