Bundesliga: Fernsehrechte:Ohne Sportschau?

Die DFL bereitet die Verhandlungen über die Vergabe der Fernsehrechte an der Bundesliga vor. Dabei gibt es wieder eine Variante ohne klassische "Sportschau" und mit Internetfernsehen. Auch das Kartellamt rückt in den Mittelpunkt.

Christopher Keil

Eher unauffällig meldete sich am Sonntag der Chef des Bundeskartellamtes zu Wort. Man führe "konstruktive Gespräche" mit der Deutschen Fußball Liga (DFL), sagte Andreas Mundt dem Sport-Informationsdienst. Es geht zwischen DFL und Kartellamt wieder einmal um die Vergabe der Fernsehrechte der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga. Nur Olympische Spiele, Fußball-Weltmeisterschaften und -Europameisterschaften haben saisonal eine ähnliche Bedeutung für den nationalen Markt bewegter Bilder, der sich mittlerweile in TV (Kabel, Satellit, DVB-T), Internet, Web-TV und Mobile gliedert.

Bundesliga: Fernsehrechte: Wieder mehr Exklusivität für Pay-TV? Die Vorbereitungen für die Verhandlungen über die Fernsehrechte der Bundesligen haben begonnen.

Wieder mehr Exklusivität für Pay-TV? Die Vorbereitungen für die Verhandlungen über die Fernsehrechte der Bundesligen haben begonnen.

(Foto: AP)

Bis Sommer 2013 sind die Fernsehrechte der deutschen Profiklubs noch an Sky (live), die ARD (Sportschau), das ZDF (Sportstudio, Spiel der Woche), die Telekom (IP-TV) und Sport 1 (Highlightverwertung) vergeben. 412 Millionen Euro erlöst die DFL mit den Partnerschaften jährlich. Der aktuelle Vertragsschluss liegt damit höher als der vorherige (405 Millionen), was vor drei Jahren angesichts einer Wirtschaftskrise Bundesliga-intern Anerkennung fand.

Seit 2005 organisiert Christian Seifert als Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung das Bieterverfahren. Seifert stellen sich bisher immer gleiche Probleme: Erstens ist der Pay-TV-Markt in Deutschland gegenüber Ländern wie England, Spanien oder Italien unterentwickelt, Sky machte zuletzt eine Million Euro Verlust am Tag. Und zweitens hat das Kartellamt, damals unter Führung von Bernhard Heitzer, die Zentralvermarktung der Fußball-Bundesliga-Rechte nur unter der Bedingung genehmigt, dass eine zum Schlusspfiff zeitnahe Ausstrahlung des Samstagspieltages frei empfangbar gezeigt wird. Die Lage hat sich deshalb kaum verändert: die Pay-TV-Plattform Sky, das öffentlich-rechtliche Fernsehen, die Telekom und kommerzielle Spartenkanäle kaufen die Rechte, nahezu konkurrenzlos, aber sie brauchen Fußball.

Nun wird, sehr früh, die nächste Rechte-Auktion vorbereitet für die Zeit nach Juni 2013. "Wir müssen zunächst den Markt ermitteln, um festzustellen, welche Wirkungen die Zentralvermarktung hat", ob es konkrete wettbewerbliche Konflikte mit den von "der DFL geschnürten Paketen geben könnte", sagt Kartellamtspräsident Mundt.

Zwei Varianten

Die von ihm geleitete Behörde bestätigte an diesem Montag, dass sie Fragebögen an Vereine und Sender beziehungsweise Unternehmen verschickt habe, die Bewegtbilder anbieten. Aus einem für die Medienbetreiber bestimmten Zusatzpapier des Fragebogens ("Zentralvermarktung der Medienrechte der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga und der dritten Liga ab der Saison 13/14") lassen sich die beiden beabsichtigten Ausschreibungsvarianten der DFL herauslesen.

Die Bundesliga-Sportschau live im Ersten

Auch ein Szenario ohne ARD-Sportschau wird von der DFL zur Debatte gestellt.

(Foto: obs)

So soll man entweder wie bisher auf die Free TV Highlight-Verwertung samstags von 18.30 und von 21.45 Uhr an sowie auf Zusammenfassungen am Sonntagmorgen und Sonntagabend bieten. Oder auf eine Free-TV-Highlight-Ausstrahlung - samstags als lineare Sendung über "Netcast"ab 19Uhr. "Broadcast", gemeint ist das klassische Fernsehen, könnte in diesem Fall erst von 21.45 Uhr an über die Bundesliga berichten.

Das wäre eine Alternative, die erkenntlich den Wettbewerb steigern soll. Das zweite Szenario, mit dem dem Pay-TV mehr und natürlich kostentreibende Exklusivität eingeräumt würde, verzichtet auf die Sportschau, würde das Sportstudio aufwerten und setzt auf eine Art Web-"Sportschau". Mit Netcast meint die DFL offenbar Web-TV und mobiles TV, also das Streaming im Internet und über mobile Endgeräte (iPad, iPhone).

Doch warum sollte das Kartellamt anders entscheiden als 2008? Weil die DFL ihre TV-Rechte 2008 von einer Leo Kirch nahen Firma generalvermarkten wollte? Weil Mundt einen anderen Blick auf Fußball und Fernsehen hat als Heitzer? Könnte sein. Jedenfalls, so ein jetzt an den Verhandlungen Beteiligter, sollen die Kartellwächter den TV-Rechte-Markt inzwischen auch wegen seiner digitalen Ausweitung als dynamisch einstufen. Das schlösse die Möglichkeit einer neuen Kartellamtshaltung zur Fußball-Vermarktung nicht aus.

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