Bundesliga: Schalke:Schalke entlässt Felix Magath - und der kündigt

Lesezeit: 3 min

Schmutzige Trennung in Schalke: Der Aufsichtsrat entlässt Felix Magath, der schickt seinerseits eine Kündigung. Nun droht ein Wiedersehen vor Gericht. Magaths Nachfolger soll bereits feststehen.

Fußball-Bundesligist Schalke 04 hat sich am Mittwoch erwartungsgemäß von Trainer und Manager Felix Magath getrennt. Das beschloss der Aufsichtsrat in einer Sondersitzung am Mittwochmorgen. Am Nachmittag folgte dann eine überraschende Wendung: Magath ließ über seinen Medienanwalt Ralf Höcker verlautbaren, dass er seinen Anstellungsvertrag bei Schalke 04 gekündigt hat.

Abschied im Bösen: Felix Magath und Schalke trennen sich. (Foto: Bongarts/Getty Images)

"Herr Magath hat die unberechtigte und unwirksame Abberufung als Vorstand zum Anlass genommen, seinen Anstellungsvertrag mit sofortiger Wirkung zu kündigen. Herr Magath hat dem Verein die Kündigung bereits schriftlich erklärt", hieß es in der Mitteilung Höckers.

Magath hatte seine Teilnahme an der Sitzung kurzfristig abgesagt. Er wurde sowohl als Vorstandsmitglied abberufen als auch als Trainer und Manager von seinen Aufgaben entbunden. Magath hätte auf dieser Sitzung die Chance erhalten, sich gegen Vorwürfe aus dem Aufsichtsrat zur Wehr zu setzen. Mit dem Vorwurf, nicht satzungsgemäß gehandelt zu haben, will Schalke einen großen Teil der zwölf Millionen Euro Gehalt, die dem Coach noch zustehen sollen, sparen.

"Herr Magath wird an der heutigen (Mittwoch, d.Red.) Aufsichtsratssitzung nicht teilnehmen, da eine Teilnahme keinen Sinn ergibt. Der Verein hat Herrn Magath gestern (Dienstag, d.Red.) nur eine unvollständige, stichwortartige Tagesordnung des Treffens geschickt. Das genügt nicht. Denn wenn Herr Magath die Gelegenheit zur Aussprache erhalten soll, muss er wissen, worum es in der Sitzung überhaupt geht", schrieb Magaths Medienanwalt Ralf Höcker in einer Stellungnahme: "Wir haben den Verein deshalb aufgefordert, uns endlich mitzuteilen, ob und welche konkreten Vorwürfe im Raume stehen und uns die entsprechenden Unterlagen zur Verfügung zu stellen."

Aufsichtsratschef Clemens Tönnies erklärte nach der Sitzung: "Wir haben Revisionen gemacht und dabei Dinge nicht so vorgefunden, wie wir sie vorfinden müssen." Der unausgesprochene Vorwurf: Magath soll mehr Geld ausgegeben haben, als er durfte. Zudem sei das Verhältnis zu den Spielern völlig zerrüttet gewesen. "Dass nachhaltig die Kosten für die Mannschaft reduziert wurden, halte ich für die Aussage von jemandem, der vielleicht nicht ganz genau hingeguckt hat", sagte Tönnies weiter und widersprach damit Magaths Darstellung, er habe seit seinem Amtsantritt im Sommer 2009 die Personalkosten gesenkt.

Zudem teilte der Klub mit, dass der Vorstand neu geordnet wird. Für den sportlichen Bereich und die Kommunikation sei von sofort an Horst Heldt verantwortlich. Peter Peters verantwortet die Bereiche Finanzen, Verwaltung und Marketing. Das Training soll in den kommenden Tagen der bisherige Ko-Trainer Seppo Eichkorn übernehmen.

Am Mittwochmittag teilte Anwalt Höcher mit: "Dass Schalke sich jetzt von Herrn Magath getrennt haben will, mussten wir leider über die Medien erfahren. Bei uns hat sich der Verein bisher nicht gemeldet. Wir warten gespannt auf die Begründung der Kündigung, die man uns bisher vorenthalten hat."

Unterdessen soll der Verein bereits Magaths Nachfolge geregelt haben. Nach Informationen der Bild-Zeitung wird Ralf Rangnick spätestens zur kommenden Saison neuer Trainer bei Schalke 04. Möglicherweise übernehme er bereits zum Spiel beim FC St. Pauli (1. April) das Amt, meldete das Blatt am Abend. Im nächsten Spiel bei Bayer Leverkusen könnte Magaths bisheriger Co-Trainer Seppo Eichkorn auf der Bank sitzen.

Der 52 Jahre alte Rangnick, der am 1. Januar 2011 in Hoffenheim aufgab, stand bereits vom 28. September 2004 bis 12. Dezember 2005 beim Revierclub unter Vertrag. Es wäre nach seinem damaligen Rauswurf und der legendären Ehrenrunde in der Arena eine spektakuläre Rückkehr. Vom Verein gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Nach der Aufsichtsratssitzung am Mittwochvormittag ist aber eine Pressekonferenz angesetzt.

In der Causa Magath geht es dafür längt nicht mehr allein um sportliche oder atmosphärische Störungen, sondern um juristische Fragen und Fakten. Laut Medienberichten soll der formale Grund für Magaths bevorstehende Abberufung als Vorstandsmitglied sein, dass er bei einigen Transfers nicht satzungsgemäß gehandelt hat. Der 57-Jährige soll versäumt haben, bei einigen Transfergeschäften mit einem Volumen von mehr als 300.000 Euro die erforderliche Genehmigung des Aufsichtsrats einzuholen.

Schon zum Gespräch am Sonntag in Düsseldorf waren Clubchef Clemens Tönnies und Magath in Begleitung von Anwälten erschienen. Es drohen eine schmutzige Scheidung und ein Streit um viel Geld. Dem Vernehmen nach würden Magath bei einer vorzeitigen Trennung noch rund zwölf Millionen Euro zustehen. Sein Kontrakt ist bis 2013 datiert. Sollten sich die Vorwürfe gegen Magath als hieb- und stichfest erweisen, könnte der mit 250 Millionen Euro verschuldete Fußball-Konzern aber womöglich eine hohe Abfindung einsparen. Nach Magaths Abberufung als Vorstand durch das elfköpfige Kontrollgremium müsste keine zweite "Entlassung" durch die Vorstandskollegen Horst Heldt und Peter Peters erfolgen.

Wie der Verein am Abend vor der Sitzung mitteilte, würde Magath durch den Aufsichtsratsbeschluss gleichzeitig von seinen Funktionen als Trainer und Manager entbunden. Diese Regelung wurde sogar auf Wunsch von Magath in seinem speziellen Fall vereinbart. In derMitteilung des Rechtsvertreters wird Magath zitiert: "Ich bedauere sehr, dass meine erfolgreiche Tätigkeit für Schalke 04 ein solch unschönes Ende nehmen musste und wünsche dem Verein, der Mannschaft und den Fans für die Zukunft von Herzen alles Gute und viel Erfolg."

© dpa/sid/jüsc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: