Bundesliga:Immerhin Weigl erfreut den BVB

Borussia Dortmund v FC Augsburg - Bundesliga

Julian Weigl (re.): Lange Zukunftsplanung beim BVB

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es kommt nicht oft vor, dass die Dortmunder Fans die Borussia-Profis mit Pfiffen verabschieden, aber am Dienstagabend waren welche zu hören, nach dem 1:1 (0:1) im Bundesliga-Duell gegen den FC Augsburg. Das Unentschieden reicht den Dortmundern vermutlich nicht, um auf einem der vier Plätze zu überwintern, die am Ende der Saison zur Champions-League-Teilnahme berechtigen, weil am Mittwoch die heimstarken Hoffenheimer und Berliner noch vorbeiziehen können. Entsprechend enttäuscht waren die Fans, aber auch Trainer Thomas Tuchel: "Wir haben sehr gut begonnen und dann komplett den Faden verloren. Es ist mir schleierhaft warum."

Augsburgs Sportchef Stefan Reuter hingegen war verständlicherweise "sehr zufrieden" mit dem Punktgewinn, durch den sein Team Platz zwölf festigte. Die spielfreie Zeit will Reuter nun nutzen, um "Gespräche zu führen und zu analysieren". Dabei geht es um die Trainerfrage. Der nach der Entlassung von Dirk Schuster als Interimslösung vom Nachwuchs- zum Chefcoach beförderte Manuel Baum ist zwar nicht prominent, hat aber gute Arbeit abgeliefert.

Bei seiner Premiere am Wochenende hatte es ein 1:0 gegen Mönchengladbach gegeben; es kann sein, dass er bald eine frohe Botschaft erhält. Am letzten Spieltag vor der Winterpause bescherte aber zunächst Borussia Dortmund seinen Fans in dem mit 81 360 Zuschauern vollbesetzten Stadion eine solche Botschaft: Kurz vor Anpfiff verkündete Nationalspieler Julian Weigl, dass er seinen bis 2019 gültigen Vertrag um weitere zwei Jahre bis 20121 verlängert hat.

Für seinen Coach ist der 21 Jahre alte Mittelfeldmann "definitiv ein Schlüsselspieler", wie er unlängst bekräftigte. Tuchel setzt ihn gern als Scharnier zwischen Abwehr und Angriff ein. Am Dienstag agierte Weigl ausnahmsweise vor einer Dreierkette, die mit Matthias Ginter sowie den Spaniern Marc Bartra und Mikel Merino bestückt war. Für den 20 Jahre alten Merino war es erst der dritte Einsatz in der Bundesliga.

Tuchels Umstellung wirkt

Die Abwehrvariante war für Dortmunder Verhältnisse also unüblich, sowohl personell als auch taktisch; sie war der jüngsten Verletzungsmisere geschuldet. Die ungewohnte Aufstellung verhalf Augsburg nach einer guten halben Stunde zum 1:0. Bartra kickte beim Spielaufbau den Ball in die Füße seines Augsburger Innenverteidiger-Kollegen Hinteregger, der rannte auf und davon, zog das halbe Dortmunder Team auf sich und brachte damit das Abwehrkonstrukt zum Kollabieren. Augsburgs Moravek konnte den Ball jedenfalls im Anschluss auf die verwaiste linke Angriffsseite spielen, zum allein gelassenen Ji. Der Südkoreaner scheiterte beim ersten Schuss noch an BVB-Torhüter Weidenfeller, brachte den Abstauber aber im Netz unter (33.).

Es war das siebte Mal nacheinander, dass die Dortmunder in Rückstand geraten waren. "Das ist in der Häufigkeit absoluter Wahnsinn", schimpfte Tuchel: "Das macht mir auf jeden Fall Sorge." Der Coach reagierte, zog noch vor der Halbzeit seinen zunächst offensiv ausgerichteten Kapitän Schmelzer etwas weiter zurück und nahm in der Pause dann Bartra heraus und tat Sven Bender hinein. Die Umstellungen wirkten, zu Beginn der zweiten Halbzeit überrumpelten die Westfalen ihre Gäste. Nach einem von Weigl an der Mittellinie eingeleiteten Angriff steckte Kagawa im Strafraum zu Dembelé durch, und der Franzose beendete die Kombination mit dem Ausgleich (47. Minute).

Dass Dembelé mitwirken konnte, war fraglich gewesen, weil er beim 2:2 in Hoffenheim am Samstag mit einer Oberschenkelprellung vom Platz getragen wurde. Die andauernden Fouls an dem flinken Flügelflitzer hatten Tuchel am Wochenende in Rage gebracht, auch die Augsburger wussten sich oft nicht mit anderen Mitteln zu helfen. Dembelé war nämlich erneut der auffälligste Dortmunder, er brachte Augsburgs Hintermannschaft bis zu seiner Auswechslung (81.) häufig in Verlegenheit.

Die größten Torchancen hatten aber seine Kollegen, zum Beispiel Götze mit einem Pfostentreffer (9.), Aubameyang bei einem Kopfball (11.) und später einem Seitfallzieher (50.) oder Kagawa, der den Ball nach einer schönen Staffette nicht mehr richtig traf (59.). Selbst der knapp 1,90 Meter große Merino bekam eine Gelegenheit bei einem Kopfball, den Torwart Hitz, Augsburgs bester Mann, zur Ecke lenkte (26.). "Sicher haben wir auch in der ein oder anderen Situation großes Glück gehabt", gab Reuter zu. Mit fortschreitender Spieldauer gingen den Dortmundern indes die Ideen und die Kräfte aus, "wir haben unsere Druckphase nach der Halbzeit nicht konsequent durchgezogen", haderte Tuchel, "nur bis zur 70. Minute." Zwar hatten Aubameyang und der eingewechselte Schürrle am Ende noch Einschussmöglichkeiten, doch in der Nachspielzeit mussten die Dortmunder froh sein, dass der FCA einen seiner wenigen Konter nicht nutzte.

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