Bundesliga: 1. FC Nürnberg:Warnung vor dem Absturz

Nach dem 1:3 gegen Kaiserslautern werden beim 1. FC Nürnberg böse Erinnerungen an das Hinrundenende der vergangenen Saison wach. Torhüter Raphael Schäfer klagt öffentlich: "Wir sind auf dem Platz keine Mannschaft mehr."

Markus Schäflein

Torwart Raphael Schäfer ist zwar nicht mehr der Kapitän des Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg, diese Rolle hat Andreas Wolf übernommen; dennoch gibt Schäfer noch den Ton an, was Stimmungen in der Mannschaft betrifft. Und nach dem 1:3 gegen Kaiserslautern hatte Schäfer richtig miese Laune. "Wir sind jetzt wieder an so einem Punkt, wo wir wirklich aufpassen müssen, dass die nächsten Spiele nicht auch in die Hose gehen", sagte Schäfer. "Man hat heute schon an der Körpersprache gemerkt, dass es nicht passt", stellte der Torwart fest.

1. FC Nuernberg - 1. FC Kaiserslautern

"So gut sind wir nämlich nicht": Torhüter Raphael Schäfer warnt vor Nürnberger Überheblichkeiten.

(Foto: dapd)

"Wir sind auf dem Platz keine Mannschaft mehr, das hat sich schon in München angedeutet. Wenn wir das nicht schnell ändern, gibt es ein böses Erwachen." Man dürfe nicht alles auf spielerische Weise lösen wollen, mahnte Schäfer: "So gut sind wir nämlich nicht."

Da durften sich vor allem die Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan und Mehmet Ekici angesprochen fühlen, denen gegen Kaiserslautern kein übermäßiger Defensivfleiß anzumerken war. So war die Pleite nicht nur der völlig neuformierten Viererkette anzulasten, in der Pascal Bieler (links für den gesperrten Pinola), Dominic Maroh (zentral für den verletzten Per Nilsson) und Dario Vidosic (rechts für den angeschlagenen Juri Judt) zum Einsatz kamen.

Wobei Vidosic den Platz nach 40 Minuten beim Stand von 0:3 verließ, für ihn kam der 21-jährige Nachwuchsspieler Philipp Wollscheid. "Die Variante mit Vidosic als rechter Verteidiger war eine Fehleinschätzung von mir. Das hat nicht funktioniert, das nehme ich auf meine Kappe", sagte Trainer Dieter Hecking zwar, er betonte aber auch "ganz ausdrücklich, dass es nicht allein an der Viererkette gelegen" hatte. "Meine Mannschaft war vor der Pause zu schläfrig und nicht aggressiv genug in den Zweikämpfen", klagte Hecking.

0:2 nach 12 Minuten, 0:3 nach 33 Minuten - was die Nürnberger ihrem Publikum boten, ließ schlimme Erinnerungen an die vergangene Saison wachwerden, als sie mit vier teils derben Niederlagen hintereinander zum Hinrundenende regelrecht einbrachen und sich die Begriffe Jugendstil und Spielkultur in Nürnberg in Schimpfwörter verwandelten. Trainer Michael Oenning musste in der Winterpause gehen, Hecking kam und schaffte noch den Klassenverbleib.

In dieser Saison ist der Club zwar grandios gestartet, mit derzeit 18Punkten ist er mittelfristig trotzdem noch ein Kandidat für den Abstiegskampf. Bis zum Auswärtsspiel am Freitagabend (20.30 Uhr) beim Tabellenzweiten FSV Mainz 05 will Hecking im Training an "Aggressivität und Genauigkeit" arbeiten.

Ein ärgerliches Wochenende erlebte auch René Müller, Trainer der Nürnberger U23 in der Regionalliga. Im Spiel beim FSV Frankfurt II wechselte er zur Pause Rubin Okotie ein. Der Österreicher ist am 6. Juni 1987 geboren, er war der vierte Spieler über 23 Jahre in der Nürnberger Mannschaft. Okoties Ausgleichstreffer in der 79. Minute war demnach wertlos. Beim 1. FC Nürnberg kann es derzeit auf allen Ebenen nur besser werden.

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