Bundesliga:DFB fordert Sperrung der Dortmunder Südtribüne

Borussia Dortmund - RB Leipzig

Auf der Dortmunder Südtribüne halten BVB-Anhänger diffamierende und verunglimpfende Banner gegen RB Leipzig in die Höhe.

(Foto: dpa)
  • Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) fordert die Sperrung der Dortmunder Südtribüne.
  • Die Forderung ist die Reaktion auf Verunglimpfungen und Diffamierungen von BVB-Anhängern gegen RB Leipzig.
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Borussia Dortmund muss nach den Zuschauer-Vorkommnissen beim Bundesligaspiel gegen RB Leipzig harte Strafen befürchten. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) fordert die Sperrung der Stadion-Südtribüne in einer Erstligapartie und 100 000 Euro Strafe. Einen entsprechenden Antrag hat das Gremium dem BVB am Freitag zugestellt, wie der DFB mitteilte.

"Eine derartige Verunglimpfung und Diffamierung von einzelnen Personen und Vereinen durch Transparente und Schmähgesänge ist nicht hinnehmbar und muss konsequent sanktioniert werden", sagte Anton Nachreiner als Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses zum Antrag seines Gremiums. "Dasselbe gilt auch für den Einsatz von Pyrotechnik", sagte Nachreiner weiter: "In beiden Punkten gab es gravierendes Fehlverhalten von Teilen der Dortmunder Zuschauer, das ein massiveres Eingreifen der DFB-Organe erfordert." BVB-Anhänger hatten RB-Leipzig-Offizielle und den Verein insgesamt auf Spruchbändern und mit Gesängen massiv beleidigt und diffamiert.

Zudem waren vor dem Spiel Gäste-Fans mit Gegenständen, unter anderem mit Steinen, beworfen worden. Es hatte zehn Verletzte gegeben. Diese Ausschreitungen werden nicht vom DFB sanktioniert, da sie sich außerhalb des Stadions zugetragen haben.

Sperre könnte schon gegen Wolfsburg greifen

Die Borussia reagierte zurückhaltend: "Der BVB wird diesen Antrag sorgfältig - auch vor dem Hintergrund der bisherigen Ermittlungsergebnisse - prüfen." Sollte die Sanktion schnell rechtskräftig werden, indem der BVB dem Strafantrag zustimmt, würde die Sperre bereits am 18. Februar im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg greifen. Eine Schließung der Tribüne und die damit verbundene massenhafte "Aussperrung" von Kartenbesitzern dürfte eine organisatorische Herkules-Aufgabe werden.

Die "Süd" ist mit 25.000 Zuschauern die größte Stehplatztribüne in Europa und das Herz der Dortmunder Fanszene. Die Schließung wäre ein schwerer Schlag gegen den BVB, der auf ein Drittel seiner gewohnten Anhänger-Schar im Stadion verzichten müsste. Die ebenfalls beantragten 100.000 Euro Geldstrafe sind für den BVB eher zu verkraften.

Spielraum, den Antrag des Kontrollausschusses zu kippen, hätte das DFB-Sportgericht kaum: Wegen Zuschauerausschreitungen spielte der BVB zuletzt unter besonderer Beobachtung. Am 8. Juli 2016 war vom DFB-Sportgericht ein Teilausschluss für den Unterrang der Südtribüne auf Bewährung ausgesetzt worden. Offen blieb zunächst, ob die Dortmunder überhaupt vor das Sportgericht ziehen.

Die beantragte Strafe bezieht sich derweil ausdrücklich nicht auf die schweren Krawalle im Umfeld des Stadions, bei denen mehrere Leipziger Fans und Polizisten verletzt wurden. "Hier liegt die alleinige Zuständigkeit bei den staatlichen Stellen", teilte der DFB mit.

BVB-Bosse bitten um Entschuldigung

Zuvor hatte sich der BVB einsichtig gezeigt und in den vergangenen Tagen versucht, die Wogen zu glätten, die Klub-Spitze hatte sich am Donnerstag mit ihren Leipziger Pendants zum Krisengipfel getroffen. "Keine sportliche und emotionale Rivalität rechtfertige die verbalen Verunglimpfungen und persönlich beleidigenden Transparente gegen Leipziger Offizielle sowie die gewalttätigen Attacken auf RBL-Fans", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Borussia und RB.

BVB-Präsident Reinhard Rauball und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke baten bei Leipzig-Vorstand Oliver Mintzlaff und Sportdirektor Ralf Rangnick um Entschuldigung für die Vorkommnisse, als gemeinsames Ziel gaben sie die "Versachlichung der Beziehungen auf Führungsebene" aus. Bereits im Rahmen des Pokalspiels am Mittwochabend in Dortmund gegen Hertha BSC hatte der BVB auf Wiedergutmachung gesetzt. Kapitän Marcel Schmelzer verlas per Video vor dem Anpfiff eine offizielle Entschuldigung: "Wir Spieler waren und sind sehr entsetzt, was passiert ist", hieß es da. Auf der Südtribüne hielten die Fans Plakate mit dem Slogan "Gegen Gewalt" hoch. Platz für weitere Entschuldigungs-Plakate dürfte auf der "Süd" in Kürze zur Genüge sein.

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