Bundesliga:"Es war unser Tor"

VfB Stuttgart - Hertha BSC

Mario Gomez provoziert mit seinem Einsatz ein Eigentor. Der VfB gewinnt dadurch gegen Berlin.

(Foto: Marijan Murat/dpa)
  • Der VfB Stuttgart schlägt Hertha BSC mit 1:0.
  • Mario Gomez provoziert dabei ein Eigentor. Es ist der erste Treffer des VfB nach vier Spielen.
  • Trainer Hannes Wolf stellt das System um. Daniel Ginzcek bleibt zunächst auf der Bank.

Von Christoph Ruf, Stuttgart

Der Mann des Tages äußerte sich nur zurückhaltend über eine Partie, die aus seiner Sicht nun wirklich schlechter hätte laufen können. "Sehr zufrieden", sei er mit dem Sieg zum Einstand und der Rückkehr in "das Stadion, in dem alles begann", sagte Mario Gomez. Die Lobeshymnen übernahmen nach dem Stuttgarter 1:0-Sieg über Hertha BSC andere. Zum Beispiel Sportdirektor Michael Reschke, der nicht nur Gomez Torbeteiligung und dessen "Präsenz" lobte, sondern grundsätzlich wurde: "Mario ist auch außerhalb des Platzes wichtig. Er schwimmt in der Mannschaft und er schwimmt im Verein."

Dabei hatte man natürlich bereits vor der Partie geahnt, dass das erste Spiel nach der Gomez-Rückkehr ausgehen konnte, wie es wollte. Es würde wohl ausschließlich über den Mann geredet werden, dessen Transfer von Wolfsburg zurück nach Schwaben die aufregendste Personalie in der Winter-Transferperiode war. Da traf es sich ganz gut, dass das Spiel auch Gründe für diese Personalisierung lieferte.

Der Heimkehrer hatte bereits im ersten Durchgang zwei der wenigen Chancen, die der VfB sich gegen die defensivstarken Berliner erarbeiten konnte. In der sechsten Minute verfehlte ein Gomez-Kopfball nach Flanke von Christian Gentner nur knapp das Tor. Und als er dann tatsächlich traf (33.), betätigte sich das Schiedsrichtergespann als Partyschreck. Doch Abseits ist nun mal auch dann Abseits, wenn 55.000 VfB-Fans gerne den ersten Gomez-Treffer im VfB-Trikot seit über achteinhalb Jahren bejubelt hätten.

Es passte also bestens zur Dramaturgie des Tages, dass dann doch noch diese kuriose Szene passierte. Herthas Niklas Stark riss Gomez im Sechzehner um, doch während mancher mit einem Strafstoß-Pfiff rechnete, lupfte Stark den Ball noch im Fallen über den eigenen Keeper. Und erzielte damit das Tor des Tages, das nichtsdestotrotz Gomez nach allen Regeln der Kunst bejubelte. Es war ja auch das erste Tor des VfB seit über vier Spielen. Nach dem Schlusspfiff, den Gomez nach einem Gesichtswischer gegen Stark (89.) nur mit Glück auf dem Platz erlebte, schnappte ihn sich Stadionsprecher Holger Laser. Nur um vom Nationalspieler eine galante Antwort auf die Frage zu bekommen, ob das als Eigentor gewertete 1:0 nicht irgendwie auch sein Treffer gewesen sei: "Es war unser Tor."

Das stimmte wiederum in jeder Hinsicht. Schließlich hatte sich der Verein ja im Zuge des Transfers willens gezeigt, alles zu tun, um dem Rückkehrer auch auf dem Platz das Gefühl zu geben, dass alle alles tun, um ihn bestmöglich in Szene zu setzen. Nur deshalb hatte Trainer Hannes Wolf statt wie bisher im 3-4-3 auf ein 4-2-3-1 umgestellt. Anastasios Donis, Chadrac Akolo und Berkay Özcan agierten hinter dem Rückkehrer. Wie erwartet blieb Daniel Ginczek, dessen Spielweise der von Gomez zu sehr ähnelt, zunächst auf der Bank und wurde erst nach knapp einer Stunde eingewechselt.

Wenn der VfB gegen eine im ersten Durchgang bessere Berliner Mannschaft gewann und sich voll und ganz den Gomez-Festspielen widmen konnte, lag das allerdings auch an einem Abwehrspieler, der nach dem Spiel fast unbefragt durch die Interviewzone gehen konnte: Dabei hätte Timo Baumgartls starke Leistung eigentlich eine eigene Geschichte verdient gehabt. Der Stuttgarter Innenverteidiger glänzte im Zweikampf wie in der Spieleröffnung gleichermaßen und ließ manchen Berliner Konter mit seinem exzellenten Stellungsspiel schon auf Höhe der Mittellinie ins Leere laufen. Sportdirektor Reschke hatte das auch so gesehen und lobte eine "nationalmannschaftstaugliche" Leistung des Youngsters.

Dann musste er aber doch noch eine Frage zu Gomez und dessen freundlichem Empfang durch das Stuttgarter Publikum beantworten. Und das tat er nun wirklich gerne: "Die Leute wissen eben auch, dass Mario zu keinem anderen Bundesligisten gegangen wäre. Nur zum VfB."

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