Bundesliga: Elf des Spieltags:Wenn Männer weinen

Ein Hannoveraner Profi bricht in Tränen aus, ein Wolfsburger wird Opfer eines Kung-Fu-Tritts, und ein Bremer begeistert mit Perfektion. Die sueddeutsche.de-Elf des Spieltags

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Ein Profi von Hannover 96 bricht in Tränen aus, ein Wolfsburger Stürmer wird Opfer eines Kung-Fu-Tritts, und ein Bremer Mittelfeldspieler begeistert mit Perfektion. Die sueddeutsche.de-Elf des Spieltags

Hannovers Holländer Arnold Bruggink (re.) sorgte nach dem Spiel gegen Schalke für einen bewegenden Moment: Im Sky-Interview brach der 32-Jährige in Tränen aus, als der Reporter ihn nach seiner Gefühlslage im ersten Spiel nach Robert Enkes Tod gefragt hatte. Nach Worten ringend gab Enkes Nachfolger als Kapitän der 96er zu, dass es "meine schwersten Minuten auf dem Platz gewesen sind. Es war sehr hart, aber wir haben es gut gemacht." Dann stockte er, mehr konnte er nicht sagen, und mehr wollte man wohl auch nicht wissen von einem Profi, dem es sichtlich schwer fiel, überhaupt wieder ans Fußballspielen zu denken. Bruggink wird das Ergebnis (0:2) der Partie vielleicht sogar egal gewesen sein, wo seine Gedanken waren, zeigte dieser Moment nur allzu deutlich.

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Alle 28 Bundesligaspiele, die Hannovers neue Nummer eins Florian Fromlowitz vor der Begegnung auf Schalke bestritten hatte, waren sorgenfreier als dieses. Die Geschehnisse der vergangenen Wochen wiegen im Vergleich zu ein paar brenzligen Strafraumsituationen in seiner noch jungen Torhüterkarriere deutlich schwerer. Und so schien der 23-jährige Schlussmann gegen Schalke mit einer großen Last im Hannover-Tor zu stehen: Voller Trauer über den Tod seines Mannschaftskollegen und zusätzlich mit der Bürde, Robert Enke irgendwie ersetzen zu müssen. Fromlowitz hielt bravourös, was ihm unter den gegebenen Umständen gar nicht hoch genug anzurechnen ist.

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Überall wurde in den Stadien Robert Enkes gedacht, fern von Hannover 96 taten sich die Profis danach allerdings leichter, wieder Fußball zu spielen. Zum Beispiel in München:

Wer Leverkusens Nationalstürmer Stefan Kießling beim 1:1 in München spielen sah, bekam eine Idee davon, was diesen jungen Mann in dieser Saison so stark macht: Leichtfüßig, laufstark und locker vor dem Tor spielte sich der 25-Jährige gegen eine nervöse Bayern-Elf in den Vordergrund. Seinem neunten Saisontor ließ er kurze Zeit später sogar noch ein zehntes folgen, welches ihm aber wegen vermeintlicher Abseitsstellung aberkannt wurde. Dabei mag es einem als pure Ironie erscheinen, dass Kießling genau deshalb so groß auftrumpft, weswegen die Stürmer des FC Bayern seit Wochen in der Krise stecken: Er wird von einem überragenden Mittelfeld in Szene gesetzt. All die Barnettas, Kroos und Vidals hätten den Platz in der Elf des Tages deshalb mindestens genauso verdient wie Kießling.

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Verdient hat sich seinen Platz in dieser Elf ausnahmsweise auch Mario Gomez. Da durfte er gegen Leverkusen mal von Beginn an ran und prompt klappte es wieder mit dem Toreschießen: Sein 1:0 mit dem Außenrist nach Kloses Vorlage darf gut und gerne als außerordentlich gekonntes, technisches Schmankerl durchgehen und verdeutlichte, dass er es doch kann, wenn man ihn nur lässt. Für einen Moment war er wieder da, der kaltschnäuzige, selbstbewusste Mario Gomez, der in Stuttgart Torerfolge sammelte wie andere Bonusmarken bei Tengelmann. Ob dieser kleinen Befreiung möchte man ihm wünschen, dass ihn sein verpasstes Tor mit der Hacke kurz vor Schluss nicht wieder zu dem ängstlichen Gomez-Double der vergangenen Wochen werden lässt.

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Es ist schon eine Weile her, dass sich beim 1. FC Nürnberg ein Stürmer hervorgetan hat, der dieser Position entspricht. Seit dem wandelnden Torphantom Marek Mintal (Torschützenkönig 2004/2005 mit 24 Treffern) versuchten sich redlich bemüht, aber ziemlich glücklos wahlweise ein ladegehemmter Ex-Europameister (Charisteas), ein kämpfender Ur-Franke (Eigler, geboren im fränkischen Roth, Bilanz: zwölf Spiele, ein Tor) oder Isaac Boakye (Kicker-Notendurchschnitt in dieser Saison: 5,0). Und nun trifft also der Schweizer Albert Bunjaku - man möchte es kaum aussprechen - fast nach Belieben. Seine zwei Tore in Wolfsburg ebneten dem Club den Weg zum ersten Auswärtssieg dieser Spielzeit und lassen die Franken von längst vergessen geglaubtem Stürmerglück träumen. Das gab es, abgesehen von der Ära Mintal, seit Sergio Zarate (insgesamt 21 Tore für den Club) und Dieter Eckstein (66) nicht mehr.

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Es sind harte Zeiten für Wolfsburgs eigentlichen Torgaranten Edin Dzeko (re.). Zum einen plagt den bosnischen Nationalspieler seit längerem eine gravierende Trefferlosigkeit, die auch gegen Nürnberg trotz bester Einschussgelegenheiten ihre Fortsetzung fand. Zum anderen erwischte ihn Nürnbergs Kapitän Andreas Wolf kurz vor Schluss in bester Mr.-Miyagi-Manier per Kung-Fu-Feger mitten im Gesicht - auch das noch, wird sich Dzeko da wohl gedacht haben. Denn neben diesen Sorgen wären da ja noch sein möglicher Wechsel ins Ausland (Milan? Chelsea?) und das Aus mit der Nationalmannschaft in den WM-Playoffs gegen Portugal. Wie gesagt, harte Zeiten.

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Hugo Almeida scheint es derzeit genau umgekehrt zu gehen. Der Portugiese qualifizierte sich mit seinem Heimatland gegen Dzekos Bosnier für die WM und erzielte beim 6:0-Sieg der Bremer in Freiburg nach langer Verletzungspause seine ersten zwei Saisontreffer. Sein Kopfballtor zum 0:1 bekam er von Mesut Özil per Flanke derart präzise aufgelegt, dass er wohl auch mit der obligatorischen "Wetten, dass..?"-Sichtschutzbrille auf den Augen eingenetzt hätte. Sein schnurgerader Linksschuss zum 0:3 war dann ein klassisches Almeida-Tor: brachial, blitzschnell und bestens platziert.

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Wenn eine Mannschaft in der Bundesliga auswärts 6:0 gewinnt, könnte man annehmen, dass generell alle Spieler für die Elf des Tages in Frage kämen. Im Fall des Bremer Kantersieges in Freiburg dürfte aber klar sein, wer der einzig wahre Protagonist der Partie war: Mesut Özil, der einfache Torschütze und vierfache Vorlagengeber. Bremens Nationalspieler zeigte zum wiederholten Mal in dieser Saison sein schier grenzenloses Können und war von den bemitleidenswerten Breisgauern zu keinem Zeitpunkt in Griff zu kriegen. 21 Jahre ist er erst alt, aber sein Ballgefühl, seine Technik, seine Eleganz und sein bewundernswertes Spielverständnis liegen wohl schon jetzt auf Weltniveau. Und: Wer war eigentlich dieser Diego?

Texte: Jonas Beckenkamp Foto: ddp

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Bis kurz vor Schluss sah es beim Spiel Stuttgart gegen Hertha so aus, als würde VfB-Zugang Zdravko Kuzmanovic zur dringend benötigten Lebensversicherung der Schwaben werden. Schon beim Champions-League-Auftritt in Sevilla hatte der Serbe die Babbel-Truppe mit seinem Tor zum 1:1 im Wettbewerb gehalten, und dann gelang ihm Gleiches auch noch zum Ausgleich gegen Berlin (82. Minute). Es war der erste Bundesliga-Treffer des 22-Jährigen, der jedoch nur drei Minuten später gleich eine weitere Premiere über sich ergehen lassen musste: Er musste mit Gelb-Rot vom Platz. Das mit der schwäbischen Lebensversicherung ist somit bis auf weiteres vertagt, aber wenn der VfB weiter so erfolglos spielt, wird Kuzmanovic noch reichlich Gelegenheiten bekommen.

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Dass Hoffenheims Carlos Eduardo ein überaus fähiger Bundesliga-Akteur ist, hat sich mittlerweile bei vielen Fans und Experten herumgesprochen. Der kleine Brasilianer ist so etwas wie der Motor des Hoffenheimer Angriffswirbels und zeigte gegen Köln eine ganz starke Leistung. Vielleicht lag das auch an der Motivationsspritze Seleção, zu deren edlem Kreis der 22-Jährige neuerdings zählt. Gegen England und Oman lief Eduardo im gelb-blauen Trikot an der Seite von Kaká auf und hat derzeit gute Chancen auf eine Teilnahme an der WM. Dass der Brasilianer den Boden unter den Füßen verliert, ist nicht anzunehmen. Sein Trainer heißt nämlich Ralf Rangnick.

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Vedad Ibisevic trifft jetzt auch auswärts - eine Erkenntnis, die gegnerische Abwehrreihen mehr denn je an den Vedad Ibisevic der vergangenen Bundesliga-Hinrunde denken lässt. 18 Tore erzielte der Bosnier damals und war damit der Garant für den Hoffenheimer Höhenflug. Dann verletzte er sich schwer. Dass seine Erfolge keine Eintagsfliege waren, zeigt der 25-jährige Stürmer jetzt eindrucksvoll: Fünf Treffer waren es vor diesem Spieltag bereits - aber eben alle zu Hause. Seit Ibisevic in Köln in der 90. Minute einen Elfmeter verwandelte, scheint auch der Auswärtsbann gebrochen. Nun werden es in dieser Hinrunde wohl keine 18 Tore mehr werden, aber der Beginn für eine erneute Serie vieler Ibisevic-Tore ist gemacht. Nur zu Hause zu treffen, das ist ihm dann doch zu eintönig.

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