Bundesliga:Dortmund grüßt von oben

Spitzenreiter - zum ersten Mal seit 2614 Tagen. Dortmund besiegt in letzter Sekunde einen bissigen 1. FC Köln und steht zumindest bis Samstag ganz oben. Podolski macht nach seiner Vereinskritik ein starkes Spiel - sein Tor reicht aber nicht.

Borussia Dortmund ist nach 2624 Tagen wieder Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Die "Überflieger" von Trainer Jürgen Klopp verlängerten mit dem 2:1 (1:0) beim 1. FC Köln ihre Siegesserie auf sieben gewonnene Spiele und übernahmen dank des ersten Saisontors von Jakub Blaszczykowski (20. Minute) und des Last-Minute-Treffers des türkischen Nationalspielers Nuri Sahin (90.+1) erstmals seit dem 9. August 2003 die Spitze. "Es ist bewundernswert, mit welcher Gier die Mannschaft weiterspielt", sagte Klopp.

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Da oben wollen wir stehen: Dortmunds Jakub Blaszczykowski zeigt die Marschrichtung an, nachdem er mit seinem 1:0 den Grundstein für den Dortmunder Sieg gelegt hatte.

(Foto: AFP)

Nach dem 1:1 durch Lukas Podolski (82.) sah es bis zur Nachspielzeit nach einem Remis aus. "Am Ende ist es verdient. Der Plan war, dass wir bis zum Ende dran glauben", sagte Klopp. "Wenn du oben stehst, hast du eben auch manchmal ein bisschen Glück", meinte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Mainz 05 kann den Champions-League-Gewinner von 1997 aber schon am Samstag wieder ablösen. Der FC hatte sich am Freitag vor 50 000 Zuschauern im ausverkauften WM-Stadion von 2006 verbissen gewehrt und war durch Podolski zum verdienten Ausgleich (82.) gekommen. Nach dem fünften Spiel ohne Sieg gerät Köln aber immer mehr unter Druck. "Die Mannschaft ist natürlich sehr enttäuscht und total niedergeschlagen. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt gegen eine starke Dortmunder Mannschaft", sagte der Kölner Martin Lanig. "Kurz vor Schluss kassieren wir das 2:1, schlimmer kann es gar nicht sein."

Die Rollen vor dem 75. Erstliga-Westderby der alten Rivalen waren klar verteilt: Die BVB-Profis reisten nach sechs Siegen und den 3:1-Erfolgen in Stuttgart, Schalke und St. Pauli mit großem Selbstbewusstsein Richtung Köln, beim FC war nach der heftigen Kritik von Podolski an Vereinsführung und Kollegen sowie der umstrittenen Länderspielreise von Keeper Faryd Mondragon richtig Feuer unterm Dach.

FC-Chefcoach Zvonimir Soldo, bei der Vorstellung von den eigenen Fans mit Pfiffen bedacht, reagierte, nahm den 39-jährigen Kolumbianer nicht einmal in den Kader und verhalf somit dem 18 Jahre jüngeren Kroaten Miro Varvodic zum Bundesligadebüt.

Podolski schien sich selbst zu therapieren - mit seinem Traumtor in den Winkel schien sich der Nationalspieler all den Vereinsärger der jüngeren Vergangenheit von der Seele geschossen zu haben. Immer wieder trommelte er auf das Vereinswappen auf seiner Brust - war am Ende nach der Niederlage aber wieder tief frustriert.

Der BVB lief wieder mit dem von einer Grippe genesenen Kevin Großkreutz, aber ohne den verletzten Patrick Owomoyela auf. Es wurde ein offener Schlagabtausch. Lucas Barrios (6.) köpfte unbedrängt über das FC-Tor, auf der Gegenseite traf Podolski mit dem schwächeren rechten Fuß das Aluminium (10.), BVB-Keeper Roman Weidenfeller klärte im Nachschuss gegen Christian Clemens. Bei Barrios' Kopfball an die Latte (16.) war das Glück noch auf FC-Seite, vier Minuten später fiel nach einer Flanke von Shinji Kagawa in Kooperation zwischen Barrios und Blaszczykowski das 0:1. Die rund 5000 BVB-Anhänger skandierten "Spitzenreiter, Spitzenreiter", der aber eines versäumte: das zweite Tor nachzulegen.

Marcel Schmelzer (22.) traf das Außennetz, Barrios scheiterte erneut per Kopf (42.), der nicht immer sicher wirkende Varvodic klärte gegen Kevin Großkreutz (44.). Der FC, letztmals am 23. August 2003 (1:0) gegen Dortmund siegreich, hatte bei einem abgefälschten Podolski-Schuss (28.) und einem Petit-Freistoß (30.) seine Möglichkeiten.

Podolski und Co. waren leicht unterlegen, gaben aber nicht klein bei und standen in der 57. Minute vor dem 1:1, als Adam Matuschyk nach Vorarbeit von Fabrice Ehret und Martin Lanig aus fünf Metern per Kopf scheierte. Weidenfeller entschärfte einen Petit-Freistoß aus gut 30 Metern (61.) und einen Lanig-Schuss (67.) - Dortmund wackelte, weil Kölner immer vehementer auf den Ausgleich drängte und diesen auch durch Podolski schaffte. Doch am Ende stellte die Klopp-Elf mit dem siebten Sieg in Serie den Vereinsrekord von 2008/2009 ein.

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