Bundesliga: Elf des Spieltags:Dortmunder Chefzirkler

Ein eingewechselter BVB-Spieler trifft in allerletzter Sekunde in den Knick, ein trauriger Mainzer darf endlich auch Karneval feiern, ganz Freiburg erinnert sich an Rodolfo Cardoso. Die sueddeutsche.de-Elf-des-Spieltags.

11 Bilder

Borussia Dortmund - TSG 1899 Hoffenheim.

Quelle: dapd

1 / 11

Ein eingewechselter BVB-Spieler trifft in allerletzter Sekunde in den Knick, ein trauriger Mainzer darf endlich auch Karneval feiern, ganz Freiburg erinnert sich an Rodolfo Cardoso. Die sueddeutsche.de-Elf-des-Spieltags.

Vielleicht lag es an der allgemeinen Überraschung im Hoffenheimer Abwehrbollwerk, dass nicht etwa Nuri Sahin zum Freistoß antrat, sondern Antonio da Silva (links im Bild). 90 Minuten und ein paar zerquetschte waren im Westfalen-Stadion gespielt, es stand 0:1 aus BVB-Sicht und bereits mehrfach hatte sich Borussia-Keeper Roman Weidenfeller mit aller Kraft in verzweifelte Dortmunder Flanken geworfen - vergeblich. Dann pfiff Schiedsrichter Stark ein letztes Mal und schenkte Jürgen Klopps Elf einen Nuri-Sahin-Moment: 18 Meter vor dem Tor, halblinke Position, perfekte Ausgangslage für einen Kunstschuss, wie ihn Dortmunds Chefzirkler zuletzt gegen die Bayern zeigte. Und dann schoss der eingewechselte da Silva den Ball genau in den Knick, als hätte er noch nie irgendwo anders hingeschossen - überrascht dürfte darüber nicht nur die Hoffenheimer Mauer gewesen sein.

Mainz's Ivanschitz celebrates his goal with team-mate Schuerrle during their German first division Bundesliga soccer match against Bayer Leverkusen in Leverkusen

Quelle: REUTERS

2 / 11

Der Mainzer Trainer Thomas Tuchel wandelte an diesem Spieltag auf den Spuren des Kaisers: Was er anfasste, wurde zu Gold. Oder besser gesagt: wen er einwechselte, der entschied das Spiel. Der für seinen Konzeptfußball bekannte Coach bewies in Leverkusen sein goldenes Wechselhändchen mit der Hereinnahme von Andre Schürrle und Andreas Ivanschitz (rechts im Bild) - jenen beiden Mainzer Märchenhelden, die den Siegestreffer unter sich ausmachten: präziser Pass des Bald-Leverkuseners Schürrle, Abstauber des zuletzt verkannten Österreichers Ivanschitz. Für Letzteren könnte sein Jokertor das Ende einer langen Leidenszeit bedeuten, denn am FSV-Höhenflug hatte der einstige ÖFB-Kapitän zuletzt wegen Formschwäche so viel Anteil wie ein nüchterner Mainzer am Fastnachtsumzug. Ab jetzt feiert er einfach mit.

Juergen Klopp

Quelle: AP

3 / 11

Und wo wir schon bei glückseligen Mainzern sind: Der ewige Herzensmainzer Jürgen Klopp wusste in seiner Rolle als BVB-Coach nach dem dramatischen 1:1 gegen Hoffenheim gar nicht mehr, wohin mit seinen Gefühlen. "Das ist ja wahnsinnig, lächerlich", klagte Klopp ins Sky-Mikrofon, "das ist an Ungerechtigkeit kaum mehr zu überbieten." Gemeint war die Szene, als Schiedsrichter Wolfgang Stark Nuri Sahins Elfmeter wiederholen ließ, weil Lucas Barrios angeblich zu früh in den Strafraum gelaufen war. Aber so ganz wollte Klopp seinem Ärger dann doch nicht klein beigeben und er erinnerte sich plötzlich sichtlich vergnügt an die bemerkenswerte Trotzreaktion seiner Mannschaft nach dem vergebenen Strafstoß: "Was wir heute in der zweiten Halbzeit abgerissen haben, war unglaublich - ich bin superstolz." Frust und Freude können manchmal so nah beieinander liegen.

SC Freiburg - 1. FC Kaiserslautern 2:1

Quelle: dpa

4 / 11

Eines dürfte wohl jetzt schon klar sein: Freiburgs Papiss Demba Cisse wird in dieser Spielzeit souveräner Torschützenkönig - wer sollte auch sonst die Tore für die Breisgauer erzielen? Stefan Reisinger, jener Mann, dem gegen den FCK zwar der Siegestreffer gelang, der in seiner Zeit als "Löwe" aber einst eine legendäre Null-Tore-Saison hinlegte? Oder etwa der Japaner Kisho Yano, zu dem wohl sogar den wenigen Freiburger Trainingskibitzen nur "Kisho wer?" einfällt? Uwe Wassmer? - Längst in Rente. Bleibt also nur jener Cisse, der mit schöner Regelmäßigkeit die Bundesliga-Konkurrenz daran erinnert, dass auch in der zweiten französischen Liga (Cisse kam vom FC Metz) schillernde Stürmerjuwelen verborgen liegen. Der Senegalese und der SC Freiburg - das scheint zu passen wie auch schon die einstigen Breisgauer Torjägergrößen, die so klingende Namen wie Rodolfo Cardoso, Adel Sellimi oder Altin Rraklli trugen.

Borussia M'gladbach v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

5 / 11

Tim Wiese dürfte gepflegt die Nase gerümpft haben, als er Sebastian Mielitz vor den Fernsehkameras stehen sah. Mielitz, das ist der junge Torwart von Werder Bremen, der den verletzten Nationaltorhüter und dessen ebenfalls verletzten Vertreter Christian Vander derzeit vertritt. Wiese belegt auf seiner eigenen Coolnessskala gewiss immer noch Rang eins (selbstredend vor sich selbst und Tim Wiese). Und Mielitz? Der grüßte putzig: "Mama, Papa, hi! Und an meine Freundin und meine Oma." Richtig lässig geht anders. Dabei hatte der 21-Jährige ein großes Spiel gemacht und alles gehalten, was auf sein Tor kam - fast alles, denn bei Per Mertesackers Eigentor hatte auch er keine Chance. Mielitz sagte: "Ich hätte natürlich gerne zu Null gespielt, aber der Per hat es leider nicht zugelassen." Wenn schon nicht cool, dann kann er wenigstens witzig.

Hamburger SV v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

6 / 11

Zwei Torhüter in der "Elf des Tages"? In diesem seltenen Fall sei es erlaubt, denn beide - Frank Rost und Sebastian Mielitz - werden in dieser Saison unter Umständen nicht mehr allzu viele Spiele machen. Bei Rost verhält es sich so: Er knallte am Freitagabend so unglücklich mit Bastian Schweinsteiger zusammen, dass er mit Verdacht auf Innenbandriss ausgewechselt werden musste. Seinem Trainer Armin Veh schwante sofort Böses, denn wenn sich Rost freiwillig auswechseln lässt, "dann muss es schon etwas Schlimmes sein" (Veh). Seine Situation ist kompliziert: Rost fällt mindestens zwei Wochen aus und muss sein Tor räumen für Jaroslav Drobny, den vielleicht besten zweiten Torhüter der Liga. Der lauert ohnehin schon länger auf Rosts Platz - und hat diverse Vorteile: Rost ist 37 Jahre alt, Drobny 31. Rost ist verletzt, Drobny fit. Rost hat das Potential zu einem guten Torhüter, Drobny zu einem sehr guten. Da dürften ihm auch seine mitunter kessen Sprüche nicht zupass kommen.

Claudio Pizarro

Quelle: AP

7 / 11

Als Claudio Pizarro sich seiner historischen Leistung bewusst wurde, rannte er zur Torauslinie, legte sich auf ein Stück Teppich, rollte sich darin ein und wartete bis Carsten Jancker... stopp, falscher Film! Zwar hat Pizarro am Samstagnachmittag beim 4:1 seiner Bremer in Gladbach seinen 134. Bundesligatreffer erzielt und damit den großen Jubler Giovane Elber (der Teppich mit dem Bayern-Logo!) in der ewigen Hitliste der treffsichersten ausländischen Spieler abgelöst. Gejubelt hat er jedoch unspektakulär: Arme nach oben, Zeigefinger in die Höhe - das ist allenfalls biederes Jubelmittelfeld. Stattdessen setzte er sich am Sonntag mit seinen Kindern vor den Fernseher und guckte mit ihnen die DVD seiner 134 Treffer. Pizarro dankbar: "Die jubeln bei jedem Tor noch einmal." Wahrscheinlich so: Die rennen dann zum Fernseher, legen sich auf den Teppich, rollen sich...

Hannover 96 - 1. FC Koeln

Quelle: dapd

8 / 11

Es ist schon ein seltsames Bild, Hannover 96 auf den vorderen Tabellenplätzen thronen zu sehen. Schuld an diesem seltsamen Bild hat zu großen Stücken Didier Ya Konan (links im Bild), der Stürmer von der Elfenbeinküste, der gegen den 1. FC Köln seine Saisontore vier und fünf erzielte. Und was für welche: Ya Konan brauchte nur 15 Minuten, um den Ball erst aus 25 Metern über den Innenpfosten ins Tor zu knallen, dann gedankenschnell aus kürzester Distanz einzuköpfen. Hannovers Erfolgsrezept scheint einfach: Hinten machen die Schmiedekampfs und Stoppelbachs den Laden dicht, vorne trifft Ya Konan. Jubeln tun dann alle zusammen. Wie schön. Heile, heile Hannoveraner Fußballwelt.

Hamburger SV - FC Bayern München 0:0

Quelle: dpa

9 / 11

Man konnte Anatoli Timoschtschuk (rechts im Bild) vor der Saison einiges zutrauen. Zum Beispiel, dass der Ukrainer sehr viele Spiele von der Bank aus erleben wird, dass er ab und zu im defensiven Mittelfeld eingewechselt wird, auch, dass er den FC Bayern schnellstmöglichst verlässt. Und nun? Timoschtschuk agiert seit einigen Spielen in der Innenverteidigung neben Holger Badstuber, macht dabei einen so guten Job, dass man sich fragt, was wohl passiert, wenn der immer wieder Fehler produzierende Abwehrchef Daniel Van Buyten wieder fit ist. Zwei Dinge sind gewiss: Von der aktuellen Verletztenmisere bei den Bayern profitiert vor allem Timoschtschuk. Von dessen Frisur die ganze Liga.

Borussia Moenchengladbach - Werder Bremen

Quelle: dapd

10 / 11

Irgendwo in der Mitte, dort steht Michael Frontzeck, der Gladbacher Trainer, und diskutiert mit den aufgebrachten Anhängern. Dafür allein gebührt ihm Respekt, denn ob der teilweise erschreckend schwachen Leistung seiner Mannschaft gegen Werder Bremen (1:4) wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn er nicht unversehrt aus diesem Pulk herausgekommen wäre. "Man mag es kaum glauben, aber es war ein angenehmes Gespräch", berichtete Frontzeck sogar nach der ungewöhnlichen Diskussion: "Sie wollten wissen, was los ist." Was Frontzeck ihnen antwortete, sagte er jedoch nicht. Deutlicher wurde Sportdirektor Max Eberl: "Es kann nicht angehen, dass wir die Schießbude der Nation sind." Mitten in den Pulk wagte er sich jedoch nicht.

1. FC Nürnberg - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

11 / 11

Ilkay Gündogan hatte es zuletzt nicht immer ganz leicht: Einige vielversprechende Auftritte in der vergangenen Saison hievten den jungen Deutsch-Türken ziemlich plötzlich in den Heldenstatus "Hoffnungsträger" beim 1. FC Nürnberg. Dann verpassten ihm findige Medienmenschen aufgrund seines geschichtsträchtigen Geburtsortes Gelsenkirchen den Beinamen "Nächster Mesut Özil" und beim "Club" glaubten nicht wenige, dass der 19-Jährige bald Messi-mäßige Magie ins Nürnberger Mittelfeld zaubern würde. Vergleichen mit derartiger Prominenz konnte Gündogan kaum gerecht werden und so dauerte es acht Monate, ehe er seinem ersten Bundesligator gegen die Bayern an diesem Wochenende beim Sieg gegen Wolfsburg sein zweites folgen ließ. Und wo er schonmal dabei war, beschenkte der U21-Nationalspieler sich mit der Vorarbeit zu Mike Frantz' Treffer zum 2:1 noch zusätzlich - schließlich hatte Gündogan am Sonntag Geburtstag.

© sueddeutsche.de/ebc/jbe
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: