Bundesliga: 1. FC Köln:Fahndung am Rhein

Missratener Ausflug ans andere Rheinufer: Der 1. FC Köln sucht nach der unglücklichen 2:3-Niederlage in Leverkusen Diebe, Punkte - und einen neuen Sportchef.

Philipp Selldorf

Am Tag nach dem rheinischen Derby haben die beiden Parteien einen Schadensbericht aufgestellt, und zumindest in dieser Hinsicht sind Bayer 04 Leverkusen und der 1. FC Köln mit einem Unentschieden auseinandergegangen. Zwar hatte Bayer nur eine zerborstene Plexiglasscheibe zu beklagen, die Lukas Podolski im Zorn eingetreten hatte, während den Kölner Spielern etliche ihrer mitgeführten Wertgegenstände - Brieftaschen, Kreditkarten, Bargeld, Uhren, Schmuck, Telefone - durch einen Diebstahl in ihrer Kabine abhandenkamen.

Bayer Leverkusen v 1. FC Koeln - Bundesliga

Lukas Podolskis Kölner kehrten ohne Punkte und Wertsachen aus Leverkusen zurück.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Aber den Bayer-Leuten, die ihren Klub als Vorzeigeunternehmen führen, ist das Verbrechen gegen die Gastfreundschaft dermaßen peinlich, dass sie beinahe ebenso effektiv bestohlen wurden. Ihre Beschämung wird auch nicht dadurch gemindert, dass die Opfer die schwierigen Nachbarn vom anderen Rheinufer waren. Steckbriefe der Einbrecher, die während der aufregenden Partie ihrer Arbeit nachgingen, werden also auf beiden Seiten des Stroms aufgehängt. Den Rest regelt die Diebstahlversicherung.

Der Vorfall brachte ans Licht, dass der Kölner Rechtsverteidiger Miso Brecko einen Kulturbeutel im Wert von 500 Euro besessen hat, und dass Lukas Podolski seine Sporttasche während des Spiels mit einem Vorhängeschloss zu sichern pflegt. So wehrte er zwar den Dieb ab, dafür wurde er allerdings vom Schiedsrichter bestohlen, der ein reguläres Tor des Nationalspielers nicht anerkannte.

Heynckes vermisst Kämpfer

Nicht die einzigen Auffälligkeiten des Derbys. Der FC präsentierte sich bei der 2:3-Niederlage in Leverkusen nicht als trauriger Vorletzter, sondern als ein Team, "in dem jeder für den anderen malocht, rennt und kämpft, und das eine gute Ordnung hat". So hat es Jupp Heynckes ausgedrückt, der Bayer-Trainer, der ebendiese Bereitschaft zu rennen und zu kämpfen in seinem Team vermisste. Bei einigen seiner Spieler, die er während der Woche beim grausig-eisigen Europacupspiel in Trondheim/Norwegen hatte pausieren lassen, kam ihm in den Sinn, "dass sie am Mittwoch 120 Minuten gespielt" hätten, das will er mit ihnen noch erörtern.

Anders als der von ihm so gelobte Kollege Frank Schaefer darf er seine Kritik aber aus komfortabler Lage vorbringen. Bayer 04 befindet sich als Dritter auf dem gewünschten Spitzenplatz, Leverkusen zählt zu den wenigen Klubs der Liga, die trotz ihres Verletzungspechs gängige Erwartungen erfüllen.

Die Kölner mussten sich mit Komplimenten trösten. "Frank Schaefer ist es gelungen, die Mannschaft zu stabilisieren", stellt der Kölner Geschäftsführer Claus Horstmann fest, der nach der Entlassung des Sportmanagers Michael Meier plötzlich fürs große Ganze zuständig ist. Eine zentrale Aufgabe hat er bereits erledigt. Schaefer, zunächst auf der Grundlage seiner Anstellung als U23-Trainer an die Stelle von Zvonimir Soldo gesetzt, firmiert jetzt ganz offiziell nicht mehr als billige Zwischenlösung. Er hat einen Cheftrainervertrag bis zum Saisonende erhalten, "die Rahmenbedingungen wurden angepasst", erklärt Horstmann.

Kontaktgespräch mit Kahn

An der anderen wesentlichen Personalie arbeitet der FC-Chef noch, täglich wird das Kölner Publikum mit neuen Namen konfrontiert, die er angeblich als Sportchef engagieren möchte. Einige Berühmtheiten waren dabei, auch Oliver Kahn hat Horstmann kontaktiert, "aber es war ein reines Hintergrundgespräch. Wenn man den Markt sondiert, dann telefoniert man halt mit vielen Leuten".

Das Angebot an etablierten Spezialisten ist jedoch begrenzt. Männer wie Sammer, Beiersdorfer oder Heldt - weitere Subjekte seiner Sondierung - sind wie Kahn derzeit nicht verfügbar. Horstmann will sich Zeit nehmen, notfalls bis ins nächste Jahr hinein. Die nötigen Verstärkungen für den Abstiegskampf wird der Klub bis dahin mit eigenen Mitteln und Kontakten suchen. In Frage kommen jedoch lediglich Leihspieler. Man will dem neuen Sportchef nicht vorgreifen. Und Geld hat der FC auch nicht im Überfluss.

Lukas Podolski immerhin hat ein paar Euro gespart. Die kaputte Scheibe repariert Bayer 04 auf eigene Kosten. Schlechtes Gewissen.

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