Bundesliga:"Frust" beim FC Bayern

Bundesliga: Fruist auch im Strumzentrum bei Robert Lewandowski.

Fruist auch im Strumzentrum bei Robert Lewandowski.

(Foto: AFP)

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Manuel Neuer stand später noch einige Zeit in den Gängen der Arena, um seine Botschaft loszuwerden. Genau genommen war es eine Wiederholung, denn bereits im Bauch des Münchner Stadions hatte der Torwart des FC Bayern seine Mängelliste erstmals diktiert. Offenbar sah Neuer nun eine gewisse Dringlichkeit, die Kritikpunkte erneut zu benennen. Sein Vortrag sollte gehört werden.

Heraus kam eine Sammlung unzureichender Arbeitsnachweise, die von "keine Kontrolle" bis hin zu "das Tempo nicht hochgehalten" reichte, gefolgt von einem Appell, der vor allem Neuers Sorgen zum Ausdruck brachte. "Wir müssen dem Gegner auf die Nase binden, dass hier nichts zu holen ist, wenn wir ein Heimspiel haben und 1:0 führen", sagte der Torwart mit Nachdruck in der Stimme, ehe er mit derselben Bestimmtheit eine Warnung platzierte. Neuer teilte mit: "Man darf sich nicht zu sicher sein, dass man einfach irgendwie deutscher Meister wird mit 95 Prozent."

Zoller verpasst gar das Siegtor für die Rheinländer

Es ist nach dem 1:1 (1:0) gegen den 1. FC Köln aus Münchner Sicht gewiss noch kein Alarm auszurufen. Der Meister konnte im sechsten Bundesligaspiel der Saison erstmals nicht gewinnen, er wird weiterhin die Tabelle anführen. Und doch belegte das Spiel gegen die noch ungeschlagenen Kölner, dass der FC Bayern gerade nach Balance sucht und eine instabile Phase erlebt.

Beim 0:1 bei Atlético Madrid am Mittwoch in der Champions League hatte die Mannschaft des neuen Trainers Carlo Ancelotti im neunten Pflichtspiel der Saison ihre erste Niederlage hinnehmen müssen. Nun folgte ein weiterer Auftritt, der Zweifel an der Abstimmung zwischen Offensive und Defensive aufkommen lässt. Seine Mannschaft habe "den Zusammenhalt und die Ordnung verloren", erkannte Ancelotti. Am Ende verpasste Simon Zoller bei einem der zahlreichen Konter sogar das mögliche Siegtor für Köln.

Doch auch so hatte Peter Stögers Mannschaft beim FC Bayern für "Frust" gesorgt, wie es Thomas Müller formulierte. Und das nach einer Führung, die Juan Bernat mit einer sehr präzisen Flanke von links und der neue Torjäger Joshua Kimmich mit einem sehr schönen Flugkopfball herbeigeführt hatten (40.). Doch weil Marcel Risse in der 63. Minute nicht an einer sehr präzisen Flanke gehindert wurde und Anthony Modeste ebenso wenig an seinem zwar nicht sehr schönen, dafür aber sehr akrobatischen Tor zum 1:1, wurden verstärkt Fragen nach den Ursachen für die neue Münchner Instabilität gestellt.

Die Statistik von 27 Torschüssen führt in die Irre

Ein einheitliches Meinungsbild ließ sich nicht erkennen. "Ich glaube nicht, dass zu viel Rotation stattgefunden hat. Ich habe Vertrauen in alle Spieler. Einige waren auch etwas müde, deshalb war die Rotation angebracht", verteidigte Ancelotti seine Maßnahme, im Vergleich zum Spiel bei Atlético sieben Spieler in die Startelf rotiert zu haben. Neuer gab vorsichthalber nur an, er könne zu diesem Thema nur wenig sagen, da es dabei um die Entscheidungen des Trainers gehe.

Es ließ sich wohl festhalten, dass weder die zweite Reihe des Personals noch die zweite Welle mit den Einwechslungen der Stammkräfte Müller, Arturo Vidal und David Alaba für klare Verhältnisse sorgen konnten, wie es der FC Bayern eigentlich von sich gewohnt ist. Hummels, Rafinha, Bernat, Kimmich, Sanches, Robben und Coman hatten statt Boateng, Lahm, Alaba, Thiago, Vidal, Müller und Ribery beginnen dürfen.

Trend zum eher unsouveränen Auftritt

Herausgekommen war eine ordentliche erste Halbzeit mit Münchner Überlegenheit, aber wenigen Torchancen, gefolgt von einer zweiten Halbzeit mit mehr Torchancen, aber weniger Überlegenheit, weil nun auch Köln zunehmend gefährlich wurde.

Dass die Statistiker am Ende den Saisonbestwert des FC Bayern von 27 Torschüssen gezählt hatten, führte etwas in die Irre. Denn nur deren drei waren aufs Tor geflogen. Gewiss, die Versuche des guten Bernat und des ziemlich glücklosen Müller landeten an Pfosten sowie an Pfosten und Latte gleichzeitig, was das mögliche 2:1 verhinderte. Aber den Trend zum eher unsouveränen Auftritt erkannte auch Müller. "Es hat hinten raus nicht mehr gereicht, was in Hamburg noch geklappt hat", bilanzierte er. Beim HSV hatte Kimmich vor einer Woche das Tor zum 1:0-Sieg in der 88. Minute erzielt. Diesmal gelang der Sieg weder mit der zweiten Reihe noch mit der zweiten Welle.

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