Bundesliga: FC Schalke 04:Das PR-Desaster des Felix Magath

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Schalke-Trainer Felix Magath hat die unfertigste Elf der Liga, und der Fan-Zorn gegen die Mannschaft hat Substanz. Magath sollte sich eingestehen, dass er sich verschätzt hat.

Klaus Hoeltzenbein

Manchen hilft es, wenn sie wissen, dass sie nicht allein sind. Deshalb, als Aufwärmübung, ein Quiz. Von wem stammen die folgenden Worte: "Wir müssen uns jetzt wie erwachsene Leute verhalten"; sowie: "Ich glaube, dass wir längere Zeit benötigen, diese Erregung abzumildern."

Die Bilder des Spieltags
:"Ich habe manchmal meine Aussetzer"

Mainz dreht einen 0:3-Rückstand gegen Wolfsburg - trotz Diego und Dzeko, beim Sieg von Bremen über Köln treffen zwei Sorgekinder - und Ruud, der trifft natürlich auch wieder für den HSV. Die Bilder des zweiten Spieltags.

a) Willy Bogner; b) Felix Magath; c) Rüdiger Grube.

Leicht ist das; jeder, der sich am Wochenende für Nachrichten interessierte, dürfte wissen, dass c) die Lösung ist. Bahn-Chef Grube hat den Gegnern des Großprojekts "Stuttgart21" zur Schlichtung einen runden Tisch vorgeschlagen, schnellstmöglich. Am Ende von ARD-Tagesschau und ZDF-Heute folgten dann aber meist schon Felix Magath und seine Schalker, mit Bildern, in denen die Fan-Gesichter hasserfüllter wirkten als beim schwäbischen Massenprotest.

Meist glätten sich verzerrte Mienen beim Fußball schon wieder mit dem nächsten Tor, in dem sehr speziellen Schalker Fall aber ist das unwahrscheinlich. Anders als etwa in Wolfsburg, wo sie ebenfalls mit zwei Niederlagen gestartet, die Problemlösungen aber bereits im Spielerkader zu erkennen sind (Josue, Diego, Dzeko). Nein, der Schalker Zorn hat Substanz, und darin ähnelt er den Stuttgarter Protesten ebenso wie jenen, die sich gegen die Münchner Olympiabewerbung für 2018 von Willy Bogner richten: Bogner, Magath, Grube, sie alle haben es versäumt, Menschen mitzunehmen, sie einzustimmen. Mögen diese Großprojekte in ihrer Bedeutung völlig verschieden sein, eines verbindet sie markant: Es handelt sich um ein dreifaches deutsches PR-Desaster.

Magath hat Schalke am offenen Herzen operiert, er hat dem Patienten den Eingriff aber vorher nicht erklärt. Eine Operation war notwendig, sie ist ökonomisch und sportlich darstellbar, aber Magath will sich erst jetzt, in der zweiwöchigen Länderspielpause, mit den frisch Operierten am runden Tisch versammeln. Nun wird er Schalke auf eine Hochrisiko-Reha einstimmen müssen.

Denn schon sind zwei Spieltage verstrichen, Magath aber hat die unfertigste Elf der Liga, die sich in Kürze zudem in der Champions League behaupten muss. Er hat die Qualitäten der Elf teuer verkauft, neue aber noch nicht entwickelt. Er hat sich verschätzt. Doktor Magath ist Doktor Magath, er hat schon Wunderdinge angestellt, aber er sollte sich am runden Tisch auch an Hertha BSC erinnern: an die Fast-Meisterschaft 2009 und den Abstieg 2010. So schlimm wird's wohl nicht kommen, aber es wäre ehrlicher. Ehrliche PR.

© SZ vom 30.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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