Bundesliga:"Für Beamtenfußballer seid ihr ganz schön flott unterwegs"

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Michy Batshuayi im Zweikampf mit Lukas Klostermann. (Foto: REUTERS)
  • Der BVB und RB Leipzig trennen sich in einem temporeichen Spiel mit 1:1.
  • Marco Reus trifft für den BVB, Jean-Kévin Augustin macht das Tor für Leipzig.

Von Javier Cáceres, Leipzig

RB Leipzig bleibt außerstande, einen Vorsprung ins Ziel zu retten. Zum bereits achten Mal in der laufenden Saison versäumte es der Tabellenzweite der abgelaufenen Bundesligasaison, nach einer Führung ein Spiel zu gewinnen. Anders als in der Vorwoche gegen den 1. FC Köln (1:2) schaffte es Leipzig am Samstag immerhin, nach dem Tor durch Jean-Kévin Augustin (28.) einen Punkt zu behalten - gegen Borussia Dortmund, einen direkten Rivalen um die Champions-League-Plätze, der zwar zum zehnten Mal ungeschlagen blieb, den zweiten Tabellenplatz aber an Schalke 04 verlor. Das Tor für die Dortmunder erzielte der lange verletzte Marco Reus, der seine Ambitionen auf einen Platz im WM-Kader von Joachim Löw mit dem dritten Tor im vierten Spiel des laufenden Jahres unterstrich. Leipzig wiederum blieb auf dem sechsten Tabellenplatz. "Wir waren lange die Gejagten. Nun sind wir die Jäger", sagte Leipzigs Kapitän Willi Orban.

Leipzig hatte zuletzt drei Pflichtspiel-Niederlagen in Serie hinnehmen müssen; die Serie begann, die Champions-League-Ambitionen der Leipziger über Gebühr zu belasten. RB-Trainer Ralph Hasenhüttl wählte wohl auch deshalb eine überaus offensive Ausrichtung; mit Timo Werner und Augustin als Stürmer und überaus angriffslustig orientierten Mittelfeldspielern wie Emil Forsberg und Marcel Sabitzer. Dortmund wiederum stand den Leipzigern in Sachen Abenteuerlust in nichts nach, dafür bürgten die Namen wie die Weltmeister Mario Götze und André Schürrle, Michy Batshuayi - und eben der wiedererstarkte Marco Reus.

Nach der Partie soll sich zwischen den beiden österreichische Trainern, Hasenhüttl und Peter Stöger, folgender Austausch ereignet haben: "Für Beamtenfußballer seid ihr ganz schön flott unterwegs", habe er in Anspielung auf ein Zitat von Michael Zorc zu Stöger gesagt, erzählte Hasenhüttl. Stöger entgegnete nach eigener Aussage: "Für Krise auch." Und tatsächlich hatte das Spiel mit Beamtenfußball und Krise wenig gemein, es war ein Fußballspiel wie ein Dialog voller Frotzeleien. Die besten Chancen boten sich den Mittelstürmern beider Mannschaften: Zunächst vermochte es der zuletzt glücklose Nationalspieler Timo Werner nicht, sein Schicksal zu beugen. Nach einem Leichtsinnspass von Innenverteidiger Manuel Akanji stob er allein auf BVB-Torwart Roman Bürki zu, schoss den Keeper aber an (9. Minute). Auf der anderen Seite konnte nur wenige Sekunden später RB-Schlussmann Peter Gulacsi einen Drehschuss von Michy Batshuayi parieren.

Danach erarbeitete sich RB ein Übergewicht, das zur verdienten Führung führte: Nach einem Einwurf verlor Schürrle den Ball an RB-Regisseur Naby Keita, der wiederum seinen Stürmerkollegen Augustin mit einem Traumpass bediente. Augustin hatte keine Mühe, Bürki mit einem Rechtsschuss um die zehnte "weiße Weste" der laufenden Saison zu bringen. Sein Querschuss aus 14 Metern landete neben dem langen Pfosten.

"Ein Dreier hätte gut getan", sagt RB-Trainer Hasenhüttl

Die Dortmunder wirkten nur leicht angeschlagen; ihr von RB-Trainer Hasenhüttl gerühmtes Umschaltspiel führte zu zwei Abseitstoren, die zu Recht nicht anerkannt wurden. In der 38. Minute aber blieb die Fahne des Schiedsrichterassistenten unten. Es war eine Milimeter-Entscheidung, die erst nach diversen Wiederholungen aufgelöst werden konnte. Nach einem Traumpass von Mahmoud Dahoud startete Reus im richtigen Moment in den Strafraum, umspielte noch Torwart Gulacsi und schob mit links ein. Es war das dritte Reus-Tor im vierten Spiel seit er sich vor vier Spieltagen nach monatelangem Ausfall (Kreuzbandriss) zurückmeldete.

Nach der Pause vermochten es weder Leipzig noch Dortmund, das Niveau der ersten Halbzeit zu halten. Die erste wirklich große Chance hatte Dahoud. Nach 63 Minuten tanzte er auf der linken Seite drei Leipziger aus - doch sein Pass von der Grundlinie auf den einschussbereiten Batshuayi war zu ungenau. Auf der anderen Seite zeigte sich, dass die Defensive der Dortmunder nichts mehr mit der Wackel-Elvis-Abwehr der Hinrunde gemein hat. Wobei ihr in die Karten spielte, dass in den Köpfen der Leipziger die famose Statistik von den verspielten Führungen herum spukte und keine der Einwechslungen von Hasenhüttl (Bruma, Ilsanker und Yussuf Povlsen kamen für Forsberg, Kampl und Augustin) den Fortgang des Spiels entscheidend veränderten. Bruma kam noch zu einem Lupfer, der am Tor vorbeiflog; Poulsen versuchte es mit einem Distanzschuss.

"Ein Dreier hätte gut getan", sagte Hasenhüttl. Doch alles in allem nannte er das Remis "leistungsgerecht" - im nachvollziehbaren Konsens mit seinem österreichischen Landsmann Stöger.

© SZ vom 04.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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