Bundesliga:Für Holger Badstuber gewonnen

FC Augsburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Solidarität mit dem verletzten Mitspieler Holger Badstuber: Arjen Robben, Robert Lewandowski und Manuel Neuer (von links)

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Sebastian Fischer, Augsburg

Nach einer Stunde wurde es ruhig im Augsburger Stadion, die Fans des FC Bayern waren still, und selbst die Anhänger des FC Augsburg schienen für einen Augenblick innezuhalten. Sollte sich das Verletzungspech der Münchner tatsächlich weiter zuspitzen?

David Alaba schritt begleitet von Medizinern vom Rasen, Arturo Vidal saß schon am Rand, benommen, mit einem Verband um eine Beule am Kopf. Und Trainer Pep Guardiola steckte versonnen die Hände in die Taschen seiner Hose.

Doch Vidal war wohl nur schwindlig, für ihn kam Rafinha. Und Alaba joggte mit runden Schritten auf den Platz zurück, er hatte bei einem Tackling von Jan Moravek offenbar bloß eine kleine Blessur erlitten. Es verletzte sich also augenscheinlich niemand schwer an diesem Abend, der für den FC Bayern sportlich unaufgeregt zu Ende ging. Der Tabellenführer bezwang Augsburg nach Toren von Robert Lewandowski (zwei) und Thomas Müller mit 3:1 (1:0). Der Ehrentreffer wurde in der 86. Minute Raúl Bobadilla zugeschrieben.

Das Wochenende hatte für den FC Bayern am Samstag dramatisch begonnen, als sich Verteidiger Holger Badstuber erneut schwer verletzte. Guardiola zog am Tag danach ein rotes T-Shirt über Hemd und Krawatte, und auch die Münchner Spieler trugen beim Einlaufen das Leibchen mit der Rückennummer 28, Badstubers Nummer. "Wir sind bei dir. Du schaffst es wieder", war zu lesen. Die Münchner Fans feierten den Abwesenden mit Sprechchören, auch die Augsburger applaudierten.

Es war ein passendes, harmonisches Bild für diesen Abend, an dem der FCA - eigentlich ja so etwas wie der Angstgegner des FC Bayern - seine Unterlegenheit anerkannte. "Das war schon ein Qualitätsunterschied, das muss man akzeptieren", stellte Kapitän Paul Verhaegh nach Abpfiff fest. Wegen Badstubers Verletzung musste der Bayern-Trainer die Verteidigung erneut umstellen. Er entschied sich - "erstmals in meinem Leben" (Guardiola) - für eine Defensivreihe, in der nicht ein gelernter Innenverteidiger stand. Joshua Kimmich (Größe: 1,76 m) und David Alaba (1,80 m) bildeten das zentrale Duo, links spielte Juan Bernat (1,70 m), rechts Philipp Lahm (1,70 m). Es war ein Novum: "Alle Mannschaften der Welt sind kopfballstärker als wir", stellte Guardiola mit Blick auf seine Mini-Abwehr fest und reichte ein spezielles Kompliment dazu: " Es ist fast unmöglich, besser zu spielen, als Kimmich in den letzten Spielen gespielt hat."

Der FC Bayern und die verletzten Verteidiger, das ist ja die tragische Geschichte dieser Saison. Jérôme Boateng und Javi Martínez fallen lange aus, Medhi Benatia war in München seit seiner Ankunft mehr lädiert als gesund, nach seiner achten Muskelverletzung trainierte er am Samstag erstmals wieder mit der Mannschaft, doch im Kader war er nicht. Dem von Spartak Moskau geliehenen Serdar Tasci traute Guardiola einen Einsatz in der Startelf offensichtlich noch nicht zu, der frühere deutsche Nationalspieler saß auf der Bank.

Nach einer Stunde ist das ungleiche Duell entschieden

Die neue Münchner Defensive hatte zu Beginn also ein paar Schwierigkeiten, sich abzustimmen. Die erste Chance des Spiels besaßen nach 13 Minuten prompt die Augsburger, als Philipp Max auf der linken Seite an Arjen Robben und Lahm vorbeilief und in die Mitte flankte -, dort stand Bobadilla erstaunlich frei, doch der Ball sprang dem Stürmer an die Hand. Ob es im Achtelfinale der Champions League auch mit dieser Mini-Abwehr gut gehen wird? Jedenfalls bot das Spiel beim FCA eine gute Gelegenheit, sich einmal besser kennenzulernen.

Vorne sorgten die Tempodribblings von Douglas Costa für Verwirrung. Immer wieder sprintete er seinem Gegenspieler Verhaegh davon, oft nahm er es auch mit zwei, drei Gegnern auf. Das Spiel wurde auf den Flügeln entschieden. Robben wurde zwar bei jedem Ballkontakt von den FCA-Fans ausgepfiffen, doch auch er war seinen Widersachern voraus. Nach 15 Minuten dribbelte er ins Angriffsdrittel, über Müller kam der Ball zu Lewandowski. Der Stürmer nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor an, drehte sich ungestört und platzierte ihn zum 1:0 in die linke Ecke.

Thiago spielt Zauberpass auf Lewandowski

Zwei von acht Liga-Niederlagen unter Guardiola hat den Bayern der Kollege Markus Weinzierl zugefügt. Doch am Sonntag wurde schnell klar, dass Augsburg keine Chance haben würde gegen die Offensivkraft des Gegners. Nach Lewandowskis Führungstreffer hatte Augsburg zwar die Ausgleichschance durch Jeong-Ho Hongs Kopfball (25.). Doch der Abend wurde kälter und regnerischer - und deutlich wurde immer mehr, dass die von Weinzierl um den zentralen Mittelfeldspieler Piotr Trochowski aufgebaute FCA-Offensive ohne Schlagkraft blieb.

Schon nach 62 Minuten war das Duell entschieden: Thiago spielte einen wunderbaren Steilpass aus der eigenen Hälfte auf Lewandowski, der schoss sein 31. Tor im 31. Pflichtspiel dieser Saison. Thomas Müller bekam die Zugabe und erhöhte auf 3:0 (78.). Am Seitenrand nahm Pep Guardiola die Hände aus den Hosentaschen und ballte Jubelfäuste. Auch durch das Gegentor ließ er sich in seiner Zufriedenheit nicht stören.

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