Bundesliga:Der FC Bayern unterstreicht Ancelottis Credo

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Bayerns Offensive und Defensive funktionieren: Arturo Vidal (l.) und Javi Martinez feiern den Treffer des Abwehrmanns gegen den 1. FC Köln. (Foto: dpa)
  • Der FC Bayern zeigt beim souveränen 3:0-Sieg gegen den 1. FC Köln, dass er jederzeit das Tempo erhöhen kann.
  • Das Credo von Bayern-Trainer Carlo Ancelotti, dass es erst in der Rückrunde darauf ankommt, den besten und erfolgreichsten Fußball zu spielen, scheint aufzugehen.
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Von Milan Pavlovic, Köln

Torjäger können besonders auf sich aufmerksam machen, wenn sie Chancen nutzen. Und ihrem Team den entscheidenden Treffer bescheren. Torhütern dagegen bleibt nur die Chance, die Null zu halten. Dass auch das spektakulär sein kann, beweist Manuel Neuer seit Jahren, sogar beim souveränen 3:0 (1:0) gegen den 1. FC Köln, seinem 101. Zu-null-Spiel in der Bundesliga - und das, obwohl der Schlussmann nur einen einzigen großen Auftritt hatte.

Man schrieb die 18. Minute im frühlingshaften Köln, noch stand es 0:0, als die Gastgeber ihren besten Angriff vortrugen. Höger angelte sich energisch einen Rebound kurz hinter Mittellinie, leitete direkt nach rechts zu Christian Clemens, der ohne weitere Sperenzchen eine Halbfeldflanke à la Willy Sagnol in den Strafraum schlug. Dort stieg der Japaner Yuya Osako zum Kopfball aus elf Metern hoch, der schnurstracks Richtung Winkel flog. Gleich würde er dort zum 1:0 einschlagen, doch dann tauchte die linke Pranke von Manuel Neuer auf, der die Kugel noch um den Pfosten lenkte. "Wenn man gegen München punkten will", erklärte Kölns Trainer Peter Stöger später, "dann muss man die ein, zwei entscheidenden Situationen positiv für sich gestalten. Und hoffen, dass Manuel Neuer mal danebengreift, so wie zuletzt gegen Schalke 04. Wenn er das nicht tut, dann wird es überschaubar lustig."

20 Minuten lang hatten die Kölner die Münchner in ihren Abwehrtrichter gesaugt, "das haben sie sehr gut gemacht", lobte Bayern-Trainer Carlo Ancelotti, "da haben wir uns sehr schwer getan." Doch just nach der exzellenten Chance für Osako begannen die Gäste, die Partie merklich ernster zu nehmen. Die Pässe wurden härter und genauer, und prompt wurde es gefährlich für den FC. Der ist eigentlich notorisch darin, wenige Chancen zuzulassen. Die Münchner erarbeiteten sich jedoch dann innerhalb von 15 Minuten sechs Gelegenheiten.

Vidal schaltet am schnellsten

Die alte Weisheit "Es ist nur eine Frage der Zeit..." bestätigte sich in der 25. Minute, als Douglas Costa den Ball parallel zur Torlinie durch den Kölner Fünfmeterraum spielte - an Freund und Feind vorbei zwar, aber Vidal schaltete geistesgegenwärtig und brachte die Kugel ohne Verzögerung zurück in die Mitte, wo Yuya Osako und Neven Subotic den Münchner Innenverteidiger Javi Martínez aus dem Auge verloren hatten, was dieser mit dem 0:1 bestrafte.

Die Gastgeber wehrten sich wacker, mit großem Einsatz und Grätschen in der Not, was von den Fans bei jeder Gelegenheit frenetisch honoriert wurde. 327 Tage (und dabei zwölf Liga-Spiele) waren die Kölner ohne Heimniederlage geblieben, aber gegen den FC Bayern waren sie nun chancenlos, auch weil die Münchner ihre erste Gelegenheit nach dem Wechsel eiskalt nutzten: Müller spazierte durchs Mittelfeld (48.), erkannte, wie viel Freiraum Linksverteidiger Juan Bernat hatte, der davon profitierte, dass sein vermutlich haltbarer Linksschuss von Olkowski unhaltbar abgefälscht wurde. "Wenn du so schnell ein zweites Tor hinnehmen musst, dann wird es schwer, gegen einen FC Bayern in dieser Form zurückzukommen", sagte Stöger. Dementsprechend wirkten die Kölner gar nicht so unzufrieden, "im Großen und Ganzen hat das gut funktioniert", sagte Verteidiger Subotic.

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Münchens Defensive entmutigt den Gegner

Diese Münchner sind eben nicht mehr zu vergleichen mit dem FC Bayern der Hinrunde (als der FC ein 1:1 entführte) oder jenem aus dem Januar, der einen spielerischen Stotterstart in fünf Spielen hinlegte. Aber seit der zweiten Halbzeit gegen den FC Arsenal, als ein verzagtes 1:1 in ein glanzvolles 5:1 verwandelt wurde, ist der Klub in einer beängstigenden Form - als wollte er das Credo von Trainer Ancelotti unterstreichen, dass es erst in der Rückrunde darauf ankommt, den besten und erfolgreichsten Fußball zu spielen.

Dass die Münchner Offensive stark ist - wo Thiago und der eingewechselte Ribéry mit Schnicksereien immer wieder ein Raunen auslösten -, ist bekannt. Aber entmutigender für die Kölner war die Defensivarbeit des Rekordmeisters, der wohlgemerkt ohne Hummels, Boateng oder Alonso angetreten war. Bezeichnend zwei Szenen der zweiten Halbzeit: Einmal umdribbelte Osako mit höchstem Aufwand und Tempo Bernat und Thiago - doch dann kam am Strafraum Martínez angerauscht und klärte (66.). Später schickte Osako den Mittelstürmer Modeste zu einem Flügellauf (79.), doch die gute Flanke des Franzosen klärte Martínez spektakulär mit einem Scherenschlag.

Das Gefühl, dass die Münchner bei Bedarf jederzeit hätten mehr machen können, wurde zur Abrundung in der 90. Minute bestätigt. Thiago übernahm den Ball kurz vor dem eigenen Strafraum, umspielte Rudnevs und Jojic wie zwei Schulbuben, fand einen Doppelpass-Partner und beglückte dann, in der gegnerischen Hälfte angekommen, Bernat mit einem 30-Meter-Pass. Der Spanier kurvte in den Strafraum und legte gescheit zurück in den Lauf von Franck Ribéry, der mit links zum Endstand traf. Und dafür sorgte, dass nur ein Münchner mit leicht säuerlicher Miene abzog: Stürmer Robert Lewandowski, bei dem ebenso wie bei Manuel Neuer die Null stand. Allerdings auf der falschen Seite.

© SZ vom 05.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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