Bundesliga-Erfolg gegen Mainz:Bayern jubelt erst nach 82 Minuten

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Bastian Schweinsteiger (li.): Erlöser in Mainz (Foto: dpa)

Der FSV Mainz 05 ist so wehrhaft wie kaum ein Bayern-Gegner zuvor: Die Münchner gewinnen 2:0 (0:0), müssen aber viel dafür kämpfen. Bastian Schweinsteiger lässt sich am Ende nicht mehr aufhalten und leitet den Sieg ein.

Von Saskia Aleythe

Psychologisch gesehen war der Freitagmittag ein wegweisender Moment für den FC Bayern. Jeder Fitnessplan braucht ein übergeordnetes Ziel, um zu funktionieren, und für die Münchner heißt dieses Ziel nun Manchester United. Am 1. April trifft der Klub also im Viertelfinale der Champions League auf die Engländer, bis dahin wird das Team von Pep Guardiola noch in seinen Trainingseinheiten, genannt Bundesliga, die Meisterschaft gewinnen. Das ist so sicher, dass davon im Verein kaum noch jemand redet. "Wenn es passiert, passiert es", sagt der Trainer.

So kommt diese Bundesliga mit ihren regelmäßigen Partien doch noch ganz gelegen für den FC Bayern, schließlich kann die Mannschaft das tun, was Matthias Sammer so oft fordert: "im Rhythmus bleiben". Im Vorbeigehen Deutscher Meister werden, das ist eine Haltung, die sich der Klub erarbeitet hat und ein Zustand, der den deutschen Sprachschatz um ein Wort bereichert: März-Meister. Am Samstag war es noch nicht so weit, auch wenn der FC Bayern in Mainz 2:0 (0:0) gewinnen konnte. Es war der 18. Bundesliga-Sieg in Folge.

Pep Guardiola zeigte vor allem in der Abwehr Lust zur Veränderung und beorderte im Vergleich zur Partie gegen Leverkusen Philipp Lahm, Javier Martínez und David Alaba wieder auf den Rasen. Daniel Van Buyten, Rafinha und Diego Contento mussten pausieren. Auch Mario Götze gesellte sich zu dieser illustren Runde, dafür durfte Franck Ribéry wieder von Beginn an mitwirken.

Ungewohnte Szenen

Die Ausgangslage war klar: Würden Schalke 04 gegen Braunschweig und Borussia Dortmund in Hannover nicht gewinnen können, könnten die Münchner ihren 24. Meistertitel mit einem Sieg in Mainz perfekt machen.

Die Mainzer wollten den Gästen aus Süddeutschland das Meisterwerden jedoch noch ein wenig erschweren - eine Einstellung, mit der nicht jeder Gegner zuletzt gegen den FC Bayern angetreten war. Auf der Skala der Wehrhaftigkeit siedelten sich die Mainzer im oberen Drittel an, was zunächst Mario Mandzukic schmerzhaft zur Notiz nahm: Von den ersten zwei Spielminuten hatte er sich schon eine Minute auf dem Rasen gewälzt, erst traf ihn das Knie von Ja-Cheol Koo am Oberschenkel, dann wurde er am Kopf erwischt.

Nach drei Minuten hätten die Zuschauer in Mainz beinahe das Führungstor der Gäste gesehen: Arjen Robben pfefferte den Ball nach einigem Gestochere seiner Kollegen im Strafraum an das Knie von Mainz-Torhüter Loris Karius. Auch wenn es so aussah: Es war mitnichten der Beginn der gewohnten bayerischen Dominanz.

Stattdessen ereigneten sich ein paar Szenen, die es selten in der aktuellen Saison gegeben hatte: Die Münchner wurden tatsächlich in Bedrängnis gebracht. Mal huschte Koo an der kompletten Abwehr vorbei (8.), mal spielte Nicolai Müller Alaba im Strafraum aus (12.). Das Team von Thomas Tuchel haftete an den Gästen, als müsste jeder eine Geldstrafe zahlen, der sich mehr als drei Meter entfernt. Das hatte reichliche Ballverluste der Münchner zur Folge. Immer wieder versuchten sich die Gäste in Diagonalpässen nach vorne, doch auch da stand mindestens ein Mainzer bereit.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Schweinsteiger bezwingt die Störenfriede

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Nach 36 Minuten knallte der Ball hinter Manuel Neuer an den rechten Pfosten, Joo-Ho Park war der Abwehr enteilt und nach vorne geprescht - doch längst war Abseits gepfiffen. Wie schon sechs Mal zuvor, als Mainz dem Bayern-Tor nahe gekommen war.

In die Halbzeit gingen die Bayern mit einem ungewohnten 0:0. Das Thema Meisterschaft am Samstag war da in die Ferne gerückt, Dortmund und Schalke lagen mit einem Tor vorne. Noch weiter entfleucht wäre es beinahe in der 46. Minute: Erik Maxim Choupo-Moting kam mit einem Latten-Kracher aus der Pause.

Doch auch die Münchner wurden offensiver, weil sich Mainz mehr in die eigene Hälfte zurück zog. Mandzukic schoss aus gut zehn Metern Torentfernung einmal volley am Netz vorbei (50.), einmal köpfelte er nach Flanke von Alaba aufs Tor (54.), doch Karius parierte. Überhaupt: Der Torwart der Gastgeber war wesentlicher Bestandteil der Mainzer Erholungsstrategie, weil er die herbeifliegenden Geschosse souverän abwehrte, auch wenn sie Ribéry aus wenigen Metern abfeuerte (68.).

Während Dortmund und Schalke in ihren Partien auf 2:0 erhöhten, tüftelte Guardiola an der Aufstellung, brachte Mario Götze für den unsichtbaren Thomas Müller (64.), Xherdan Shaqiri für Arjen Robben (72.) und Claudio Pizarro für Mandzukic (80.). Die Münchner hatten es sich zwar mittlerweile in der Mainzer Hälfte bequem gemacht, doch spätestens im Strafraum prallten sie wieder auf die unbequemen Gegner.

82 Minuten lang durfte ganz Mainz an die kleine Sensation glauben, dann schlug Bastian Schweinsteiger zu: Nach Flanke von Shaqiri lenkte er den Ball mit dem Kopf im Strafraum an Karius vorbei. Fünf Minuten später tanzte Ribéry Bell und Karius aus, schob den Ball zu Götze, der zum 2:0 ins leere Tor verwandelte.

Der FSV Mainz kürte sich selbst zum Gegenwehr-Meister und war für die Münchner eine ungewöhnlich kraftraubende Fitnesseinheit auf dem Weg zum Champions-League-Viertelfinale. Für die März-Meisterschaft ist es für den FC Bayern noch nicht zu spät: Gegen Hertha BSC und Hoffenheim ist die Wortschöpfung noch möglich.

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