Bundesliga-Elf des Spieltags:Tollen, Tränen und Träume von Amerika

Bayern-Stürmer Mario Gomez verteilt Küsschen und wird zum Haareschneiden aufgefordert, Michael Ballack langweilt in einem Interview und wünscht sich wohl über den großen Teich. Und Schalkes Raúl? Trifft zum Abschied und rührt ein ganzes Stadion zu Tränen.

Die Elf des Spieltags

1 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Raúl

FC Schalke 04 v Hertha BSC Berlin  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bayern-Stürmer Mario Gomez verteilt Küsschen und wird zum Haareschneiden aufgefordert, Michael Ballack langweilt in einem Interview und wünscht sich wohl über den großen Teich. Und Schalkes Raúl? Trifft zum Abschied und rührt ein ganzes Stadion zu Tränen. Die Elf des Spieltags.

Raúl: Man könnte die vielen Plakate und Spruchbänder zählen, die zu Ehren des spanischen Stürmers auf Schalke zu sehen waren, um ungefähr zu ermessen, wie wichtig dieser Spieler für den Revierklub war. Man könnte seine Tore zählen, zu seinen Pässen summieren und obendrauf ein paar feine Dribblings packen. Man könnte im Gegenzug die Minuten stoppen, die sich Raúl seinen Fans präsentierte, die Tränen, die er dabei vergoss, auffangen und messen und seinen Worten lauschen, die auf spanisch noch viel rührseliger klingen. Man könnte aber auch einfach Felix Magath zu Wort kommen lassen: "Meiner Meinung nach hat es nie einen besseren Ausländer in der Bundesliga gegeben." Und natürlich schoss Raúl bei seinem Abschied auf Schalke auch noch ein Tor. (fred)

2 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Simon Jentzsch

Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg

Quelle: dpa

Simon Jentzsch: Der FC Augsburg hält die Klasse - vor Monaten wäre das auch noch nicht weniger als eine riesengroße Überraschung gewesen. Jetzt nimmt das die Republik mit Anerkennung, jedoch ohne Fassungslosigkeit als schöne Sommernachricht wahr. In Augsburg ist die Erleichterung trotz der seit Wochen entspannten Lage groß. Da muss doch gefeiert werden - und das nicht zu knapp. Nach dem 0:0 in Gladbach ging es schnell in den Flieger, man wollte "die Stadt auseinandernehmen", frohlockte Jan-Ingwer Callsen-Bracker. Nur einer hatte Sorgen: Routinier Simon Jentzsch, der in dieser Saison Michael Schumacher zeigte, was ein Comeback ist. "Ich bin eigentlich aus dem Alter raus", sagte der 35-jährige Routinier, der mit seinen jüngeren Kollegen dennoch anstoßen wollte - sofern möglich: "Vielleicht komme ich auch nicht rein, weil ich zu alt bin." (fred)

3 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Paolo Guerrero

Hamburger SV v FSV Mainz 05  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Paolo Guerrero: Vielleicht ist es der Blick, der Paolo Guerrero manchmal so böse erscheinen lässt. Dabei sagen Menschen, die ihn näher kennen, dass er das gar nicht sei. Das Problem ist, dass er auf dem Fußballplatz gerne das Gegenteil beweist. Man sagt, Guerreros Sprint in Richtung Eckfahne vor acht Wochen, in dessen Anschluss er Stuttgarts Torhüter Sven Ulreich wie ein Karatekämpfer umsenste, sei der schnellste der Saison gewesen - doch das ist nicht belegbar. In jedem Fall kehrte er nicht halb so flink auf den Platz zurück. 56 Tage musste der Peruaner warten, gegen Mainz war es wieder soweit: Guerrero rannte von Beginn an, spielte gut und sprang niemandem in die Hacken. Willkommen zurück, Paolo! Und jetzt schau gefälligst freundlich. Immerhin ist der HSV nicht abgestiegen. (fred)

4 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Lucas Barrios

Borussia Dortmund's Barrios refreshes himself after the the German Bundesliga first division soccer match against 1. FC Kaiserslautern in Kaiserslautern

Quelle: REUTERS

Lucas Barrios: Überlegen wir doch, was die Überraschungen dieser Bundesliga-Saison waren. Augsburg? Klar. Freiburg. Na sicher. Dazu Gladbach - und Lucas Barrios. Er war ein Meistermacher 2011, er war ein Gesicht der Erfolgsgeschichte des BVB. Dann kam er im Sommer von der "Copa América" mit einer Verletzung zurück, musste gehandicapt zuschauen, wie sich Ersatzmann Robert Lewandowski ins Sturmzentrum und die Herzen der Fans spielte. Und plötzlich war Barrios Banknachbar von Trainer Jürgen Klopp - wenn alles normal lief. Doch für den Mann aus Paraguay war nun nichts mehr normal. Sogar nach China schrieben ihn die Blätter, nur des Geldes wegen würde er gehen. Es war Zeit, dass Barrios wieder sportlich randurfte. Am 33. Spieltag schickte ihn Klopp mit dem Anpfiff gegen den FCK aufs Feld. Barrios machte prompt drei Tore - es war fast wie in der vergangenen Spielzeit. Doch leider: Es waren seine Saisontreffer zwei bis vier. (fred)

5 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Jörg Schmadtke

Bayer Leverkusen - Hannover 96

Quelle: dpa

Jörg Schmadtke: Es ist ein Abschied in den wohl besten Zeiten, die Hannover 96 je durchlebte - zumindest soweit sich der Durchschnittsdeutsche erinnert. Sportdirektor Schmadtke verlässt den Verein, den er mit klugen Personalentscheidungen groß gemacht hat. Das Gesamtpaket habe nicht mehr gestimmt, sagt er - der Beobachter darf spekulieren. Schmadtke selbst spricht von einer privaten Situation, die er nicht von Hannover regeln könne. 96-Kenner halten jedoch auch das Verhältnis zu Trainer Mirko Slomka für wenig belastbar. Es bleibt die bittersüße Gewissheit, dass Schmadtke und Slomka auf diese Weise in die Bundesliga-Geschichte eingehen als das wohl erfolgreichste Duo, das nie wirklich zusammenarbeiten wollte. (fred)

6 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Tom Starke

1899 Hoffenheim v 1. FC Nuernberg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Tom Starke: Da bringt einer seit Monaten, wenn nicht Jahren, sehr gute Leistungen für einen Klub, den die Fußballrepublik nur am Rande registriert. Da wird einer zum Publikumsliebling, zu einem der ersten, den sein Klub 1899 Hoffenheim überhaupt hervorbrachte - und dann versucht man, ihm urplötzlich einen anderen vor die Nase zu setzen. "Tim statt Tom?", titelt die regionale Presse, Trainermanager Markus Babbel wolle plötzlich Tim Wiese verpflichten. Die Fans im Kraichgau fragen sich: Wieso überhaupt? Starke fragt nicht, er sagt: "Ich muss das respektieren, muss es aber nicht verstehen. Es ist derzeit sehr, sehr schwer für mich." Das wiederum kann man verstehen. Genauso wie seine anschließend nicht ganz optimale Leistung beim 2:3 gegen Nürnberg. (fred)

7 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Patrick Helmes

VfL Wolfsburg v SV Werder Bremen  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Patrick Helmes: Für einen, der im Winter noch zwischen Arbeitslosigkeit und Regionalliga pendelte, kann sich diese Bilanz durchaus sehen lassen: Elf Treffer schaffte Wolfsburgs Patrick Helmes in den vergangenen 15 Spielen, zwei davon ermöglichte ihm an diesem Wochenende in aller Großzügigkeit die Abwehr des SV Werder Bremen. Es hatte beinahe bizarre Züge, wie die Herren Naldo, Sokratis und Schmitz den früheren Nationalstürmer des VfL durch ihre defensive Mitte spazieren ließen und zum Toremachen einluden. Helmes, den Trainer Felix Magath vor kurzem noch wie ein Bündel welke Blumen zu entsorgen gedachte, agiert in diesem Frühling tatsächlich wieder in EM-Form - dabei hatte er unter der Woche gar nicht trainiert. Magaths Kommentar dazu: "Wenn er immer zwei Tore macht, wenn er nicht trainiert, dann muss er nächste Woche auch nicht trainieren." Und Helmes' Antwort: "Da muss ich mit meiner Freundin reden, das wird wohl Ärger geben." (jbe)

8 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Marko Marin

-

Quelle: AFP

Marko Marin: "Sensationstransfer", schrieben ein paar Online-Dienste, Marko Marin wechselt zum FC Chelsea - das ist wahrlich nicht die Nachricht, die man an diesem Samstagmittag erwartet hatte. Gut, Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs hat es kommen sehen, auch Trainer Thomas Schaaf. Aber im Team schien es keiner kapiert zu haben. Marin war zuletzt aufgrund einer Oberschenkelverletzung nicht im Training. Aus der Tiefe des Regenerationsraumes überraschte der 23-Jährige dann die Kollegen: "Was? Das wussten wir gar nicht. Der ist zu Chelsea gewechselt? Ich denke, der wurde operiert," erklärte Tim Wiese fassungslos wegen des Transfers - und nicht etwa wegen des schwachen Bremer 1:3 gegen Wolfsburg. Auf seine eigenen Ziele kam der Keeper nicht zu sprechen. Eine "Sensation" dürfte die Bekanntgabe seines neuen Vereins allerdings nicht mehr werden. (fred)

9 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Mario Gomez

FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

Mario Gomez: Für alle, die es nicht mehr wissen: Mario Gomez siedelte einst  für viel Geld von Stuttgart nach München über - doch von Mitgefühl für die alten Kollegen ist beim Bayern-Torjäger keine Spur. In sieben Partien gegen die Schwaben gelangen dem Nationalstürmer nach seinem Wechsel neun Treffer. Einen davon bekam er an diesem Spieltag beim Münchner 2:0 gegen den VfB von Thomas Müller maßgerecht serviert. Dafür bedankte sich der Beschenkte artig mit Küsschen. "Er hat jetzt was gut bei mir," erklärte Gomez in Richtung Müller, der ihm auch im Hinblick auf die Torjäger-Krone (Gomez liegt jetzt bei 26 Treffern, Klaas-Jan Huntelaar bei 27) nachhaltig geholfen hatte. Und was antwortetete Müller, als man ihn fragte, was er sich von Gomez als Entschädigung wünsche? "Einen Haarschnitt." Na dann: Runter mit der Tolle. (jbe)

10 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Michael Ballack

Bayer 04 Leverkusen v Hannover 96  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Michael Ballack: Der frühere DFB-Capitano gab unter der Woche dem Zeit-Magazin ein ziemlich fades Interview. Der Tenor: Früher herrschten noch andere Hierarchien, junge Spieler hatten noch mehr Respekt vor den Alten und sowieso sei heute alles ganz anders. Das ist, mit Verlaub, in etwa so neu wie eine Diskussion um sogenannte "Führungsspieler". Dabei hatte man eigentlich gedacht, Ballack sei auf seiner Abschiedstournee ein bisschen milde geworden. Immerhin, einen kleinen Beweis dafür lieferte er dann doch noch: Nach seinem letzten Heimspiel in der Bundesliga feierte er mit den Fans in der Kurve und brachte seine drei Söhne mit. "Die gehören ja irgendwie auch dazu zu mir, deshalb wollte ich sie dabei haben in diesem Moment," sagte Ballack - vielleicht auch in der Hoffnung, dass ihm in Zukunft im fernen Amerika nervige Interviews erspart bleiben. (jbe)

11 / 11

Bundesliga-Elf des Spieltags:Sebastian Freis

SC Freiburg v 1. FC Koeln  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Sebastian Freis: Nanu, was hörte man da? "Für mich ist es ein schönes Gefühl, gegen meinen Ex-Klub zu treffen", sagte Freiburgs Sebastian Freis. Gerade hatte er das 4:1 gegen Köln erzielt, hatte den FC endgültig ins Endspiel um den Relegationsplatz geschickt - und ließ dann die Erkenntnisse aus dem Einmaleins des Medienseminars für Fußballprofis links liegen. Andere Stürmer jubeln gegen frühere Vereine nicht mal, Freis war ehrlich und zeigte, dass sein Wechsel im Winter durchaus von Emotionen belastet war. Damals waren die Kölner weit besser positioniert, Freiburg hingegen abgeschlagen Letzter. Doch der FC brauchte den Stürmer nicht mehr, Freis musste flüchten - und machte alles richtig. Für den 27-Jährigen läuft es seither ausgezeichnet: Seit dem 24. Spieltag ist er das, was er in Köln eigentlich nie war: Stammspieler. Und das, was viele Kölner in der kommenden Saison vielleicht nicht mehr sind: erstklassig. (fred)

© SZ.de/jbe
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: