Bundesliga:Der BVB kann noch gewinnen

Bundesliga: Der ganze BVB jubelt, weil Sokratis (links) zur Führung trifft.

Der ganze BVB jubelt, weil Sokratis (links) zur Führung trifft.

(Foto: Michael Probst/AP)

Von Johannes Aumüller, Mainz

Nein, diese Person am Spielfeldrand sah eindeutig nicht aus wie Peter Bosz. Dort stand kein glatzköpfiger Herr im feinen Zwirn, sondern ein Mann mit Jeans und einem geradezu Klopp-verdächtigen Käppi. Aber kaum hatte das Spiel von Borussia Dortmund in Mainz begonnen, da mochte den einen oder anderen BVB-Sympathisanten der schreckhafte Gedanke befallen, als habe sich der umstrittene Niederländer in einer Verkleidung in den Innenraum geschlichen. Denn die Spieler in Schwarz-Gelb formierten sich ziemlich rasch zu folgender Grundordnung: hinten eine Viererkette, davor in Gestalt von Julian Weigl nur ein sogenannter Sechser und insgesamt ein eher vorwärts orientiertes 4-3-3-System. Und das war nun just das Modell gewesen, für das der Trainer Bosz zuletzt gescholten worden war.

Dortmunds neuer Trainer Peter Stöger hat den Anhängern seines neuen Klubs in seinem Premierenspiel aber nicht nur einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Sondern ihnen und sich selbst ein lange nicht mehr gekanntes Gefühl beschert. Mit 2:0 (0:0) gewannen die Dortmunder am Ende - und feierten nach acht sieglosen Spielen hintereinander wieder einmal einen Sieg.

Dortmund tut sich lange schwer

Und für Stöger selbst war es der erste Saisonsieg überhaupt. "Die Freude ist groß", sagt er, "die Erleichterung auch."

Der Österreicher war ja kurioserweise erst vor wenigen Wochen als Trainer einer Auswärtself in Mainz gewesen, damals betreute er noch den 1. FC Köln; und an dieses Spiel hat er wie an nahezu alle Kölner Spiele der laufenden Saison keine sonderlich guten Erinnerungen. 0:1 endete die Partie damals, unter anderem wegen einer grotesken Elfmeter-Entscheidung für Mainz.

Nun reiste Stöger also zu seinem ersten Pflichtspiel als Trainer von Borussia Dortmund an. Die Instabilität der Defensive war in den vergangenen Wochen die Hauptkritik an seinem Vorgänger gewesen, und insofern schien es nur konsequent, dass der Österreicher im Aufbau der Defensive seine ersten Akzente setzte. Gleich drei Wechsel nahm er im Vergleich zu Dortmunds 1:2 gegen Werder Bremen am vergangenen Samstag vor: Julian Weigl, Ömer Toprak und Jeremy Toljan kamen ins Spiel, dafür mussten Marc Bartra, Neven Subotic und Mahmoud Dahoud raus. Aber das 4-3-3-System hielt auch Stöger für das geeignete für seine Mannschaft.

Es schimmerte zwar durch, dass es ein paar Unterschiede geben sollte zwischen Stögers 4-3-3 und Bosz' 4-3-3 und dass sich das Ganze deutlich kompakter gestalten sollte als in den vergangenen Wochen. Aber am Anfang gelang das noch nicht so recht. Die erste kleinere Chance gehörte den Mainzern, als Suat Serdar aus 20 Metern aufs Tor schoss. Und die erste größere Chance gehörte auch den Mainzern, als Suat Serdar nach sechs Minuten die Latte traf. Nach 13 Minuten gestattete Dortmunds Abwehr den Mainzern eine kleine Kombination, an deren Ende Danny Latza übers Tor zielte, und kurz danach konnte Abdou Diallo noch aufs BVB-Tor köpfeln.

Und die Dortmunder? Die hatten zwar viel mehr Ballbesitz und viel mehr Eckbälle als der Gegner, brachten aber über fast 40 Minuten nicht viel mehr zustande als einen Drehschuss von Mittelstürmer Pierre-Emerick Aubameyang (18.), der weit vorbei ging, und einen Schuss von Shinji Kagawa (32.), der ähnlich weit vorbei ging.

Kagawa hätte alles klar machen müssen

Doch kurz vor der Pause begann sich das Bild zu wandeln. Aubameyang hätte die Führung erzielen können, als er nach einem langen Ball und einer Mainzer Unaufmerksamkeit allein vor dem gegnerischen Torwart Robin Zentner auftauchte, doch er schoss rechts am Tor vorbei. Kurz danach musste Zentner einen Schuss von Raphael Guerreiro mit den Fingerspitzen parieren. Nach dem Seitenwechsel glückte dem BVB tatsächlich die Führung: Nach einem Freistoß von links landete der Ball bei Sokratis, der aus zehn Metern zum 1:0 einschoss. Zwar gelang es den Mainzern danach noch einige Male, in Tornähe zu kommen. Aber insgesamt wirkten die Dortmunder in dieser Phase schon stabil. Und spätestens in der 70. Minute offenbarte sich den Dortmunder Fans, dass dieser Mann mit dem Käppi am Seitenrand auf keinen Fall Peter Bosz sein konnte. Denn dieser entschied sich angesichts der knappen Führung, den Außenstürmer Christian Pulisic rauszunehmen und den defensiveren Mahmoud Dahoud zu bringen. Das klingt nach einer logischen Maßnahme, aber Stögers Vorgänger Bosz war auf einen solchen Dreh in seinen Dortmunder Wochen eher selten gekommen. Zehn Minuten vor Schluss hätte Kagawa für Dortmund schon alles klar machen müssen, aber er scheiterte an Zentner. Doch das holte er dann eine Minute vor dem Abpfiff nach - als er bei einem Konter eine Vorlage von Aubameyang zum 2:0 traf und den ersten Dortmunder Sieg nach acht Spielen sicherte.

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