Bundesliga: Elf des Spieltags:In Robbens Schatten

Der holländische Lustfußballer überragt sechs Doppeltorschützen, Hannovers Torwart Fromlowitz ist fassungslos und schuldlos zugleich Die sueddeutsche.de-Elf-des-Spieltags

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Fromlowitz, AP

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Florian Fromlowitz

Ein lachendes Gesicht auf weißem Hintergrund - das Trikot von Florian Fromlowitz wirkt wie blanker Hohn. Um den Gemütszustand des Torwarts von Hannover 96 zu deuten, sollte man ihm nicht auf den Bauch schauen, sondern ins Gesicht. Er war enttäuscht, frustriert, fassungslos. Und: schuldlos. Sieben Tore schenkte ihm der FC Bayern ein, keines davon wäre für Fromlowitz zu verhindern gewesen. Er konnte einfach nichts machen gegen diese furios aufspielenden Münchner, mit dieser überforderten 96-Abwehr vor sich. Darüber lachen konnte er aber verständlicherweise auch nicht.

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Texte: Jonas Beckenkamp, David Bernreuther

Maroh, Getty

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Dominic Maroh

Dominic Maroh kann von sich behaupten, er hätte in seiner jungen Karriere schon einiges erlebt: Er wurde überraschend zum Stammspieler befördert, stieg mit dem 1. FC Nürnberg auf, wurde zwischendurch zum Reservisten degradiert und kämpft jetzt gegen den Abstieg. Seit dem Spiel in Freiburg kann Maroh zudem von sich behaupten, er hätte innerhalb von 90 Minuten fast alles erlebt, was einem Fußballer widerfahren kann: Erst köpfte er in der Anfangsphase ein Eigentor, sein erstes in der Bundesliga. Dann köpfte er in der Schlussphase den Treffer zum Anschluss, seinen ersten in der Bundesliga. Und schließlich köpfte er in der Nachspielzeit haarscharf am Tor vorbei.

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Frings, Getty

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Torsten Frings

Zu ungestüm, technisch schwach, nicht torgefährlich - das sind Dinge, die Kritiker dem ausgebooteten Nationalspieler Torsten Frings oft ankreiden. Einer der größten Frings-Kritiker saß am Samstag beim Spiel Wolfsburg gegen Bremen auf der Tribüne: Joachim Löw. Und in der 62. Minute schien es, als wollte Frings dem Bundestrainer unter die Nase reiben, dass er gewandt, technisch beschlagen und torgefährlich ist. Er nahm den Ball per Kopf an, legte ihn genauso geschickt wie gefühlvoll an allen Abwehrspielern vorbei und vollstreckte trocken. Ebenso trocken hatte er zuvor einen Elfmeter verwandelt. Ebenso trocken antwortete er nachher auf eine Frage nach Löw und der Nationalmannschaft: "Das Thema hat sich für mich erledigt. Ich kann Leistung bringen wie ich will, das interessiert ja ohnehin niemanden. Da geht es ohnehin nicht nach Leistung."

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Tosic Podolski, AP

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Zoran Tosic

Das neueste Erfolgsrezept des 1. FC Köln ist es, junge Doppeltorschützen aus dem Hut zu zaubern, die vor wenigen Wochen noch niemand kannte. Zoran Tosic, eine Leihgabe von Manchester United, traf gegen Bochum doppelt, das war ihm schon Ende März gegen Hannover gelungen. Vergangene Woche schoss Adam Matuschyk beide FC-Tore. Lukas Podolski blieb dagegen mal wieder ohne Treffer, daher drängt sich die Frage auf: Wird der Nationalstürmer in Köln künftig nur noch dafür gebraucht, die jungen Doppeltorschützen beim Feiern nach dem Schlusspfiff "Huckepack" über den Rasen zu tragen?

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Cacau, Getty

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Cacau

Wenn ein Spieler des VfB Stuttgart in den Strafraum flankt und der Ball vor dem Tor an Stürmern und Verteidigern vorbeirauscht, dann kann man sich derzeit fast sicher sein, dass am langen Pfosten noch jemand wartet: Cacau. Vor dem 1:1 rutschte eine scharfe Hereingabe durch den Fünfmeterraum, Cacau war per Flugkopfball zur Stelle. Vor dem 2:1 wurde eine Flanke abgefälscht, Cacau staubte ab. Der Brasilianer, der in der Rückrunde bisher neun Treffer erzielt hat, hat entscheidenden Anteil am VfB-Aufschwung. Deshalb will ihn Sportdirektor Horst Heldt nun doch in Stuttgart halten. Auch Cacau signalisierte wieder Gesprächsbereitschaft. Möglicherweise ist es die Aussicht auf die Europa League, die dem Stürmer einen Verbleib in Stuttgart schmackhaft macht.

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Bancé, dpa

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Aristide Bancé

Für den HSV sieht es in der Bundesliga immer düsterer aus. Bei der 0:1-Heimniederlage gegen Mainz lag das zum einen an der erschreckenden Ideenlosigkeit im Angriffsspiel, zum anderen an einem Mann, der am Samstag in Hamburg alles überstrahlte: der Mainzer Stürmer Aristide Bancé. Er erzielte nach einer missglückten Hamburger Abseitsfalle das entscheidende Tor. Kurz darauf kam er etwa an der Mittellinie an den Ball, lief los, dribbelte, wühlte, rannte, stocherte, kämpfte gegen schätzungsweise den gesamten Hamburger Profikader, bis er schließlich kurz vor dem Sechzehner wieder an den Ball kam. Sein Schlenzer wirkte dann allerdings kraftlos und segelte am Tor vorbei. Kann ja nicht alles klappen.

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Rakitic, Getty

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Ivan Rakitic

In der 8. Minute griff Schalke über die linke Seite an, Edu spielte auf Farfan, der passte auf Rakitic. Das sah ganz nett aus, aber nicht zwingend. Doch plötzlich verschwand der Ball für den Bruchteil einer Sekunde, er war mit bloßem Auge nicht mehr wahrzunehmen und tauchte erst im Gladbacher Tor wieder auf. In der Zeitlupe sah man, dass Rakitic die Kugel mit 136 Kilometern pro Stunde und leichtem Effet genau in den Winkel gejagt hatte. Kurz nach der Halbzeit traf Rakitic per Elfmeter zum zweiten Mal. Mit seinem Doppelpack sorgte er dafür, dass Schalke dem FC Bayern die Meisterschaft weiterhin streitig machen kann.

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Müller, dpa

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Thomas Müller

Thomas Müller fällt seltener als andere Bayern-Angreifer durch spektakuläre Aktionen auf. Thomas Müller fällt allerdings oft dadurch auf, dass er im entscheidenden Moment einfach die richtige Entscheidung trifft. Als ihm vor seinem ersten Tor der Ball vor die Füße fiel, zögerte Müller einen kurzen Augenblick. So lange, bis sich Hannovers Torwart ein kleines bisschen bewegt hatte, dann schoss er den Ball platziert ins andere Eck. Auch bei seinem zweiten Tor versenkte er die Kugel unhaltbar, zwischendrin bereitete er noch ein Tor durch Olic vor. Insgesamt kommt Müller in dieser Saison auf zehn Tore und zehn Assists. Das ist äußerst beachtlich, wenn nicht gar spektakulär.

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Olic, ddp

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Ivica Olic

Als hätten sie es beim FC Bayern schon vor dem Hannover-Spiel gewusst, dass es wieder eine Olic-Orgie wird: Noch vor der Aufwärmphase der Spieler moderierte der Münchner Stadionsprecher-Hampelmann Stephan Lehmann ein auf der Videoleinwand eingeblendetes Portrait des kroatischen Duracell-Dauerläufers Olic mit den Worten "er ist immer für ein Tor gut, der große Kämpfer" an.

Als das Spiel dann lief, war klar: Lehmann hatte mit seiner messerscharfen Analyse maßlos untertrieben: Olic war nicht nur für ein Tor gut, sondern sogar für zwei und betätigte sich nicht nur als rackernde Rennmaus, sondern auch als vorbereitender Ersatz-Ribéry. Mit einem sehenswerten Pass spielte er Thomas Müller zum 6:0 frei und ging dann unter tosendem Applaus für Mario Gomez vom Feld.

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Pizarro, Reuters

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Claudio Pizarro

Gegen Wolfsburg war Claudio Pizarro trotz seines orange leuchtenden Trikots auf dem Platz zunächst nur schwer zu finden, doch dann erzielte er per Kopf sein 132. Tor in der Bundesliga (Bild). Es fehlt nur noch ein Treffer bis zum Rekord von Giovanne Elber, der momentan die Bestmarke für ausländische Stürmer in Deutschlands Eliteliga hält. Bei Pizarros aktueller Form (neun Tore in der Rückrunde) ist es nur schwer vorstellbar, dass ihm dieser eine Treffer in den übrigen drei Spielen nicht mehr gelingt.

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Robben, Reuters

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Arjen Robben

Mit den Gegenspielern hielt es Arjen Robben gegen Hannover wie mit fällig gewordenen Verschleißteilen: Einen nach dem anderen ließ der Lustfußballer aus den Niederlanden verbraucht und wirkungslos zurück. Den Anfang machte 96-Linksverteidiger Christian Schulz, der nach einer frühen gelben Karte und einigen weiteren Fouls wegen Rotgefahr bereits in der 37. Minute in die Auswechselgarage musste. In der Folge versuchte sich dann Constant Djakpa, doch auch er bekam Robben nur bei einer rüden Attacke und dem anschließenden Versöhnungsklapps zu fassen und wandelte bald ebenfalls auf dem Platzverweis-Pfad.

Erst dem dritten Hannoveraner Robben-Bändiger Konstantin Rausch gelang es schließlich, ohne Verwarnung und Schleudertrauma auszukommen. Ein Tor erzielte Robben jedoch gegen jedes der drei genannten Verschleißopfer. Chancen für mehr hatte Bayerns Mini-Messi sogar auch noch, doch am Ende beließ er es großmütig bei drei Treffern und freute sich nach dem Schlusspfiff so sehr, dass er beinahe eine Ehrenrunde in der Münchner Arena drehte. Von Kräfteverschleiß war bei ihm keine Spur.

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