Bundesliga: FC Bayern:Die Zukunft heißt Schweinsteiger

Bastian Schweinsteiger verlängert bis 2016, ausdrücklich auch wegen Louis van Gaal. Dem Trainer stärkt Schweinsteiger damit merklich den Rücken - und den Verein setzt er sanft unter Druck.

Carsten Eberts, Fröttmaning

Einen kleinen, dramaturgischen Kniff hatte sich Bastian Schweinsteiger überlegt. Zwei Minuten nach Spielschluss, als er sich das Stadionmikro geben ließ und seine kleine Ansprache an die Fans richtete, da begann er mit den Worten: "Liebe Fans, ich spiele schon zwölf Jahre für den FC Bayern..." - und der Satz hätte durchaus auch anders enden können. Etwa: "Nun ist es Zeit für etwas Neues. Ich wechsele zu Real Madrid, aber ich werde euch nie vergessen."

FC Bayern Muenchen - FC St. Pauli

Sichtlich glücklich mit der Vertragsverlängerung: Bastian Schweinsteiger bleibt dem FC Bayern noch weitere fünf Jahre erhalten.

(Foto: dapd)

Doch Schweinsteiger hatte sich anders entschieden. "Ich spiele schon zwölf Jahre für den FC Bayern", sagte er also, "und ich wollte es euch als erstes sagen: Ich habe meinen Vertrag um fünf Jahre verlängert."

Seinen Verein, der gerade das letzte Heimspiel des Jahres durch Tore von Hamit Altintop (17. Minute), Philipp Lahm (72.) und Franck Ribéry (79.) 3:0 gegen den FC St. Pauli gewonnen hatte, stürzte er damit ich eine kollektive Gefühlsduselei. Das Feuerwerk, das der FC Bayern zum Jahresabschluss in die Luft schoss, hätte keinen passenderen Anlass finden können.

Sportdirektor Christian Nerlinger und die Bayern-Führung haben anstrengende Wochen hinter sich. Die Verlängerung mit Schweinsteiger war ungewiss, weil sich der Spieler zuletzt äußerst abwartend verhielt. "Sämtliche großen Vereine in Europa hatten den roten Teppich für ihn ausgerollt", erzählte Nerlinger, der neue Vertrag sei deshalb ein "eindeutiges Bekenntnis für Bayern München". Das Gerüst für die nächsten Jahre steht: Nach Lahm (bis 2016), Badstuber (2014), Müller (2015) und Ribéry (2015) hat nun auch Schweinsteiger verlängert. Sein Vertrag läuft bis Ende Juni 2016.

Schweinsteiger selbst hatte nach dem Spiel das Bedürfnis, genauer zu erläutern, weshalb er sich gegen Angebote aus Madrid oder Mailand und für eine Zukunft in München entschieden hat. Normalerweise ist die obligatorische Pressekonferenz nach Spielschluss für die Trainer beider Mannschaften reserviert - diesmal kam auch Schweinsteiger.

Der Verein habe sich finanziell gestreckt, erklärte Schweinsteiger, jedoch ohne genaue Zahlen zu seinem Vertrag zu nennen. Auch auf diverse Angebote von anderen Vereinen, etwa von José Mourinho und Real Madrid, ging er nicht ein. Er sagte jedoch einen Satz, der zum zentralen dieses Abends werden sollte: "Die Vertragsverlängerung war auch eine Entscheidung für den Trainer."

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was Schweinsteieger mit diesem Bekenntnis meinte.

Van Gaal wird gefühlig

Für Louis van Gaal also, den zuletzt oft kritisierten Übungsleiter, dessen Zukunft nach dem Zwist mit Vereinspräsident Uli Hoeneß und 17 Punkten Rückstand auf Borussia Dortmund auf eher wackligen Beinen steht. Dass Schweinsteiger seine Verlängerung so eng an den Trainer knüpft, stärkt van Gaals Position deshalb ungemein. Der zeigte sich hochzufrieden. "Das ist ein sehr gutes Signal für die Außenwelt", sagte van Gaal, "Schweinsteiger ist ein Weltklassespieler, hier aufgewachsen und ausgebildet. Es kann für den Verein nichts Schöneres geben, als dass er unterschreibt."

Dann geschah etwas, was man bei van Gaal selten erlebt: eine überraschende Gefühlsregung, nicht geplant, im Moment des Augenblicks begründet. Der Niederländer kippte seine Wange gegen seine aufgestützte Hand, hielt kurz inne und fuhr dann leise fort: "Und er hat gesagt, dass er auch wegen mir unterschrieben hat. Das freut mich sehr."

Das 3:0 gegen den FC St. Pauli war in diesem Moment längst Nebensache. Die Bayern hatten passabel, jedoch nicht überragend gespielt. Die im Abschluss erschreckend harmlosen Hamburger hätten an diesem Tag auch in 900 Minuten keinen Treffer erzielt. Weil das Spiel schnell analysiert war, bliebt Zeit für etwas Zukunftsmusik. Bastian Schweinsteiger sagte, er wolle "unbedingt die Champions League gewinnen", dies sei das erklärte Ziel für die kommenden sechs Jahre. Und wieder sprach Schweinsteiger über Louis van Gaal: "Er ist ein Trainer, der sehr gut zum FC Bayern passt. Deshalb hoffe ich natürlich, dass er noch länger Trainer bleibt."

Das ist zumindest sanfter Druck auf den Verein. Denn einem stilprägenden Spieler, den man für teures Geld fünf weitere Jahre an den Klub gebunden hat, möchte man gewiss nicht den Trainer nehmen, von dem er so viel hält. Van Gaal selbst verzichtete auf ein eindeutiges Bekenntnis, sagte nur, er erwarte entsprechende Gespräche für das Jahr 2012 (wenn sein Vertrag endet). Sportdirektor Nerlinger erklärte, man müsse sich nun erst mal von den anstrengenden Gesprächen mit Schweinsteiger und dessen Beratern erholen.

Erst danach sei Zeit für alles andere. Zeit auch, um darüber zu entscheiden, wie intensiv der FC Bayern um den Schalker Nationaltorhüter Manuel Neuer zu werben gedenkt. Dass die Bayern-Fans offenbar eine Zukunft mit Nachwuchsmann Thomas Kraft präferieren, taten sie am Samstagnachmittag kund. Sie entrollten ein Transparent und skandierten deutlich vernehmbar: "Neuer, du Arschloch."

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