Bundesliga: Frankfurt - Dortmund:Also doch: Dortmund wird müde

Startrekord adé: Borussia Dortmund agiert uninspiriert wie lange nicht mehr und verliert 0:1 bei Eintracht Frankfurt. Von einem Einbruch will der selbstbewusste Tabellenführer jedoch nichts wissen.

Carsten Eberts

Natürlich ist Jürgen Klopp ein Motivationskünstler, womöglich der Beste, den die Bundesliga hat. Und so konnte den Angestellten von Eintracht Frankfurt am Samstagnachmittag gegen 16.30 Uhr schon ein wenig Angst und Bange werden: Tabellenführer Borussia Dortmund hatte gerade die wohl schlechteste Halbzeit der Saison abgeliefert - und jeder erwartete, dass Klopp seinen Spielern dies in der Pause auch in aller Deutlichkeit mitgeteilt hatte.

Eintracht Frankfurt v Borussia Dortmund - Bundesliga

Hatte den Sieg auf dem rechten Fuß: Dortmunds Lukas Barrios.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Würden Sie also aus der Kabine kommen und die defensiv so geschwächten Frankfurter ordentlich durchwirbeln? Dortmund kam zurück auf den Platz - und spielte erneut eine unfruchtbare Halbzeit. Irgendwie gerecht also, dass Eintracht Frankfurt in einem schwachen Spiel am Ende tatsächlich noch zum 1:0 traf und dem BVB damit die zweite Saisonpleite in der Bundesliga einbrachte.

Für die Statistiker hatte die unerwartete Niederlage weiteren Neuigkeitswert: Dortmund verpasste den bereits sicher geglaubten Hinrundenrekord nach Punkten, der somit weiterhin dem FC Bayern München gehört (44 Punkte aus der Saison 2005/06). Alle Konkurrenten, die nach dem Pokal-Aus in Sevilla hofften, dass die ersehnte Dortmunder Schwächephase endlich einsetzt, atmen erst mal durch: So sicher ist die Dortmunder Meisterschaft offenbar doch noch nicht.

Frankfurts Trainer Michael Skibbe hatte sich gegen die beste Offensive der Liga etwas Besonderes einfallen lassen: Diesmal spielte Pirmin Schwegler in der Innenverteidigung, von Beruf eigentlich Mittelfeldspieler. Er sollte sich dort abwechseln mit dem US-Amerikaner Ricardo Clark. Der ist von Beruf, natürlich, auch Mittelfeldspieler.

Das Kuriose daran: Skibbes Plan ging tatsächlich auf. Dortmund brachte es an diesem Nachmittag selten fertig, diese Frankfurter Rumpf-Abwehr ernsthaft zu gefährden, leistete sich ungewohnte Fehler im Aufbauspiel. Sogar Shinji Kagawa, der günstige Japaner, spielte erstmals wie einer, der tatsächlich nur 350.000 Euro Ablösesumme gekostet hat. Sein Gegenspieler, der Amerikaner Clark, gewann 100 Prozent der Zweikämpfe - für Kagawa wie auch für Clark eine neue Erfahrung.

Fast wäre die Dortmunder Behäbigkeit schon nach einer halben Stunde bestraft worden. Theofanis Gekas tauchte frei vor Torwart Roman Weidenfeller auf, der noch zur Ecke klärte (30.). Den anschließenden Eckball köpfte Mittelfeld-Abwehrmann Clark knapp neben den linken Pfosten (31.). Der Amerikaner nahm gleich nochmal Maß, aus rund 20 Metern, doch der Ball ging wieder knapp vorbei. Die Eintracht - oh Wunder - dominierte kurzzeitig dieses Spiel.

"Ein Ausrutscher"

Klopp brachte zur Halbzeit Antonio da Silva für Sven Bender, später noch Jakub Blaszczykowski für Kagawa und Robert Lewandowski für Kevin Großkreutz. Einzig: Gefährlicher wurde der BVB kaum. Weil sich Eintracht Torhüter Fährmann kurzzeitig verschätzte, klatschte eine Flanke von Sahin an die Latte. Frankfurt brauchte kurzzeitig auch ein wenig Glück.

Die Dortmunder Behäbigkeit wurde nach 87 Minuten dennoch bestraft: Im direkten Gegenzug, nachdem Lucas Barrios den besten Dortmunder Angriff ungefährdet mit einem satten Schuss über die Latte gejagt hatte, kam Theofanis Gekas: Der Grieche zeigte dem Kollegen Barrios wie das geht - nach feinem Pass des eingewechselten Fenin überwand er aus zehn Metern Roman Weidenfeller zum Siegtreffer. Dortmund war zu müde, um noch einmal zurückzuschlagen.

"Klar, das war heute ein Ausrutscher. Die Jungs sind vom Kopf her müde. Aber das wird im neuen Jahr anders", sagte Torwart Weidenfeller nach dem Spiel. "Wir hatten von Anfang an Probleme. Die Eintracht ist kein unverdienter Sieger, ganz klar. Wir müssen einfach mal akzeptieren, dass das Glück heute nicht auf unserer Seite war", sagte auch Trainer Jürgen Klopp.

Von schleichenden Kräften und einem unglücklichen Jahresabschluss wollte Klopp dennoch nichts wissen. Er sagte: "Ich möchte mir morgen das Recht rausnehmen, alles ein bisschen sacken zu lassen und dann von einer sehr ordentlichen ersten Saisonhälfte zu sprechen."

Zwar kann Bayer Leverkusen durch einen Sieg am Sonntag gegen Freiburg auf acht Punkte an den BVB heran rücken. Um den Abgesang auf die Dortmunder Dominanz in der Bundesliga jedoch tatsächlich nicht zu übertreiben: 66 Prozent aller Herbstmeister wurden am Ende doch noch Deutscher Meister. Na dann.

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