Bundesliga:Dortmund wird zum FC Arsenal

Portugal v Iceland - Group F: UEFA Euro 2016

Derzeit mit Portugal unterwegs, demnächst in Dortmund: Raphael Guerreiro, 22, ist vielseitig einsetzbar.

(Foto: Clive Brunskill/Getty Images)
  • Borussia Dortmund hat bereits gravierende Veränderungen hinter sich - nun kommt auch der Portugiese Guerreiro.
  • Der neue BVB gleicht einer Rasselbande - auch deshalb soll Henrikh Mkhitaryan unbedingt bleiben.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Die Rasselbande des BVB wird immer größer. Am Donnerstag gab Borussia Dortmund die Verpflichtung des Franko-Portugiesen Raphael Guerreiro bekannt, mit 22 Jahren schon einer der Älteren bei der Einkaufswelle des Meisterschaftszweiten. Dortmunds Neuer spielte am Dienstag für Portugal bei der Europameisterschaft gegen Island (1:1), auf seinem Rücken steht allerdings nur der Vorname: Raphael. Portugiesen sind fußballerisch bekanntlich halbe Brasilianer - und die neigen zu Künstlernamen.

Raphael Guerreiro, der von Frankreichs Erstligist FC Lorient kommt, passt exakt in das Jagdschema, mit dem der BVB die Auffrischung seines Kaders betreibt: jung, international, technisch talentiert, schnell und so gerade noch unter dem Radar der zahlungskräftigsten Klubs. Dortmunds Scouting-Abteilung hatte sich zuvor schon den Franzosen Ousmane Dembele, 19, von Stade Rennes gesichert. Davor Mikel Merino, 19, vom spanischen Zweitligisten CA Osasuna.

Zudem Emre Mor, 18, vom FC Nordsjaelland in Dänemark, der bei der EM für die Türkei spielt und dem dort viele einen Wunderkind-Status zusprechen.

Gute Chancen auf Einsatzzeit

Wie seine künftigen Mitspieler hat sich auch Raphael gegen vermutlich lukrativere Angebote entschieden. In Dortmund, das lehren die Jahre unter den Trainern Jürgen Klopp und Thomas Tuchel, sind die Chancen auf Einsatzzeiten wesentlich höher - sogar in der Champions League. Als jüngstes Beispiel kann der BVB seinen Kandidaten stets Julian Weigl präsentieren, der 2015 vom Zweitligisten 1860 München kam und Stammspieler wurde.

Oder den 18 Jahre alten Amerikaner Christian Pulisic, der mit 15 samt Vater nach Dortmund umsiedelte, mit den A-Junioren deutscher Meister wurde, aber auch schon Einsätze in der Bundesliga bekam. Gleiches gilt für dessen A-Jugend-Kollegen Felix Passlack.

Linksverteidiger Guerreiro könnte auch für Frankreich spielen, weil er dort geboren und seine Mutter Französin ist. Er könnte, wegen seiner Technik und seiner taktischen Vielseitigkeit, wohl auch Linksaußen oder irgendwo anders spielen, meinen seine Entdecker in Dortmund. In seinen sechs Länderspielen für Portugal hat er schon zwei Tore erzielt. Raphael ist als Back-up für Marcel Schmelzer gedacht, kann aber ebenso gut Marco Reus auf der offensiven Außen-Position vertreten oder auf die rechte Seite wechseln. Von dort schießt er Ecken und Freistöße für Portugal, trotz eines Cristiano Ronaldo im Team.

Mkhitaryan soll bleiben

Ähnlich geht es mit Emre Mor, von dem man in Dänemark sagt, dass es eine sportliche Katastrophe sei, dass er sich entschieden habe, für die Türkei zu spielen, das Land seines Vaters. Geboren und aufgewachsen ist Mor in Kopenhagen, seine Mutter stammt aus Mazedonien, die dänische ist seine erste Staatsbürgerschaft. Auch Mor wirkt wie ein Bürschchen, aber seine Tempo-Dribblings und Schnittstellen-Pässe sind so unberechenbar, dass sie ihn schon nach zwei, drei Einsätzen im Nationaltrikot den türkischen Messi nennen.

Die BVB-Einkaufstour, die strategisch an die Politik von Arsène Wenger beim FC Arsenal erinnert, ist von langer Hand geplant. "Dembele zum Beispiel", sagt BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, "haben wir schon vor einem Jahr konkrete Angebote gemacht und ihm gesagt: Wir wollen dich unbedingt."

Tipp von Otto Addo

Auf Mor wurde Dortmund durch seinen ehemaligen Spieler Otto Addo aufmerksam, der bei Mors Klub in Dänemark Trainerassistent ist. Der Nächste auf der Liste soll der Ukrainer Oleksandr Zinchenko, 19, vom FK Ufa sein, der beim 0:2 gegen Deutschland zum Einsatz kam.

Dass die Nationalspieler Mats Hummels und Ilkay Gündogan Dortmund verlassen, bringt Dynamik in den Umbau - und mehr als siebzig Millionen Euro in die Transfer-Kasse. Auch Henrikh Mkhitaryan will seinen im Sommer 2017 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Dortmund hat allerdings erklärt, Mkhitaryan dennoch bis zum Vertragsende halten zu wollen und auf eine Ablöse zu verzichten - ähnlich wie einst bei Robert Lewandowski exerziert. Irgendjemand muss auf all die Talente ja aufpassen.

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