Bundesliga: FC Bayern:Nervös und angespannt

Louis van Gaal gibt sich derzeit zwar demonstrativ gelassen, der FC Bayern beordert die Nationalspieler jedoch schnell zurück. Vor dem Spiel gegen Hoffenheim herrscht Nervosität in München.

Jürgen Schmieder

Es war der Moment, in dem Bastian Schweinsteiger eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass er der Anführer ist, der Chef, der "agressive leader". Er marschierte voran, schubste Gegner einfach weg und verlor dabei nie das Ziel aus den Augen. Kein Einbruch zur Pause, sondern eine konzentrierte Leistung die gesamte Strecke über. Seine Mitstreiter Thomas Müller, Holger Badstuber, Miroslav Klose und Philipp Lahm blickten zwar ebenfalls finster und entschlossen drein, doch die treibende Kraft war eindeutig Schweinsteiger.

1. FC Koeln v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Gelassenheit trotz schwieriger Lage: Louis van Gaal gibt sich vor dem Spiel gegen Hoffenheim gleichmütig.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Nationalspieler des FC Bayern hatten es eilig nach dem Länderspiel gegen Italien, sie wollten so schnell wie möglich raus aus dem Stadion. Die Journalisten in der "Mixed Zone" waren die Gegner, das Ziel waren zwei Limousinen, welche die Spieler schnellstmöglich zum Flughafen bringen sollten. Sie wollten die letzte Maschine nach München vor der Nachtflugbeschränkung erwischen.

Die Nationalelf gilt seit einigen Jahren gemeinhin als Wohlfühlbecken für Fußballer, die mit ihrem Verein in einer Krise stecken, als ein Ort, wo geschundene Sportler aufgepäppelt werden. Deshalb erscheint es zunächst verwunderlich, dass die Bayern-Spieler nicht noch eine Nacht in den kuschligen Betten des Mannschaftshotels verbracht haben, sondern sofort zurück nach München geflogen sind. Es macht allerdings Sinn, wenn man die Worte von Louis van Gaal nach der Niederlage in Köln noch im Gedächtnis hat.

"Es ist schlimm", hatte der Trainer des FC Bayern gesagt. "Viele der Spieler reisen nun zu Länderspielen. Es gibt keine vernünftige Aufbereitung dieser Niederlage." Auch eine gewissenhafte Vorbereitung auf das Spiel gegen Hoffenheim am Samstag sei nur schwer möglich, wenn kaum Spieler da sind, mit denen man sich vorbereiten könnte. Am Mittwoch etwa nahmen nur fünf Feldspieler am Training teil: Arjen Robben, Mario Gomez, Franck Ribéry, Andreas Ottl und Luis Gustavo.

Deshalb scheint klar: Die Nationalspieler wurden zurück nach München beordert, um das nichtöffentliche Training und die Mannschaftsbesprechung am Donnerstag besuchen zu können - und es ist zu erwarten, dass auch an den Flughäfen in Larnaca, Pula und Trabzon hektischer Betrieb herrschte, um Anatolij Timoschtschuk, Danijel Pranjic und Hamit Altintop schnellstmöglich nach München zu bringen.

Es gibt eine Menge aufzuarbeiten und vorzubereiten vor dem Spiel gegen Hoffenheim. "Wenn ich der Meinung bin, einen Fehler gemacht zu haben, kann mich das schon mal eine Nacht den Schlaf kosten", sagte van Gaal unter der Woche - und wahrscheinlich hat er die vergangenen Tage nicht besonders gut geschlafen.

Warnende Worte von Nerlinger

Nach der Partie in Köln schließlich hatte er angegeben, bei der Halbzeitansprache Fehler gemacht zu haben und dass auch der Verzicht auf die Herausnahme von Badstuber nicht unbedingt die richtige Entscheidung gewesen sein könnte. Dennoch geht van Gaal derzeit betont gelassen um mit der angespannten Situation beim FC Bayern. Die Niederlagen und die aufkeimende Kritik nimmt er demonstrativ gleichmütig auf. "Ich verspüre keinen Druck mehr", sagte er am Mittwoch. "Der einzige Druck ist der, den ich mir selbst mache."

Hoffnung auf einen Erfolg gegen Hoffenheim machte unter der Woche die Rückkehr der verletzten oder angeschlagenen Offensivspieler ins Mannschaftstraining. Arjen Robben ("Ich fühle mich wieder richtig gut, bin fit und trainiere mit. Ich will gegen Hoffenheim wieder dabei sein.") konnte ebenso an den Übungen teilnehmen wie der zuletzt gezerrte Gomez und auch Franck Ribéry. Somit könnten die beiden Flügelspieler Ribéry und Robben zum ersten Mal seit dem 8. Mai 2010 (3:1 bei Hertha BSC Berlin) wieder gemeinsam in der Bundesliga-Anfangsformation des FC Bayern stehen.

Die Rückkehr von Ribéry und Robben ermöglicht dem Trainer, weitere Korrekturen an der Startelf vorzunehmen und seine Akteure auf jenen Positionen einzusetzen, auf denen sie am liebsten agieren. Müller könnte zurück in die offensive Zentrale, Schweinsteiger auf die Sechserposition, wo er womöglich von Timoschtschuk unterstützt wird, wenn Breno einen Platz in der Startelf bekommt. Hamit Altintop freilich müsste dann auf die Ersatzbank - doch der ist mittlerweile gewöhnt, als Platzhalter für Robben und Ribéry herhalten zu müssen.

Es herrscht noch keine Panik in München, auch wenn Spieler und Verantwortliche seit Tagen mit mahnenden Worten um sich werfen. "Das Spiel in Köln war grausam. Wir müssen jetzt alle Kräfte bündeln, um unser Minimalziel zu erreichen", sagte etwa Sportdirektor Christian Nerlinger: "In den nächsten Wochen entscheidet sich sehr viel." Das Ziel freilich ist der zweite Platz, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde. Philipp Lahm erklärte: "So ein Spiel wie in Köln dürfen wir uns nicht mehr erlauben."

Nervös und angespannt sind sie schon beim FC Bayern derzeit. Für Beruhigung könnte da nur sorgen, wenn sich die Münchner Nationalspieler gegen Hoffenheim ebenso energisch durchsetzen können und über die gesamte Spieldauer so konzentriert agieren wie bei ihrem Marsch durch die Mixed Zone von Dortmund.

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