Bundesliga:Ein Mini-Xavi für den 1. FC Köln

Bundesliga: Verstärkung fürs defensive Mittelfeld: Vincent Koziello wechselt von Nizza nach Köln.

Verstärkung fürs defensive Mittelfeld: Vincent Koziello wechselt von Nizza nach Köln.

(Foto: Nicolas Tucat/AFP)
  • Der 1. FC Köln präsentiert mit dem 22-jährigen Vincent Koziello den nächsten Zugang.
  • Schon der damalige Manager Jörg Schmadtke hatte sich im Sommer für ihn interessiert. Doch Koziello blieb einer der vielen Transfers, die Jörg Schmadtke im Sommer 2017 nicht machte.
  • Verteidiger Konstantin Rausch steht vor einem Abschied aus der Bundesliga. Er möchte mit einem Transfer nach Russland seine WM-Chance wahren.

Von Philipp Selldorf, Köln

Vor rund einem Jahr berichteten englische Medien, der FC Arsenal sei der Konkurrenz einen Schritt voraus in dem Bemühen, den neuen Xavi Hernandez unter Vertrag zu nehmen. Obwohl der echte Xavi, einst das Großhirn des FC Barcelona, bei Al Sadd in Katar immer noch am Ball ist, scheint der Bedarf an Wiedergängern groß zu sein. Sogar einen zwölfjährigen Holländer aus Barcelonas Nachwuchs hat man schon mal zum Nachfolger des Meisters ausgerufen.

Jener neue Xavi, den Arsenal im Blick haben sollte, stammt aber aus Grasse in Südfrankreich und stand beim französischen Erstligaklub OGC Nizza unter Vertrag. Er ist noch ein Stück kleiner als der kleine Spanier (1,68 Meter) und rund zehn Kilo leichter (58 Kilogramm). Jetzt ist Vincent Koziello, 22, jedoch weder in London noch bei dem ebenfalls interessierten AC Mailand gelandet, stattdessen hat er am Mittwoch bei Schneetreiben und garstigen Temperaturen im Franz-Kremer-Stadion am Geißbockheim sein erstes Training beim Bundesliga-Letzten 1. FC Köln absolviert.

Tags zuvor hatte ihn Sportchef Armin Veh willkommen geheißen und gesagt: "Er war von Anfang an mein absoluter Wunschspieler." Die Kölner bezahlen an Nizza eine Ablöse, die im überschaubaren Bereich bei vier Millionen Euro plus Boni liegen soll.

Auf die Verpflichtung von Koziello folgt wohl der Abgang von Rausch

Aus Sicht der Kölner legt Veh, 58, somit einen ziemlich furiosen Einstand als Nachfolger des Ende Oktober dem Abstiegskampf entflohenen Jörg Schmadtke hin. Mittelstürmer Simon Terodde, im Dezember der erste Einkauf unter Vehs Aufsicht, erzielte am Sonntag prompt das 2:1-Siegtor gegen Borussia Mönchengladbach - und nun hat der Manager einen profilierten Spieler verpflichtet, dessen Biografie nicht zu einem Klub passen will, der ja weiterhin mit dem Abstieg in die zweite Bundesliga rechnen muss.

102 Pflichtspiele hat Koziello, der Techniker mit Spielgestalter-Talent, für den französischen Erstligisten Nizza bestritten, Europacup inklusive. Er kommt also gerade zur rechten Zeit für die am Samstagabend anstehende Kölner Schicksals-Begegnung mit dem Hamburger SV. Auch dass am Tag von Koziellos Trainingsstart der Verteidiger Konstantin Rausch nach Moskau reiste, um ein mögliches Engagement beim Erstligaklub Dynamo zu prüfen, erhöht das Ansehen von Vehs Personalpolitik. Während der missglückten Hinrunde hatte Rausch als Alternative zum Wappentier des Klubs firmiert - er war der Lieblingssündenbock der FC-Anhänger, denn seine Flanken sorgten regelmäßig für empörte Zwischenrufe auf den Rängen.

Koziello war einer der vielen Transfers, die Schmadtke im Sommer nicht machte

Dass Schmadtke in einer seiner letzten Amtshandlungen den bis 2019 laufenden Vertrag mit Rausch um ein Jahr verlängert hatte, sorgte nicht nur im Publikum, sondern auch im Verein für Erstaunen. Allerdings hatte Rausch schon lange vor Weihnachten bei den Verantwortlichen den Wunsch hinterlegt, bei Gelegenheit den Klub zu wechseln, dazu könnte es jetzt kommen. Kölner Medien beziffern die mögliche Verkaufsgebühr auf anderthalb Millionen Euro. Mit Jonas Hector und Jannes Horn ist der FC auch ohne Rausch gut besetzt auf der linken Abwehrseite.

Für Vincent Koziello hatte sich im vergangenen Sommer allerdings auch Schmadtke schon interessiert - der junge Mittelfeldspieler war den Kölnern ebenso wie anderen Bundesligaklubs angeboten worden. In Nizza schienen Koziellos Leistungen nach starkem Start in der Ligue 1 zu stagnieren. Auch Hannover 96 zeigte Interesse, musste aber, auch aus finanziellen Gründen, passen.

In Köln blieb Koziello einer der vielen Transfers, die Jörg Schmadtke im Sommer 2017 nicht machte. Die Liste seiner verpassten Einkäufe gehört zu den tragischen Themen dieser Kölner Saison: Der Torjäger Mark Uth, 26, für den der FC vergeblich zehn Millionen Euro geboten hatten, musste auf Geheiß seines Trainers in Hoffenheim bleiben. Angreifer Michael Gregoritsch, 23, war den Kölnern zu teuer und wechselte für fünf Millionen Euro vom HSV nach Augsburg, wo er großen Erfolg genießt. Den Düsseldorfer Ihlas Bebou, 23, fand Ex-FC-Trainer Peter Stöger nicht geeignet - der schnelle Flügelspieler wirbelt nun erfolgreich in Hannover.

Koziello hatte bei Trainer Lucien Favre in Nizza im November seinen Stammplatz verloren. Das hat den Transfer erleichtert, zudem war Nizza zu finanziellen Zugeständnissen bereit, weil der Spieler bereits als Jugendlicher in den Klub kam. Der Vertrag des Franzosen gilt auch in der zweiten Liga, im Grunde hat es sich aber schon jetzt gelohnt: "Ich habe noch nie auf Schnee trainiert", sagte Koziello nach der ersten Übungsstunde.

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