Bundesliga-Elf des Spieltags:Gegen Volltreffer hilft nur Wurst

Hoffenheim macht sich Sorgen um ein kleines Kind, das einen Ball mit Wucht gegen den Kopf bekommt. Arjen Robben will es mit der ganzen Welt aufnehmen - und zwischen Pierre-Michel Lasogga und Uli Stein entspinnt sich eine absurde Fehde. Die Elf des Spieltags.

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Jürgen Klopp

Borussia Dortmund - Hamburger SV

Quelle: dpa

Dass Jürgen Klopp eines Tages verstummt und nichts mehr sagen mag zu einem Spiel, ist so unwahrscheinlich wie ein gemeinsames, privates Abendessen zwischen Michael Zorc und Karl-Heinz Rummenigge. Das Reden danach gehört einfach dazu und ist eine Spezialität des BVB-Trainers. Nach dem 0:1 gegen den Hamburger SV ist Dortmund weiter abgerutscht, Klopp mag sich die Tabelle gar nicht mehr ansehen. "Ich bin nicht masochistisch unterwegs", sagte er und erklärte: "Ich weiß ungefähr, wo wir stehen - und zwar kilometerweit entfernt von dem, wo wir hinwollen." Genau gesagt auf Rang 13. Doch der Dortmunder hat ja immer auch ein paar aufmunternde Worte parat. "Heute haben wir den 4. Oktober, das ist der Tiefpunkt - und der Startpunkt für den Rest der Saison." Die Aufholjagd wird sich hinziehen, aber mit einem Redner wie Klopp wird das immerhin ein unterhaltsames Unterfangen.

(ska)

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Pierre-Michel Lasogga

Hamburger SV's Lasogga and team mates celebrate a goal against Borussia Dortmund during the Bundesliga first division soccer match in Dortmund

Quelle: REUTERS

Wer beim Hamburger SV vor dem Spiel bei Borussia Dortmund das Ballnetz getragen hat, ist nicht mit abschließender Sicherheit geklärt. Zuletzt hatte Uli Stein, langjähriger HSV-Torwart, seinem alten Arbeitgeber ja explizit einen Netzschlepper empfohlen: Angreifer Pierre-Michel Lasogga. Der sei von der Sorte Spieler, teilte Stein mit, "die bei uns früher wahrscheinlich nur das Ballnetz getragen hätten, die beim HSV zu meiner Zeit nie gespielt hätten". Hamburgs Trainer Josef Zinnbauer beorderte seinen Stürmer gegen den BVB trotzdem in die Startelf, auch wenn sein Stürmer in der aktuellen Spielzeit noch kein Tor erschaffen hatte. Das holte der 22-Jährige nach 35 Minuten nach. Nach der Partie richtete der designierte Ballnetzträger aus: "Dass Leute meinen Namen in den Mund nehmen, um sich in der Öffentlichkeit wichtig zu machen, interessiert mich nicht. Ich kenne diese Person gar nicht." In der Tat: Der Name des aktuellen aserbaidschanischen Torwarttrainers kann einem schon einmal entfallen.

(jkn)

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Nicolai Müller

Borussia Dortmund - Hamburger SV

Quelle: dpa

Leistung ist ein subjektives Phänomen, das sich in der aktuellen Saison nach verschiedenen Maßstäben bewerten lässt. Als Spieler beim Hamburger SV ist eine gute Leistung nach HSV-Maßstäben normalerweise nicht das gleiche wie eine gute Leistung nach Restliga-Maßstäben, doch Nicolai Müller scherte sich nicht um derlei Kategorien: Gegen Borussia Dortmund zeigte er ein - nach sämtlichen Maßstäben - ganz starkes Spiel. Die leidgeplagte Truppe fand durch ihn zurück zur Torgefahr, mal stand er selbst aussichtsreich vorm Kasten, mal mauserte er sich zum Vorlagengeber - prompt fiel das 1:0 nach 35 Minuten durch Pierre-Michel Lasogga. Keine Angst vor dem Gegner, flink im Kopf und in den Beinen: Das kann der HSV gut gebrauchen.

(ska)

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Tobias Werner

VfL Wolfsburg v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Früher auf dem Schulhof wäre Tobias Werner mit dieser Nummer sicher eine Attraktion gewesen. Den anderen die eigenen Schuhe an den Leib hufen, hihi, hoho. Jungshumor halt, die alte Kinderei. Aber in der Bundesliga? Gegen Wolfsburg trat der Augsburger plötzlich ein bizarres Luftloch und schleuderte einen seiner leicht sitzenden Treter mitten ins Gemächt von Kevin De Bruyne. Der Belgier reagierte empört, er konnte es wohl selbst nicht ganz glauben, was geschehen war. Es gab Gelb, Glück für den Augsburger, dessen schräge Aktion auch mit Rot hätte geahndet werden können. "Das war nie und nimmer Absicht", erklärte der Mittelfeldspieler später: "Ich wollte den Schuh hochschießen und selber auffangen." Achso, na dann.

(jbe)

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Marvin Bakalorz

Bayer Leverkusen - SC Paderborn

Quelle: dpa

So eine Premierensaison bringt allerlei Neues für einen Verein. In Paderborn durften sie sich zuletzt über den ersten Bundesliga-Sieg freuen. Und natürlich über das erste Tor des Monats (Stoppelkamp!). Es folgte die erste dicke Klatsche beim 0:4 in München, der erste Wiesn-Besuch als Erstligist - und nun ziert die Vereinschronik auch die erste rote Karte. Als Ersttäter hat sich in den Büchern Marvin Bakalorz verewigt - und man muss es leider so sagen: Er hat sich diesen Platzverweis beim 2:2 gegen Leverkusen redlich verdient. Vor dem gegnerischen Strafraum wollte der Mittelfeldspieler an den Ball kommen, doch er war viel zu spät dran und senste Bayers Brasilianer Wendell rustikal um. Es wird Zeit, dass sie in Paderborn wieder positive Neu-Erfahrungen machen. Ein erster Bundesliga-Fallrückzieher, ein Comeback nach 0:3 oder eine Polonaise durchs Stadion wären ein Anfang.

(jbe)

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Bernd Leno

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Quelle: AP

Leverkusens Schlussmann hatte ein klares Ziel: den Ball. Bernd Leno war beim 2:2 gegen Paderborn aus seinem Kasten gestürmt, er wollte es so machen wie Manuel Neuer einst gegen Algerien. Keiner rennt so weit nach vorne wie der Münchner Keeper - manchmal müssen eben auch Torhüter den letzten Mann geben. Also steuerte Leno aus seinem Sechzehner, um vor Gästestürmer Süleyman Koc an die Kugel zu kommen. Ein klärender Hieb in Richtung Tribüne, ein geschickter Haken, ein einfacher Pass zum Mitspieler - all diese Optionen wären besser gewesen, als das, was Leno widerfuhr: Er verfehlte den Ball, Koc überholte ihn und schob zum 1:0 ein. Sah blöd aus, das wusste der Bayer-Profi: "Heute habe ich mal die Arschkarte," sagte er.

(jbe)

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Roberto Firmino

1899 Hoffenheim v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Manchmal helfen Zahlen, um die ganze Tragweite einer Geschichte zu begreifen. Im Fall von Hoffenheims Roberto Firmino ist es die Zahl 44. An so vielen Toren war der Brasilianer in den vergangenen 46 Partien der TSG beteiligt. 25 Treffer und 19 Vorlagen, zwei davon bekamen an diesem Spieltag auch die Schalker zu spüren. Firmino nutzte die Ballverluste von Marco Höger im Mittelfeld aus und legte erst dem Kollegen Tarik Elyounoussi vor, und dann Adam Szalai. Die Hoffenheimer spielten stark, sind nun Tabellenzweiter. Wenn man Leute wie Firmino als Ankurbler im Kader hat, ist das auch kein Wunder.

(jbe)

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Markus Gisdol

1899 Hoffenheim v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Der Weg von Hoffenheims Trainer Markus Gisdol führte nach dem 2:1 gegen Schalke direkt in die Fankurve. Nicht, um sich feiern zu lassen, sondern um sich nach einem kleinen Jungen mit einer TSG-Kapuzenjacke und einem Schnuller zu erkundigen. Der hatte vor dem Anpfiff in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena, als sich die Mannschaften warmspielten, den Ball mit voller Wucht an den Kopf bekommen. "Das hat ganz böse ausgesehen. Ein Schock", erklärte Gisdol: "Der Vater hat jetzt aber gesagt, es sieht ganz gut aus. Der Kleine hat was getrunken und eine Wurst gegessen." Dem Chefcoach, selbst zweifacher Familienvater, war die Erleichterung anzusehen. Die Hoffenheimer nahmen die Familie sogar mit in die Kabine, Kapitän Andreas Beck tauschte die Telefon-Nummern aus. "Wir werden uns kümmern", versprach Gisdol.

(jbe)

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Salomon Kalou

Hertha BSC v VfB Stuttgart - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bei der Eröffnung eines Fanhops in der "Mall of Berlin" wäre die Nachfrage nach Salomon Kalous Autogrammen wohl auch ohne diese zwei Tore groß gewesen. Doch so waren sie noch begehrter. Der 29-jährige Ivorer hatte beim 3:2-Sieg gegen den VfB doppelt getroffen, obwohl er sich eigentlich schon bis zur Pause mit einer schmerzhaften Hüftprellung herumquälte und dem Trainer Jos Luhukay signalisiert hatte, dass er nicht mehr lange wird durchhalten können. Sein zweites Tor zum 2:1 erzielte er mit letzter Kraft, als Sandro Wagner schon zur Einwechslung bereit stand. "Ich habe das gesehen, aber ich wollte meinem neuen Verein unbedingt noch helfen", sagte Kalou. So steigt der ehemalige Champions-League-Sieger des FC Chelsea in Berlin schnell zum Publikumsliebling auf.

(schma)

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Karim Bellarabi

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Quelle: AFP

Es sind ereignisreiche Tage für Leverkusens Karim Bellarabi. Kaum war er vor der Saison von seiner Ausleihstation Eintracht Braunschweig zurückgekehrt, galt er erneut als Wechselkandidat. Bellarabi machte sich dann lieber rasch mit dem neuen System von Trainer Roger Schmidt vertraut, bildete sich beim Gegenpressing weiter, traf im Auftaktspiel in Dortmund nach neun Sekunden ins Tor - und rettete Bayer am Samstag nun auch noch einen Punkt gegen den aufmüpfigen SC Paderborn. Bellarabi erzwang Sven Benders Abstauber zum 1:1 per Fernschuss, dann traf er gefühlte neun Sekunden vor Spielende zum 2:2-Ausgleich. Joachim Löw nominierte ihn für die Länderspiele gegen Polen und Irland. Bellarabi hat neben einem marokkanischen Vater und einem ghanaischen Stiefvater auch eine deutsche Mutter, nun wird er den DFB repräsentieren - übrigens als derzeit einziger Vertreter aus Leverkusen.

(jkn)

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Arjen Robben

FC Bayern Muenchen v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Arjen Robben wollte es an diesem siebten Spieltag mit der ganzen Welt alleine aufnehmen, aber da waren nur elf Hannoveraner - und die standen meistens einfach nur da. Das 4:0 der Bayern war eines dieser Spiele, in denen der Holländer nicht zu bremsen ist. Egal, was die Niedersachsen unternahmen, Robben war schneller, kräftiger, wuchtiger, gieriger. Wie ein D-Zug rauschte der Münchner an seinen Gegnern vorbei. Erst erzielte er das 2:0, später das 4:0, dazwischen spielte er ein wenig einer gegen alle. Robben hatte so einen Spaß, dass man Angst haben musste, er würde vor Bewegungsdrang implodieren. "Das war vielleicht das beste Spiel bis jetzt", sagte der Unaufhaltbare selbst. "Arjen ist in einer unglaublichen Verfassung", berichtete Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge. Wenn die Hannoveraner ihr Schleudertrauma überwunden haben, werden sie merken: Da war nichts zu machen.

(jbe)

© SZ.de/jbe/ska/ebc
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