Bundesliga:FC Bayern: Warmlaufen mit 83 Prozent Ballbesitz

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Auch Thomas Müller amüsierte sich prächtig gegen Bremen - er glänzte in der Disziplin "Abstauber".

(Foto: AFP)
  • Bremen kann nicht, Bremen will nicht - dem FC Bayern ist's egal. Beim 5:0 gegen Werder treiben die Münchner Spielchen mit dem Gegner.
  • Die Tore erzielen Thiago (2), Müller (2) und Lewandowski.
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Aus dem Stadion von Maik Rosner

Viktor Skripnik ruderte mit den Armen, immer wieder rief er Anweisungen hinein, und kaum, dass seine Hände einmal ruhten, begann auch schon die nächste langte Abfolge hektischer Bewegungen in der Coaching Zone. 45 Sekunden lang hatten die Spieler des FC Bayern den Ball im Kombinationsfluss gehalten, der anschließende Bremer Klärungsversuch dauerte nur drei Sekunden, ehe nach weiteren 19 Sekunden Münchner Passzirkulation Kingsley Coman eine Großchance vergab.

Das Besondere an diesen Szenen waren jedoch weniger die Bemühungen des Bremer Trainers, seine Mannschaft zu ordnen. Das Besondere war vielmehr der Zeitpunkt seiner umfangreichen Hilfestellung in der Werder-Not. Denn es handelte sich um die ersten 67 Sekunden der Partie.

Bremen kommt kaum mit

Exemplarisch standen sie dennoch für alles Weitere, was dieses Sonnabendspiel zwischen dem FC Bayern und Werder Bremen bereithalten sollte. Nach einer guten halben Stunde lagen die Ballbesitzwerte der Münchner bei 86 Prozent, was selbst für ihre Verhältnisse außergewöhnlich hoch ist (am Ende waren es 82,8 Prozent). Und da es zu diesem Zeitpunkt bereits 2:0 durch die Tore von Thiago Alcántara (9.) und Thomas Müller (31.) stand, durfte die sogenannte Generalprobe für das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Juventus Turin am Mittwoch früh als erfolgreich eingestuft werden.

Das galt auch nach 90 Minuten, nach diesem klaren wie hochverdienten, aber immer noch ein bisschen zu bescheiden ausgefallenen 5:0 (2:0). Die weiteren Tore hatten erneut Müller (66.), der eingewechselte Robert Lewandowski (86.) und noch einmal Thiago (90.) beigesteuert. Es war ein sehr lässiges Warmlaufen für Turin gewesen. So leicht dürfte es der italienische Rekordmeister und Tabellenführer der Serie A den Münchnern nach dem 2:2 aus dem Hinspiel am Mittwoch allerdings kaum machen.

Es war ein Spiel, das vom Ergebnis ziemlich gewöhnlich daherkam, jedenfalls gemessen an den jüngsten Vergleichen der Bayern mit den Bremern in München. Stets hoch gewonnen hatte Guardiolas Mannschaft ja jeweils, zuletzt gar 6:0. Und wie am 18. Oktober 2014 durfte Mario Götze auch diesmal eine nennenswerte Rolle spielen. Damals hatte er zwei Tore erzielt, nun bestand das Nennenswerte für den 23 Jahre alten Weltmeister bereits darin, dass er für die Startelf nominiert worden war, nach zuletzt fünf Mal 90 Minuten auf der Ersatzbank.

Und da ihn zuvor ein Adduktorenabriss zum Zuschauen gezwungen hatte, durfte er nun gar erstmals seit dem 4. Oktober 2015 wieder 54 Minuten lang mitkicken. Dafür schonte Guardiola vier Tage vor der Verabredung mit Turin zunächst Lewandowski genauso wie Douglas Costa, Arturo Vidal und Juan Bernat. Arjen Robben stand sogar wie Serdar Tasci überhaupt nicht im Kader.

Guardiola hatte geflunkert

Ein bisschen geflunkert hatte Guardiola also schon, als er für das 100. Ligaspiel zwischen dem FC Bayern und Werder Bremen ankündigte, auf größere Umbauten verzichten zu wollen. Doch auch so geriet die Begegnung zu einer sehr einseitigen Veranstaltung. Vielleicht auch, weil Bremens Trainer die vier absenten Stammspieler Claudio Pizarro, Zlatko Junuzovic, Clemens Fritz und Fin Bartels ersetzen musste.

Viel mehr als einen Kopfball von Kapitän Jannik Vestergaard nach einem Eckball von Florian Grillitsch (7.) brachten die abstiegsbedrohten Bremer während der gesamten Partie in der Offensive nicht zustande. Da halfen auch Skripniks Anweisungen nicht, ebenso wenig wie der Versuch, den Tabellenführer mit einer Fünferkette auszubremsen.

Stattdessen durften sich die Münchner nach Herzenslust in der Offensive ausprobieren, mit weitgehend ungestörten Kombinationen und Abschlüssen. Besonders hübsch gerieten dabei jene Aktionen, die zu den Toren führten. Comans Flanke von rechts konnte Thiago volley ins Netz drücken, weil sein Bewacher Alejandro Valdez einen Schritt zu spät kam. Coman bereitete auch das zweite Tor sehenswert vor, als er bis zur Grundlinie dribbelte und hoch zurücklegte, ehe Müller seinen rechten Fuß mit einer dieser typischen Müller-Bewegungen auf Hüfthöhe brachte und den Ball ebenfalls volley ins Netz lenkte.

Dazwischen und danach waren für die 75.000 Zuschauer noch die Chancen von Müller, Coman, Franck Ribéry, Götze sowie in der zweiten Halbzeit von Thiago (Latte), Götze, des für ihn eingewechselten Sebastian Rode und Coman zu bestaunen gewesen. Ein Staunen, an dem sich die überforderten Bremer beteiligten. Und als Müller erneut mit einem Volley sein 19. Saisontor zum 3:0 erzielte, hatte das Spiel noch eine weitere exemplarische Szene erlebt. Thiagos Eckball hatte Ribéry ja bereits mit einem kunstvollen Volleyschuss wuchtig aufs Tor gebracht.

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Die Abwehraktion von Bremens Torwart Felix Wiedwald schubste Müller ebenfalls mit einer Direktabnahme ins Tor. Es war der dritte Volleytreffer des Nachmittags, und alle drei waren möglich geworden, weil die Bayern wesentlich handlungsschneller agierten als die Bremer. Nur Lewandowski 24. Saisontor kurz vor dem Spielende kam vergleichsweise unspektakulär daher, als er allein auf Wiedwald zulief und flach einschob.

Thiago stubste den Ball nach Comans dritter Torvorlage des Abends gar noch zum 5:0 ins Netz. Skripniks Hände ruhten da längst weitgehend in den Hosentaschen, nur selten gab er noch Anweisungen. Er fühlte sich mittlerweile wohl wie seine Spieler von Anfang an: machtlos.

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